Wolf Harlander und Eric Sander Fränkische Thriller: "Systemfehler" und "Die letzte Wahl"
Sie stammen beide aus Nürnberg und haben kürzlich jeweils einen Thriller veröffentlicht: Wolf Harlander und Eric Sander. Und auch wenn beide nicht mehr in Franken leben – die Handlungen ihrer spannenden Geschichten spielen in ihrer alten Heimat.
Die Thriller der Nürnberger Autoren Wolf Harlander und Eric Sander sind kürzlich erschienen und begeistern Leserinnen und Leser bundesweit. Beide wohnen inzwischen zwar nicht mehr in der Frankenmetropole, sind aber immer noch eng mit ihrer Geburtsstadt verbunden und sie nutzen Franken auch als Handlungsort in ihren Büchern.
Die beide Autoren arbeiten bisher als Journalisten: Vielleicht treffen ihre Romane deshalb so den Nerv und die Themen der Zeit.
Eric Sanders erster Thriller "Die letzte Wahl"
Eric Sander kommt oft nach Nürnberg zurück – nicht nur wenn der Club spielt. Seine Eltern wohnen noch hier und er ist hier aufgewachsen, gleich gegenüber vom Dutzendteich – mit einem geschichtsträchtigen Ausblick!
"Wenn man direkt aus seinem Fenster mitten auf das Reichparteitagsgelände schaut, dann stellt man schon als kleines Kind Fragen an die Eltern. Man weiß ja nicht genau, was es ist. Aber man möchte wissen, was es ist und meine Eltern waren da sehr offen. Wir haben da viel drüber geredet."
Autor Eric Sander
Eric Sander versichert, dass dieser Hintergrund wichtig war für seinen ersten Thriller mit dem Titel “Die letzte Wahl”. Für den renommierten Journalisten war dann aber die Präsidentschaft von Donald Trump der letztendliche Auslöser, das Genre zu wechseln. Er wollte nicht nur einen Artikel, sondern ein ganzes Buch schreiben über ein Thema, das ihn schon lange beschäftigt: der wieder aufkeimende Rechtspopulismus in Deutschland.
"Das Thema, ob Rechtspopulisten in Deutschland an die Macht kommen, ist ja leider nicht vorbei. Also die aktuelle Wahl hat gezeigt – wenn man die Ergebnisse der AfD sieht, die zum ersten Mal etliche Direktmandate geholt hat– das uns das leider über Jahre noch beschäftigen wird. Und dann die ganzen Entwicklungen, was sich ergeben hat in der Corona-Krise mit den Querdenkern und so hat eine große Radikalisierung in Teilen der Bevölkerung stattgefunden, die uns auch noch beschäftigen wird."
Autor Eric Sander
Eric Sander berichtet in seinem Polit-Thriller auch über ein Überwachungsprogramm, das skrupellose Rechtspopulisten zu einem gewaltsamen Umsturz nutzen wollen. Und noch während des Schreibens hat Eric Sander die Wirklichkeit eingeholt. Stichwort "Spionagesoftware Pegasus".
"Und da kam ja raus, dass so eine Software existiert und in Europa eingesetzt wird,, zum Beispiel in Ungarn – zum Ausschnüffeln von Oppositionellen und dieses Szenario eigentlich realer ist, als ich gedacht habe. Das klang so ein bisschen wie Science Fiction als ich das recherchiert habe, aber das ist sehr real…."
Autor Eric Sander
Info & Bewertung
Eric Sander: "Die letzte Wahl", Roman, Köln 2021, Bastei Lübbe, 366 Seiten, 15,90 €, ISBN 978-3-7857-2764-5
Handlung und Personen sind fiktiv, aber die Stimmung in Politik und Gesellschaft, und die sich daraus ergebenden Gefahren für unsere Demokratie, sind nicht erfunden. Nach zwei Jahren Recherche und fünf Monaten intensivem Schreiben ist Eric Sander ein packender Thriller gelungen – mit einem ungewöhnlichen aber umso glaubwürdigeren Ende. "Die letzte Wahl" ist als Taschenbuch im Lübbe-Verlag erschienen.
Wolf Harlander und "Systemfehler"
Und mit Gefahren für uns und unser soziales Gefüge befasst sich auch Wolf Harlander in seinem neuen Buch. Der gebürtige Nürnberger hat erst vor gut einem Jahr mit seinem Erstling "42 Grad" die Beststellerlisten gestürmt. Jetzt legt er nach – und das nicht minder furios: "Systhemfehler" heißt sein neuer Thriller. Ausschlaggebend für sein Schreiben war ein Vorfall, über den wir uns schon alle mal geärgert haben: Sein Computer war mehrfach abgestürzt.
"Da hat mich eigentlich nur eine naheliegende Frage interessiert: Was geschieht eigentlich mit uns allen, wenn das Internet ausfällt und wenn unser gewohntes Leben mit einem Schlag zerstört ist?"
Autor Wolf Harlander
Seine Recherchen haben den Wissenschaftsjournalisten schon zu Beginn aufhorchen lassen und bescherten ihm gleich das nächste Thriller-Thema: gezielte Hacker-Angriffe auf unsere Datensysteme, die Krankenhäuser, Lieferketten, Flughäfen lahm legen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Deren Folgen beschreibt Wolf Harlander in der Handlung seines Thrillers eindrücklich.
"Beim Corona-Virus erleben wir ja gerade, wie schmerzhaft es ins Leben eingreift. Und ein zerstörerisches Internetvirus wäre für uns viel, viel gravierender. Denn wir können ihm nicht entkommen, wenn wir zuhause in Quarantäne bleiben oder Computer und Handy ganz ausschalten. Denn wir alle würden darunter leiden, selbst die, die kein eigenes Handy oder keinen eigenen Computer haben. Ich bin mir sicher, die nächste Pandemie wird eine Internet-Pandemie sein – ausgelöst durch ein Computervirus."
Autor Wolf Harlander
Und genau das passiert in seinem Thriller "Systemfehler" – dessen Handlungsrahmen ein Wettlauf mit der Zeit ist. Die Suche nach dem Virus und dessen Verursacher läuft parallel zu einem völlig aus dem Ruder gelaufenen öffentlichen Leben, das durch immer mehr zutage tretende Wut und Gewalt zum Überlebenskampf wird. Alles erfunden – aber diese Szenarien verursachen beim Lesen durchaus Beklemmungen – denn so weit weg davon sind wir gar nicht, meint Autor Wolf Harlander.
"Also von nichts ist Deutschland abhängiger als von einem funktionierenden Datennetz. Das ist quasi die Achillesferse der modernen Gesellschaft. Und Politik und Behörden sind leider überhaupt nicht auf solche Bedrohungen vorbereitet. Viele sprechen ja bereits davon, dass der nächste Krieg ein Cyber-Krieg via Internet sein wird. Und wenn wirklich mal ein Ernstfall eintreten sollte, dann kann ich nur sagen: 'Gute Nacht!'"
Autor Wolf Harlander
Info & Bewertung
Wolf Harlander: "Systemfehler", Roman, Hamburg 2021, Rowohlt polaris, 490 Seiten, 16,00 €, ISBN 978-3-499-00661-6
Der Thriller "Systemfehler" von Wolf Harlander ist als Rowohlt-Taschenbuch erschienen.
Sowohl Harlander als auch sein Autorenkollege Kollege Eric Sander versichern schon an neuen Ideen für weitere Thriller zu arbeiten – und das ist eine gute Nachricht für alle Leseratten – nicht nur in Franken.