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Dr. Philipp Lorenz-Spreen, Netzwerkwissenschaftler Wie können wir Demokratie in sozialen Medien schaffen?

Die sozialen Medien haben die Regeln des öffentlichen Diskurses neu geschrieben. Doch wie lauten diese Regeln? Der Netzwerkwissenschaftler Philipp Lorenz-Spreen vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin gibt uns einen Einblick, wie wir Demokratie in sozialen Medien schaffen können.

Von: Andrea Roth

Stand: 06.12.2024

Dr. Philipp Lorenz-Spreen: Wie können wir Demokratie in sozialen Medien schaffen?

Ein aktiver öffentlicher Raum ist für die demokratische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung von entscheidender Bedeutung. Dieser öffentliche Raum, seine Funktionsweise und Dynamik haben sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verändert.

Einerseits sind die Möglichkeiten für eine selbstorganisierte Öffentlichkeit explodiert; Foren, Chatgruppen oder soziale Netzwerke ermöglichen den Austausch von Informationen in großen Gruppen und über lokale Grenzen hinaus. Andererseits sind die Plattformen, die diesen Austausch ermöglichen, bei weitem nicht die neutralen Vermittler, als die sie sich gerne darstellen. In solchen komplexen Systemen wie den sozialen Netzwerken spielen die Regeln der Interaktion eine wichtige Rolle für die Dynamiken, die sich entwickeln. Interessanterweise bietet die Technologie, die diese Veränderungen möglich macht, auch den Sozialwissenschaften nie dagewesene Möglichkeiten, diese Entwicklungen zu beobachten und zu quantifizieren.

All dies steht im Mittelpunkt von Dr. Lorenz-Spreen Forschung, und er möchte hier insbesondere zwei Aspekte beleuchten: Erstens möchte er eine Bestandsaufnahme machen: Wie hat sich der öffentliche Diskurs in den letzten 10-20 Jahren durch die Verbreitung der sozialen Medien messbar verändert? Hat er sich beschleunigt? Hat die Qualität des Diskurses gelitten? Wird er stärker polarisiert oder verhasst? Und wenn ja, unter welchen Umständen? Zweitens möchte er einen Blick in die Zukunft wagen und fragen, wie die sozialen Medien der Zukunft aussehen könnten, wenn wir sie als Teil des öffentlichen Raums anerkennen und sie nach verhaltenswissenschaftlichen, aber vor allem demokratischen Grundsätzen neu denken.

Dr. Philipp Lorenz-Spreen

Als Netzwerkwissenschaftler am Zentrum für Adaptive Rationalität des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin interessiert er sich dafür, wie und warum sich Informationen über soziale Medien verbreiten, und allgemeiner für die Auswirkungen moderner Informationssysteme auf Gesellschaft und Demokratie. Um das menschliche Verhalten in Online-Umgebungen auf Mikro- und Makroebene zu untersuchen, analysiert er Verhaltensdaten aus sozialen Medien und führt Labor- und Feldexperimente durch. Seine aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Frage, wie Online-Umgebungen so verändert werden können, dass sie zu informierten und demokratischen Entscheidungen führen. Zum Beispiel, sucht er nach Möglichkeiten, aussagekräftige Hinweise auf die Qualität von Online-Informationen besser zugänglich zu machen. Er hat an der Technischen Universität Berlin über die Dynamik der kollektiven Aufmerksamkeit in sozialen Medien promoviert. An der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat er Physik studiert.


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