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Zwischen Spessart und Karwendel Vegetarisches Hirn aus dem Bayerischen Kochbuch

In vielen Haushalten steht es, das dicke blaue Bayerische Kochbuch. Seit über 80 Jahren ein Bestseller, rund 1,6 Millionen Exemplare wurden bislang verkauft. Und wohl kaum ein anderes Buch wird in Bayern so ausgiebig studiert.

Stand: 29.01.2016 | Archiv

Appetitlicher Bestseller: Das Bayerische Kochbuch

Die Wiege des Bayerischen Kochbuchs liegt in Miesbach

Doch die Erfolgsgeschichte geht sogar noch weiter zurück. 1910 erscheint an der Miesbacher Frauenschule die erste Auflage, ein Kochbuch zur "Vernutzung in Wanderkochkursen". 14 Auflagen später nimmt sich die engagierte Miesbacher Lehrerin des Kochbuches an. Maria Hofmann gibt es ab 1932 als "Bayerisches Kochbuch" heraus. 65 Jahre lang, bis zur Ihrem Tod 1998 wird sie es immer wieder überarbeiten und erweitern. Inzwischen hat ihr Neffe Helmut Lydtin ihr Erbe übernommen, heute ist er der Herausgeber.

Die Miesbacher Frauenschule

Das Bayerische Kochbuch entstand in seiner Urform in der Miesbacher Frauenschule.

Die Miesbacher Frauenschule war damals Avantgarde, ein Meilenstein der Emanzipation. Um die Jahrhundertwende gehörte sie zu den ersten an denen Frauen eine Berufsausbildung machen konnten. Eine Schule für höhere Töchter, die selbständig sein wollten. Aber auch eine Institution, die das Leben auf dem Land verbessern sollte, zum Beispiel mit Wanderkochkursen. Im Winter, wenn die Arbeit auf dem Feld ruhte, reisten die Miesbacher Wanderlehrerinnen in die Dörfer, mit eigenem Kochgeschirr und mobilem Herd, und unterrichteten gesundes Kochen.

"Und für diese Kochkurse hat dann die Schule ein Kochbuch geschrieben, weil es schon damals das Bedürfnis gab, einen Lehrplan zu erstellen und nicht jede Wanderlehrerin nach eigenem Gutdünken kochen durfte, oder sollte, darum hat man gesagt, jetzt machen wir ein Kochbuch"

Regina Frisch, Wissenschaftlerin

Das Kochbuch ist ein spannender Zeitzeuge

Neuerscheinung

Regina Frisch hat ein Buch über das Buch geschrieben. Am 15. September 2016 erscheint die "Biographie eines Kochbuchs - das Bayerische Kochbuch erzählt Kulturgeschichte" im Verlag Friedrich Pustet.
Ein Buch, das nebenbei auch die Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts erzählt.

Finanziert wurde der Druck übrigens durch Crowdfunding im Internet.

Regina Frisch, Sprachwissenschaftlerin aus Würzburg, besitzt bereits 45, der insgesamt 56 Auflagen des Bayerischen Kochbuchs. Beim Vergleich der Auflagen konnte sie die Geschichte des Bayerischen Kochbuchs rekonstruieren.

So war Anfang des letzten Jahrhunderts schon einmal die vegetarische Küche "en vogue", wenn auch aus ganz anderen Gründen als heute. Und sogar die Politik mischte sich ins Kochbuch ein. Im Ersten Weltkrieg, wurden Gerichte mit französischem Namen einfach umbenannt, aus Boeuf la mode wurde Brühfleisch, aus Püree wurde Brei, aus Goulasch wurde Gulasch.

Das Geheimnis seines Erfolges

Für manche ist das Bayerische Kochbuch fast schon eine 'Kochbibel'. Viele der ursprünglichen Gerichte von 1910 sind heute noch darin zu finden. Nur von den Hauswirtschaftslehrinnen auf Herz und Nieren erprobte Rezepte wurden im Kochbuch aufgenommen. Selten wurde eines wieder gestrichen, höchstens modifiziert oder umbenannt. So kamen im Laufe der Zeit immer mehr hinzu.

Für manche ist das Bayerische Kochbuch fast schon eine 'Kochbibel'.

1.749 Gerichte umfasst es mittlerweile, außerdem Fleischkunde, Weinkunde, Ernährungstabellen und sogar ein eigenes Kapitel über Krankenkost. Kaum ein Kochbuch ist so umfangreich. Das Erstaunliche:  Es kommt fast ohne Fotos aus.

Auf der Suche nach Literatur zum Bayerischen Kochbuch

Für ihre Forschungen sucht Regina Frisch derzeit nach Romanen oder anderer Literatur in der das Bayerische Kochbuch erwähnt wird. Und zur Vervollständigung ihrer Sammlung sucht sie noch  

  • die 28. und 31.  Auflage  des  "Bayerischen Kochbuchs" 
  • und  die  9. Auflage,  ca. 1927 erschienen. Da hieß das Kochbuch noch nicht "Bayerisches Kochbuch", sondern  einfach nur "Kochbuch" mit dem Untertitel "für wirtschaftliche Frauenschulen auf dem Lande".

Altes Rezept aus dem Bayerischen Kochbuch

Vegetarisches Hirn

250 gr Makkaroni
3 bis 4 hartgekochte Eier
1 bis 2 rohe Eier
3 Eßl geriebener Käse
2 Eßl Petersilie
4 Eßl Semmelbrösel
2 Eßl Mehl

Fett zum ausbacken
Salzwasser zum Kochen
Und neben den üblichen Küchengeräten: Ein Fleischwolf!
"Makkaroni brechen, in Salzwasser weichkochen, kalt überbrausen, durch die Fleischmaschine geben, ebenso die hartgekochten Eier, die übrigen Zutaten zugeben, abschmecken, längliche Küchlein formen, Semmelbrösel mit Mehl mischen, Küchlein darin wenden, auf beiden Seiten im heißen Fett auf der Stielpfanne backen. Salat dazu geben. Kann verbilligt werden durch Minderung oder Wegfall der hartgekochten Eier."


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