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Jan Beinßen Görings Plan

Bekannt wurde Jan Beinßen durch seine Regionalromane. Sein neuestes Buch Görings Plan dreht sich um die Ereignisse während der Nürnberger Prozesse. Im Zentrum steht die Figur des ehemaligen NS-Reichsmarschalls Hermann Göring.

Von: Corinna Mielke

Stand: 06.05.2014 | Archiv

Jan Beinßen mit seinem Buch Görings Plan | Bild: Ralf Lang

"Göring. Sagt Ihnen der Name etwas? Ja, so heißt diese Grünen-Chefin. Nein, die meine ich nicht. Es geht um den Nazi Hermann Göring. Ein großes Tier im Dritten Reich."

Zitat aus dem Buch: Görings Plan

So erklärt die Hauptfigur, ein Journalist, im Buch selber, worum es geht. Als "Gefangener Nummer 1" sitzt der ranghöchste Nazi, den die Allierten zu fassen bekamen, 1945 und 1946 im Nürnberger Gefängnistrakt, während die Siegermächte über die Hauptkriegsverbrecher richten. Der ehemalige Hitlerstellvertreter versucht, die junge Hilfskrankenschwester Margarete Galster für seine Zwecke einzuspannen.

Göring verfügte selbst im Gefängnis noch über einen gewissen Einfluss und Vermögen. Und dieser schillernden Figur, die schon jede Menge Historiker beschäftigt hat, widmet sich diesmal der routinierte Regionalkrimischreiber Jan Beinßen in einem krimihaften Roman.

"Ich hatte das Thema schon seit vielen Jahren im Hinterkopf. Ich versuchte, den Plot in die Reihe um den Hobbyermittler Paul Flemming einzuarbeiten. Aber das Thema war mir zuerst zu seriös und auch zu düster, um es in der Regionalreihe verarbeiten zu  können."

Jan Beinßen, Buchautor

Beinßen umstrickt die Figur Görings mit der Geschichte einer jungen Frau, die den Job als Assistentin des Gefängnispsychologen bekommen hat und die das Überleben ihrer Familie in der Trümmerzeit organisiert. Für die historische Stimmigkeit hat der gelernte Journalist natürlich recherchiert. Er bedient sich unter anderem bei den Aufzeichnungen des realen damaligen amerikanischen Gefängnis-Psychologen Dr. Gustave M. Gilbert. 

"Speziell [die Aufzeichnungen der] Verhöre Görings habe ich mir besorgt. So habe ich mich ein bisschen einfinden können in seine Art der Argumentation, die Art wie er gesprochen hat, wie er aufgetreten ist. Das hat mir sehr viel geholfen. Und auch die Filmaufnahmen die es aus dieser Zeit gibt."

Jan Beinßen, Buchautor

Info & Bewertung

Wertung: 3 Frankenrechen von 5 | Bild: BR

Jan Beinßen: Görings Plan, Cadolzburg 2014, ars viendi Verlag, 300 Seiten, 18,90 Euro, ISBN: 978-3869134208

Der Trick am Roman: Diese alten Geschichten gräbt ein Lokalfunkreporter der Jetztzeit aus. Der Protagonist, Julian Heldt, glaubt, ein bisher unentdecktes Geheimnis um den Tod Görings aufdecken zu können, 68 Jahre danach. Beinßen flicht die historische Ebene und die Gegenwartsebene geschickt zusammen, der Krimischreiber schimmert durch: Ein Selbstmord ereignet sich – oder doch ein Mord? Ein Beziehungsproblem, eine Sinnkrise im Journalistendasein, ein Überwachungsskandal, aber alles löst sich rechtzeitig mehr oder weniger simpel wieder auf und stört nicht länger das gute Ende für den Helden, der seine Sinnkrise als Journalist aufs Beste überstanden hat.

Wirklich brisante – den Historikern unbekannte – Details über Göring deckt das Buch nicht auf. Dennoch ist der Krimi-Roman Görings Plan gut konsumierbare Unterhaltungslektüre der besseren Art: für alle, die eintauchen wollen in das Kolorit der unmittelbaren Nachkriegszeit in Nürnberg und erst recht für die, die schon immer etwas mehr wissen wollten von diesem Göring, der ja ein Dreckskerl gewesen sein soll.


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