Gerald Sammet Erloschene Feuer - Industrie und Glück
Die Region Hof-Wunsiedel kämpft seit langem mit einem Imageproblem. Dabei haben viele "Hidden Champions" ihren Sitz in der Region. Wo die Wurzeln dieser innovativen Industrie liegen beleuchtet das Buch "Erloschene Feuer - Industrie und Glück" von Gerald Sammet.
Gleich vorweg: Das 220 Seiten starke Buch über das Fabrikwesen in Oberfranken von Gerald Sammet ist keine nüchterne Wirtschaftsabhandlung, sondern ein lebendig geschriebenes Buch mit autobiographischen Einschlägen, viel historischem Detailwissen und auch philosophischen Gedankenspaziergängen über weltweite Zusammenhängen. Das zeigt Gerald Sammet schon seinem doppeldeutigen Titel: "Erloschene Feuer – Industrie und Glück".
Gerald Sammet stammt selbst aus einer Porzellanmaler-Familie in Rehau, kennt also die Region bestens. Gleichzeitig hat er als Redakteur bei Radio Bremen die nötige Distanz, um sich nicht im Lokalpatriotismus zu verfangen. Bis heute kann die Region im Nordosten Oberfrankens die höchste Industriedichte Deutschlands vorweisen – mit vielen mittelständischen Firmen, die in ganz unterschiedlichen Branchen auf dem Weltmarkt vorne mitspielen. Die Ursprünge dieser Industrialisierung findet man schon im Fichtelgebirge schon im Mittelalter.
Drei verheerende Brände im 19. Jahrhundert brachten Rehau, Hof und Selb jeweils einen enormen Entwicklungsschub. So schlug zum Beispiel 1856 nach dem Brand in Selb die Stunde von Lorenz Hutschenreuther: Er hatte nun Platz und auch genügend Arbeitskräfte für seine neue Porzellanfabrik – und mit dem rasanten Wachstum entwickelte sich die ganz besondere Arbeitsklasse der Porzelliner.
Info
"Erloschene Feuer – Industrie und Glück. Zur Geschichte des Fabrikwesens in Oberfranken", Transit-Verlag, 220 Seiten, 19.80 Euro, ISBN 3887472721
Sammet zeigt in seinem Buch, wie Industriegeschichte den Städtebau prägte. Nach dem Brand 1817 in Rehau ließ der bayerische König im ganzen Land sammeln, um den Ort wieder aufzubauen. So schuf der Baukondukteur Baumann aus dem Bauerndorf ein bis heute selbstbewusstes Städtchen mit Platz für Porzellanfabriken und vor allem Gerbereien.
In Hof dagegen sorgten nach dem Brand 1823 aufstrebende Textilunternehmer für den Ruf als "bayerisches Manchester". Dieser Wohlstand spiegelt sich bis heute in Biedermeier und Gründerzeitvierteln wider. Heute ist in Hof Platz für neue Industrie - ob mit technischen Textilien, im Maschinenbau oder im Bereich Umwelt-Wasser.