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Wie bewege ich mich sicher im Netz?

RESPEKT Wie bewege ich mich sicher im Netz?

Stand: 06.07.2022

Das Internet hat unser Leben definitiv bereichert: Wir können bequem von zu Hause aus Informationen gewinnen, arbeiten, einkaufen, mit Freund:innnen kommunizieren – und fast alles äußern, was wir wollen. Unsere Freiheit im Netz scheint grenzenlos – und genau das wird von vielen ausgenutzt. Grund für uns zu fragen: Wie gehe ich verantwortungsvoll mit dieser Freiheit um und wie bewege ich mich sicher im Netz?

Was ist Datenschutz?

Definition

Video (2:32): Was ist Datenschutz?

  • Ob beim Online-Shopping oder mit Kundenkarte im Kaufhaus, ob in sozialen Netzwerken oder beim Arztbesuch – überall werden unsere Daten gesammelt: unsere Adresse, Alter oder Geschlecht, welche Schulbildung wir haben, was wir einkaufen, wohin wir in Urlaub fahren und welche gesundheitlichen Beschwerden wir haben.
  • Der "gläserne Mensch" ist beispielsweise interessant für Social-Media-Plattformen, die wissen wollen, wie ihre Kund:innen ticken, damit sie ihnen zielgerichtete Werbung ausspielen können.
  • Schwerwiegender, wenn Versicherungsgesellschaften unsere Daten nutzen würden: Macht er oder sie gerne Abenteuerurlaub? Nach welchen Krankheiten sucht er oder sie im Internet? Rauchen Sie etwa?
  • Gefährlich wird es, wenn totalitäre Staaten ihre Bürger:innen anhand ihrer Daten überwachen und kontrollieren.
  • Umso wichtiger ist der Schutz von personenbezogenen Daten in freien und demokratischen Staaten wie beispielsweise Deutschland: Persönliche Daten sind geschützt und dürfen von anderen nicht einfach für ihre Zwecke eingesetzt werden, zum Beispiel dürften Ärzt:innen die Daten ihrer Patient:innen niemals an Pharmaunternehmen weitergeben.
  • Aber Achtung: Diese strengen nationalen Datenschutzregeln lassen sich weltweit kaum noch durchsetzen: Denn viele Unternehmen sammeln die Daten ihrer Nutzer:innen und verkaufen sie sogar weiter. In einigen sozialen Netzwerken verlieren die Nutzer:innen sogar manchmal ihre Rechte an den eigenen Fotos.

Immer wissen, was man wo postet

Deswegen sollte sich jede:r immer genau überlegen, wem und wofür er seine/ihre Daten gibt. Und darauf achten, wem er/sie welche Zustimmung im Netz gibt. Das Problem: Manchmal geben wir unser Einverständnis, ohne das wirklich zu wollen oder sogar zu wissen. Denn die Datenschutz- und Sicherheitseinstellungen von Internetplattformen sind grundsätzlich erst einmal auf totale Öffnung ausgelegt. Auch wenn es lästig ist: Gerade mit dem Kleingedruckten sollten wir uns unbedingt auseinandersetzen, weiß Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org, einer Nachrichten-Website zu digitalen Freiheitsrechten und anderen netzpolitischen Themen.

Markus Beckedahl

"Manchmal akzeptiere ich sogar nur durch die Bestätigung der allgemeinen Geschäftsbedingungen, dass die Bilder, die ich hochlade, nicht mehr mir gehören, sondern dass ich die hier gerade einem Unternehmen geschenkt habe, das sie dann weiterverkaufen darf, ohne mich zu fragen. ... Durch die Bestätigung der AGB beim Einrichten eines Accounts oder beim Updaten willigt man in einen Vertrag ein, und der gilt."

Markus Beckedahl, Gründer netzpolitik.org

Der Rat des Profis: "Alles, was ich ins Internet packe, kann gegen mich verwendet werden. Insofern sollte man sehr vorsichtig sein, was man teilt. Es kann immer Menschen geben, die einen nicht mögen und die alles, was wir posten, gegen uns verwenden wollen. Und wenn wir ihnen zu viel Material liefern, dann machen wir es anderen Menschen zu einfach, uns zu mobben oder zu diskreditieren oder einfach in einem falschen Licht erscheinen zu lassen."

