Pflanzen So sammeln Sie Saatgut selbst
„Ich gehe im Spätsommer und Frühherbst immer mit einem kleinen Beutel durch meinen Garten!“, verrät Brigitte Goss. Darin sammelt sie keine Schnecken, sondern die Samen ihrer Lieblingsblumen ein. Das geht einfach und schont den Geldbeutel. Wäre doch viel zu schade, wenn wir das nicht auch machen! Tipps der Gartenexpertin, damit auch Sie sich bald über Blumen, Kräuter und Gemüse aus eigenen Samen freuen können.
Blumen- und Kräutersamen zu sammeln ist kinderleicht. Bei Gemüse ist es jedoch wichtig, auf die richtigen Pflanzen zu achten. Eines schon mal vorweg: Finger weg von Kürbisgewächsen! Denn hier sollten Sie auf keinen Fall eigenes Saatgut ernten.
Eigenes Saatgut gewinnen
Blumen:
Einige einjährige Blumen bilden im Überschwang Saatgut. Zum Beispiel:
- Wicken
- Ringelblumen
- Tagetes
- Malven
- Kapuzinerkresse
- Cosmea
- Zinnien
Werden die Blüten nicht entfernt, bilden sich nach der Blüte Samen aus. Ein wenig Geduld ist erforderlich, denn es dauert, bis die Samen und Samenhüllen braun und trocken sind. Da im Spätsommer die Luftfeuchtigkeit in der Nacht auch ohne Regenwetter hoch ist, sollten die Samen in trockenen Innenräumen nachtrocknen.
Kräuter:
Viele Küchenkräuter eignen sich hervorragend zur eigenen Saatguternte. Zum Beispiel:
- Koriander
- Dill
- Rukola
- Petersilie
- Borretsch
Tipp:
In einer netten Verpackung sind diese Samen ein schönes Mitbringsel für Gartenfreunde.
Gemüse:
Früher wurden Gemüsesorten selbst vermehrt und von Generation zu Generation weitervererbt. Durch diese jahrzehntelange Tradition entstanden regionale Sorten, die an den jeweiligen Boden und das regionale Klima angepasst sind.
Heute lohnt es sich selten, eigenes Saatgut zu ernten, da es bei vielen Gemüsekulturen (wie Karotten und Kohlarten) kompliziert und aufwendig ist. Doch bei Gemüseraritäten, die kaum im Handel zu bekommen sind, wird die Saatgutgewinnung zur Rettungsaktion.
Bei der Auswahl der Pflanzen für die Samenernte von samenfesten Sorten (= Pflanzen, aus deren Saatgut wieder eine "gleiche Pflanze" wächst) können Sie gezielt bestimmte Eigenschaften fördern. Entnehmen Sie Saatgut aus Früchten wuchsfreudiger, reichtragender und gesunder Pflanzen. Trockenheitsresistenz oder die frühere Fruchtreife können ebenfalls wichtige Auswahlkriterien sein.
Nassreinigung - am Beispiel von Tomaten
Für die Samenernte eignen sich samenfeste Sorten von Fruchtgemüse, beispielsweise Tomaten. Die Samen der Fruchtgemüse sind immer im Fruchtfleisch eingebettet.
Und so geht's:
- Samen entnehmen: Nehmen Sie mit einem Löffel die Samen aus einer überreifen Frucht einer Pflanze, die ertragreich und gesund ist.
- Pflanzenreste entfernen: Anhaftende Pflanzenreste (beispielsweise bei Beeren) entfernen Sie, indem Sie die Samen in einem Sieb unter einem Wasserstrahlabspülen.
Tomatensamen lassen sich nicht so leicht reinigen. Die Samen der Tomaten können Sie durch eine Nassreinigung mit Gärung reinigen. Geben Sie hierfür die Samen in ein Gefäß mit etwas Wasser und lassen es 2 bis 3 Tage an einem zimmerwarmen Ort stehen. Nach dieser Zeit hat sich die gallertartige Schicht um die Samen aufgelöst.
- Samen trocknen: Die Samen können getrocknet werden, sobald sie sich rau anfühlen und auf den Grund des Glases abgesunken sind. Spülen Sie die Samen durch ein Sieb gut ab. Anschließend sollten die Samen auf einem Filterpapier oder Kaffeefilter an einem warmen Platz (nicht über 35 Grad) zügig trocknen.
- Samen aussäen: Die Samen keimen auch, wenn Sie sie auf einem Papierküchentuch trocknen und Ende Februar bis März zur Aussaat mit dem Papier in die Erde stecken.
Achtung: Von diesen Pflanzen sollten Sie auf keinen Fall eigenes Saatgut gewinnen!
F1-Hybridsorten (= erste Generation Nachkommen deutlich unterschiedlicher Elterntypen, also eine wilde Mischung) von Fruchtgemüsen sollten Sie immer neu kaufen, da sich aus den Samen in der nächsten Pflanzengeneration meist völlig degenerierte Pflanzen entwickeln.
Ernten Sie keine Samen von Kürbisgewächsen wie Gurken, Zucchini und Kürbissen. Hier können sich ohne gezielte Bestäubung schlechte Eigenschaften einschleichen. Sie kreuzen sich auch mit ungenießbaren Zierkürbissen. Dies kann im nächsten Jahr sogar zu Pflanzen mit giftigen Früchten führen.
Lagerung des Saatgutes
Die Lagerung des Saatgutes wirkt sich auf die Keimfähigkeit aus. Lagern Sie Saatgut daher:
- kühl (zwischen 4 und 10 Grad)
- dunkel
- trocken
- sicher vor Mäusen und Motten.
Ideale Behältnisse sind luftdichte Schraubgläser oder Dosen, in die auch einzelne Samentüten zusammengepackt werden können. Restfeuchte wird durch die Zugabe von Silikat-Kissen aufgenommen.
Tipp:
Vergessen Sie die Beschriftung nicht, sonst beginnt im nächsten Jahr das Rätselraten.
Viel Erfolg beim Sammeln wünschen Brigitte Goss und "Wir in Bayern"!