Gerasimos Bekas Alle Guten waren tot
Der Debütroman von Gerasimos Bekas heißt "Alle Guten waren tot". Der Halbgrieche ist in der Gegend rund um Würzburg aufgewachsen und lebt und arbeitet inzwischen in Berlin.
Im Mittelpunkt des Romans steht Aris. In Griechenland geboren und als Baby von deutschen Eltern adoptiert. Inzwischen arbeitet er als Altenpfleger in Würzburg. Als er dabei die todkranke Frau Xenaki kennenlernt, gibt sie ihm den Auftrag nach Athen zu reisen und ihrer Enkelin eine Erbschaft zu überbringen. In einem zweiten Erzählstrang geht es um einen jungen Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzungszeit im zweiten Weltkrieg. Es geht also um Immigration, aber auch um Vergangenheitsbewältigung und die griechische Gegenwart, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise.
"Was für mich klar war, als ich angefangen habe das Buch zu schreiben, ist, dass es diese Vergangenheitsebene geben muss, weil die für mich etwas ist, dass nicht erzählt wird. In Deutschland wissen ganz wenige Menschen, dass es während des Zweiten Weltkriegs eben auch eine Besatzung Griechenlands gab. In Griechenland dagegen ist das ein sehr präsentes Thema. In Griechenland spricht man auch immer von 'Der Besatzung'. Da muss keiner irgendwie noch dazu sagen, was da war, wer da war, wie viele Opfer es gegeben hat und so weiter."
Gerasimos Bekas
Gerasimos hat selbst von 2014 bis 2016 in Athen gelebt und dabei viel Stoff für seinen Debütroman gesammelt. In der Entstehungszeit des Buches wurde Gerasimos Bekas immer wieder mit grundlegenden Fragen zu seiner Existenz konfrontiert: Wo kommst Du her? Wo gehörst Du hin? Wem drückst Du beim Fußball die Daumen? Fragen, die sich sein Protagonist Aris auch stellt.
"Wie ist es denn eigentlich für so einen Jungen, der eben aus Griechenland nach Würzburg adoptiert wird, wie Aris. Und das auch mit einer historischen Last, weil eine Adoptiveltern ihn aus Griechenland adoptieren, um die Nazi-Vergangenheit der eigenen Eltern ein bisschen wieder gut zu machen. Also mit so einer politischen Agenda. Ich habe mich gefragt, wie ist das denn für so einen Jungen, eben in diesem Umfeld hier in Würzburg aufzuwachsen und sich irgendwie zurechtzufinden."
Gerasimos Bekas
Gerasimos Bekas ist in Nordrhein-Westfalen geboren, hat als Kind sechs Jahre in Griechenland gelebt und ist dann Mitte der Neunziger nach Franken gekommen. Seine Mutter ist Deutsche und sein Vater ist Grieche. Gelebt hat seine Familie zuerst in Eibelstadt, dann in Gemünden, Lohr und Würzburg. Dort hat er auch Politik studiert. Nach einer Zwischenstation in Bamberg ist Bekas vor sieben Jahren in Berlin gelandet. Ein Leben zwischen den Welten wie bei seiner Hauptfigur Aris.
"Die Fragen, die sich ihm stellen, mit denen er konfrontiert wird, und auch diese Charaktere und diese Beobachtungen sind zum Großteil dadurch geprägt, wie ich die Welt wahrnehme und dadurch steckt da natürlich auch einiges drin. Ich musste irgendwann mal so ein Mengenverhältnis angeben, da habe ich gesagt: 20 Prozent autobiographisch. Ich glaube, am Ende kann man das nie so wirklich trennen. Dadurch, dass ich eine Geschichte erzähle, ist auch irgendwie jede Figur ein Stück weit ein Teil von mir."
Gerasimos Bekas
Seit fünf Jahren verdient Gerasimos Bekas sein Geld als Bühnenautor und hat unter anderem schon Stücke für das Maxim-Gorki-Theater in Berlin, das griechische Nationaltheater in Athen oder das Staatstheater Augsburg geschrieben. Sein erster Roman „Alle Guten waren tot“ ist im November 2018 im Rowohlt Verlag erschienen. Seine Lektorin saß zufällig im Publikum, als er vor vier Jahren im Rahmen eines open mic-Wettbewerbs den taz-Preis der Publikumsjury bekam.
"Ich glaube schon, dass vor allem dieser Open Mic-Wettbewerb mir viele Türen aufgemacht hat. Weil schon zu den Finalisten zu gehören, ist ein Stück weit ein Qualitätsbeweis für das literarische Schaffen und wenn man dann dort eben auch noch ein bisschen erfolgreich ist – ich hatte damals den Publikumspreis gewonnen – dann ist das so ein Indikator dafür, inwieweit man interessant ist."
Gerasimos Bekas
Info & Bewertung
Bekas, Gerasimos: Alle Guten waren tot, Reinbek bei Hamburg 2018, Rowohlt Verlag, 256 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-498-00684-6
Vergangenes Jahr hat Gerasimos Bekas außerdem in seiner alten Heimat Würzburg das Leonard-Frank-Stipendium bekommen. Vergeben von der Leonard-Frank-Gesellschaft und dem Mainfrankentheater. Dafür hat Bekas zwölf Monate lang jeden Monat 500 Euro bekommen hat, um ein Stück weiterzuentwickeln. Wieder ein Werk zwischen Griechenland und Franken. Es heißt „Sisiphos auf Silvaner“ und feiert am 4. April im Mainfrankentheater Premiere. Und auch an einen neuen Roman denkt Bekas schon.
"Lustigerweise hatte ich vor ein paar Tagen so eine Art Eingebung. Deswegen weiß ich schon, was ich als nächstes machen will. Ich weiß nicht warum, aber ich habe schon immer das Gefühl, dass das Jahr 2021 ein ganz großartiges Jahr wird. Für dann habe ich mir vorgenommen, dass es fertig wird. Aber ich habe noch nichts weiter dafür getan, bin aber guter Dinge."
Gerasimos Bekas