Ein "Grundgesetz" fürs Internet

Wie mit Medien verfahren wurde, war lange Zeit Sache der nationalen Politik. Das Problem: Das Internet ist international. Gesetze, die nur national ausgerichtet sind, können hier kaum echte Wirkung zeigen. Im April 2022 ist der EU allerdings ein großer Wurf gelungen, der die Nutzer:innen und ihre Daten besser schützen soll:

Zahlen und Fakten

Video (3:37): Was tut sich im Rechtsraum Internet?

  • Der Digital Services Act, das Gesetz über digitale Dienste, besagt: Alles, was offline illegal ist, soll auch online illegal sein. Je größer die Plattform, desto mehr Pflichten hat sie dabei zu erfüllen. Hat sie monatlich mehr als 45 Millionen aktive Nutzer:innen, müssen ihre Algorithmen transparent gemacht werden. Die sorgen unter anderem dafür, welche Beiträge den Nutzer:innen ausgespielt werden, auch Werbung. Außerdem sollen Nutzer:innen mehr Rechte erhalten, wenn sie ihre Inhalte löschen wollen.
  • Außerdem müssen die großen Player darüber wachen, dass zum Beispiel keine illegalen Inhalte verbreitet werden. Und sie müssen Manipulationen, die sich auf die Demokratie und die öffentliche Sicherheit auswirken könnten, unterbinden.
  • Ebenfalls auf der Liste der neuen Regelungen: der besondere Schutz von Minderjährigen. Zielgerichtete Werbung an Minderjährige wird untersagt; auch die Verwendung ihrer personenbezogenen Daten.
  • Außerdem im neuen Verordnungspaket: Der Digital Markets Act, das Gesetz über digitale Märkte. Dieses Gesetz vom März 2022 soll einen fairen Wettbewerb möglich machen und beschränkt die Macht marktbeherrschender Digitalkonzerne. Das Gesetz nennt konkrete Verhaltenspflichten für große Digitalunternehmen, die sogenannten "Gatekeeper". An ihnen kommen User:innen beim Surfen oder online Einkaufen kaum vorbei. Gatekeeper dürfen ihre Marktmacht und ihren Datenschatz nicht mehr zum Nachteil kleinerer Wettbewerber ausnutzen. Zum Beispiel dürfen sie sich nicht in den Angebotslisten an User:innen selbst im Ranking nach oben stellen.
  • Mit diesem neuen Regulierungspaket hat Europa jetzt die weltweit strengsten Regeln. Digitale Start-ups bekommen so mehr Chancen und die User:innen mehr Freiheit und zugleich mehr Schutz im kommerziellen und sozialen Raum Internet. Institutionen wie zum Beispiel Lobbycontrol bezweifeln allerdings, ob sich die Regeln in der Praxis anwenden und auch durchsetzen lassen.

Soziale Medien – ein zweischneidiges Schwert

Rund die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt Social Media. Zum Beispiel YouTube, die Video-Plattform und zweitwichtigste Suchmaschine der Welt: Hier werden jeden Tag pro Minute 500 Stunden Videomaterial hochgeladen. YouTube und Co. haben zahlreiche neue Jobs ermöglicht: Influencer:innen beispielsweise verdienen ihren Lebensunterhalt damit, oft ihr komplettes Leben ins Netz zu stellen und ihren Followern vor allem Produkte oder Dienstleistungen nahezubringen.
Social Media ermöglichen es uns, uns mit Freund:innen und der Familie auszutauschen, Content zu erstellen und zu verbreiten, und vieles mehr. Auf der anderen Seite hinterlassen wir laufend Spuren, die im schlimmsten Fall gegen uns verwendet werden können. Unschöne Kommentare, die unser Selbstwertgefühl ins Wanken bringen, sind da noch die harmlose Variante. Wie geht man damit am besten um? Dana Newman, Betreiberin des YouTube-Kanals "Wanted Adventure", hat sich in ihren Anfängen vieles zu Herzen genommen. An ihr wurde einfach alles thematisiert: ihre Haare, ihre Kleidung, ihr Akzent, ihre Augenbrauen (!) ... Heute kann sie die Kommentare ihrer Fans – oder von Hatern – besser einschätzen.

Dana Newman

"Manchmal lese ich etwas, und ich denke: Okay, das ist Kritik und ich kann jetzt die Entscheidung treffen, das anzunehmen oder nicht. Und ich kann inzwischen auch einen Kommentar lesen wie 'Ich mag dein T-Shirt nicht' und kann das einfach so stehenlassen."

Dana Newman, YouTuberin

SOS: Konkrete Hilfe im Netz

So gesetzt und emotional stabil wie Dana sind aber leider nicht alle, weiß Eike, der sich beruflich als Digitaler Streetworker viel mit dem Thema Mental Health (mentale Gesundheit) auseinandersetzt. "Es gibt viele Menschen, die zum Beispiel depressive Verstimmungen haben, die einsam sind." Genau nach ihnen sucht Eike ganz aktiv im Netz. "Ich bin relativ viel auf Twitter unterwegs, und wenn ich dann sehe, jemand sagt zum Beispiel: "Ich bin super einsam und mir geht's Sch..." , dann kann ich drunterschreiben: "Hey, ich stehe unter Schweigepflicht. Wir können darüber reden, wenn du willst. Es ist ganz, ganz wichtig, dass das natürlich ein freiwilliges Angebot ist. Wenn du willst, kann man darüber reden. Wir können überlegen, wie wir weitermachen können. Vielleicht kann ich dich auch an eine Hilfe vor Ort verweisen." Aber: Nutzer:innen stehen einander auch oft direkt bei, ohne dass es Dritte braucht, schwärmt Eike:

Eike

"Es gibt genauso dieses super gegenseitige Supporten, wo es den Leuten wirklich bescheiden geht und trotzdem kriegen sie ganz viele Nachrichten wie zum Beispiel: 'Hey, ich habe gesehen, dir geht's schlecht. und mir ist das nicht egal.' Und das ist wirklich einmalig, da ist das Internet wirklich die beste Erfindung, die ich bis jetzt gesehen habe. So viele Menschen, die auch wenig Anschluss haben, wenige soziale Kontakte, finden darüber auch einfach ganz viele Freunde, ganz viele Bezugspersonen und ja, vielleicht 'ne kleine zweite Familie."

Eike, Digital Streetwork Bayern

Das Internet vergisst nichts. Wer eine Arbeit sucht, kann davon ausgehen, dass Personaler:innen nachprüfen, welche Spuren der/die Bewerber:in im Internet hinterlassen hat und ob er oder sie dabei angenehm auffällt oder nicht. Wer mit Kundenkarte Schuhe in Größe 46 einkauft, muss damit rechnen, dass ihm/ihr ein Katalog mit Schuhen in großer Größe ins Haus flattert. Was im echten Leben gilt, gilt auch im Internet: Seid euch immer bewusst, was ihr tut. Und seid nett zueinander!

Infos über Digital Streetwork Bayern

  • Die Digitalen Streetworker wie Eike sind im Netz für junge Menschen aus Bayern zwischen 14-27 Jahren da.
  • Im Netz heißt: zum Beispiel auf Discord, Instagram, Twitch und eigenen Podcasts, aber auch in angesagten Games auf PC, PS4 oder Switch.
  • Egal, wie es dir geht oder ob du nun zocken, reden willst oder konkret Hilfe suchst, du bist bei Eike und seine:n Kolleg:innen immer willkommen! Sie alle stehen unter Schweigepflicht.
  • Das Angebot ist völlig kostenfrei und funktioniert auf Wunsch auch völlig anonym.
  • Du erreichst Digital Streetwork Bayern über das Kontaktformular der Website, über den Chat oder über direkte Verlinkungen zu Social-Media-Plattformen, auf denen die Streetworker aktiv sind.

Begriffe aus den Videos:

  • Presenter:innen = präsentieren eine Sendung, moderieren sie aber nicht. Moderation umfasst weitergehende Aufgaben.
  • Soziale Medien = oder auf Englisch Social Media, sind digitale Medien bzw. Plattformen, die es den Nutzer:innen ermöglichen, sich auszutauschen, zu vernetzen und mediale Inhalte zu erstellen und weiterzugeben.
  • YouTube = ist eine der wichtigsten Videoplattformen weltweit und nach Google die wichtigste Suchmaschine überhaupt.
  • DuckDuckGo = Suchmaschine, die keine persönlichen Informationen sammelt und allen Nutzer:innen die gleichen Ergebnisse anzeigt.
  • Twitter = ist ein Microblogging-Tool für telegrammähnliche Kurznachrichten oder Kommentare.
  • Mastodon = Microblogging-Tool, das dezentral organisiert ist und keinem Unternehmen gehört.
  • Messenger = wie z. B. Threema, Telegram, Signal oder WhatsApp ermöglichen den Austausch von Text-, Sprach- und Bildnachrichten, auch in Gruppen.
  • LinkedIn, Xing = dienen vor allem dem Knüpfen neuer, nützlicher beruflicher Kontakte
  • Snapchat = Instant Messaging Dienst zur Nutzung auf Smartphones und Tablets. Der Clou: Die an Freund:innen verschickten Medien werden wenige Sekunden später wieder gelöscht.
  • Discord = ein Instant Messaging Dienst, der ursprünglich für Computerspieler:innen geschaffen wurde, inzwischen aber auch vermehrt für andere Bereiche genutzt wird.
  • TikTok = Videoportal, das vor allem zum Mit- und Nachmachen (Challenges) anregt. Besonders beliebt bei den jüngsten Nutzer:innen.
  • Facebook = der Dinosaurier unter den Sozialen Medien; weltweit immer noch auf Platz eins, wird Facebook in Deutschland inzwischen vorwiegend von älteren Nutzer:innen verwendet.
  • Instagram = bietet als Social Media-Plattform die meisten Möglichkeiten, sich in unterschiedlichsten Formaten und Formen kreativ zu betätigen und Content auszutauschen.
  • Game = Computerspiel
  • Podcast = Serie von meist abonnierbaren Audio- und Videobeiträgen im Internet (Pod = "play on demand"; Cast = Abkürzung von "Broadcast"/Rundfunk).
  • (Content) Creator = Oberbegriff für sämtliche kreative Berufe, die Content für Social Media und das Internet erstellen.
  • Influencer:innen = haben in den Sozialen Medien einen großen Bekanntheitsgrad und nutzen ihre Reichweiten dazu, ihre Follower mit ihren Postings auf Social Media-Kanälen zu "beeinflussen" und ihnen zum Beispiel Produkte oder Dienstleistungen vorzustellen.
  • Follower = Abonnent:innen eines/r User:in / Influencer:in in einem Sozialen Netzwerk
  • Hate Speech = bedeutet übersetzt "Hassrede" und meint sprachliche Ausdrucksweisen, die eingesetzt werden, um bestimmte Personen oder Personengruppen herabzusetzen und abzuwerten.
  • Hater = User:innen, die die Sozialen Medien dazu nutzen, andere Menschen durch hasserfüllte Ansprache zu beleidigen und zu provozieren.
  • Fake News = manipulativ verbreitete, vorgetäuschte Nachrichten, die sich oft im Internet, vor allem in den Sozialen Medien, zum Teil viral verbreiten.
  • Whistleblower = Person, die Missstände an seinem/ihrem Arbeitsplatz aufdeckt, z. B. Datenmissbrauch, Korruption, Menschenrechtsverletzungen oder andere Straftaten.
  • Posting = oder auch Post; Beitrag in einem sozialen Beitrag; Verb: posten
  • DM = Direct Message, persönliche Nachricht

Autorin: Julia Wieland

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