Helmut Vorndran Isarnon – ein historischer Roman
Wer den Roman gelesen hat, wird nie mehr achtlos an einem unscheinbaren Steinhaufen auf dem Staffelberg vorbeigehen. Das sagt Buch-Rezensentin Julia Hofmann über Isarnon, der zu Zeiten der Kelten in Franken spielt.
Helmut Vorndran stapft quer über eine Wiese am Staffelberg, umgeben von Idylle: Verstreute Obstbäume, Büsche säumen den Hang, vereinzelt sind Wanderer unterwegs - unten schlängelt sich träge der Main durch die Landschaft. Hierher zog es Helmut Vorndran in den letzten fünft Jahren sehr oft - denn genau hier spielt ein großer Teil seines Kelten-Romans mit dem Titel "Isarnon- Stadt über dem Fluss" . Und wenn es um die Kelten in Franken geht , da ist Helmut Vorndran kaum zu bremsen.
"Und hier ist alles noch so wie es damals war. Das hier ist das fränkische Troja. Da müsste man nur mal ein bisschen graben."
Autor Helmut Vorndran
In den Erderhöhungen , Steinhaufen oder Gräben, an denen die Meisten hier achtlos vorbei wandern, erkennt Helmut Vorndran Überreste der keltischen Kultur - eine große Stadt, die vor mehr als 2000 Jahren hier auf dem Staffelberg stand.
"Da oben war nur der Fürstensitz. Das ist eigentlich nur der kleine Teil für die Privilegierten gewesen, der normale Teil der Kelten war hier herunten, das war hier ein Bereich, der von einer 2,5 Kilometer langen Stadtmauer umgeben war. Und hier haben also die Handwerker gewohnt, die Bauern und die Schmiede."
Autor Helmut Vorndran
Autoren-Interview
Es ist zwar nicht viel über die Kelten überliefert aber der Staffelberg war - und das ist unumstritten - fest in keltischer Hand. Diese Wiesen hier bewahren noch viele Geheimnisse. Einige davon hat Helmut Vorndran in seinem Keltenroman quasi ausgegraben und zum Leben erweckt. Fünf Jahre Recherche und Schreibarbeit hat er in den historischen Roman gesteckt - jetzt gilt es die Leser, die von ihm bisher nur lustige Regionalkrimis kennen, für die Kelten zu begeistern.
"Es ist keine lustiges Buch, weil es einfach keine lustige Zeit war. Es ist ein historischer Roman, da gibt es keine Elfen, keine Zauberer und keine Feen und keine Drachen. Es soll die Leute in diese Zeit zurück versetzten. Die Leute, die das gelesen haben sollen das Gefühl haben, ich war da jetzt dabei."
Autor Helmut Vorndran
Helmut Vorndran lässt seine Romanhandlung in zwei Zeitebenen spielen - im Hier und Jetzt, mit dem 16-järhigen Schüler Alexander als Hauptperson - und im Jahr 45 vor Christus, als. sich der junge keltische Schmid Mavo zu einem Rachefeldzug gegen die Germanen aufmacht.
Schonungslos und akribisch beschreibt Vorndran das harte Leben der Kelten, die Kämpfe und Schlachten, die brutalen Bräuche der damaligen Völker, die uns heute fast unmenschlich erscheinen. Zimperlich dürfen die Leser also nicht sein - das waren die Kelten schließlich auch nicht! Auch bei seinen Lesungen versucht Helmut Vorndran seinen Zuhörern ein möglichst ungeschöntes Bild dieser Zeit zu vermitteln.
"Kelten waren schlicht und einfach Kopfjäger: Wenn sie gekämpft haben, entweder gegeneinander oder gegen andere Gegner, war das Höchste für sie, den Kopf des Gegners abzuschlagen und mitzugnehmen. Nicht weil sie besonders grausam waren, sondern weil die geglaubt haben, im Kopf des Gegners ist dessen gesamte Kraft und Ansehen gespeichert. Und wenn sie sich das mitnehmen, geht das auf sie über."
Autor Helmut Vorndran
Keine Lektüre für schwache Nerven
Info & Bewertung
Helmut Vorndran: Isarnon - Stadt über dem Fluss. Ein Kelten-Roman. Emons-Verlag Köln 2016. ISBN 978-3-95451-941-5. 552 Seiten. 19,95 Euro
Wenig Prunk und Herzschmerz, dafür aber viel viel Blut und noch mehr Informationen über eine Zeit, über die wohl die Wenigsten viel wissen. Deshalb blättert der Lesende sicherlich immer wieder gerne auf die Karten und die ausführlichen Glossare am Ende des Buches zurück, um sich in den damaligen geografischen Gegebenheiten zu orientieren, in der keltischen Kultur und der keltischen Sprache. Helmut Vorndran hat sich immer wieder bei Fachleuten rückversichert. Die handelnden Personen sind allerdings alle frei erfunden und ermöglichen ihm so, eine lebendiges Bild einer sehr unruhigen und harten Zeit zu liefern. Allerdings überwiegend aus der Sicht der keltischen Männer. Deshalb dürften sich vor allem auch männliche Leser von diesem historischen Roman angesprochen fühlen.
Außerdem ein Roman, der hier in Franken spielt, aber in dem Franken kaum wiederzuerkennen ist. Wer das Buch gelesen hat, wird aber sicherlich nie mehr achtlos an einem unscheinbaren Steinhaufen auf dem Staffelberg vorbeigehen.
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Oppel, Samstag, 15.Juli 2017, 20:17 Uhr
1. isarnon
Isarnon, Stadt über dem Fluss! Ja, ich war schon oft auf dem Staffelberg, der hat schon was besonderes, ähnlich dem Hill oft Tara, dem Krönungsberg der irischen Könige...wenn man da in alle Grafschaften schaut...Ehrfurcht pur, kann die Kelten mit ihrer Platzwahl gut verstehen. Habe das Buch erst angefangen, mystische Stimmung, Spannung, ein Gefühl der Zeitreise. Ich stamme und lebe zwischen dem Staffelberg und den Gleichbergen, vielleicht deshalb das Gefühl mittendrin zu sein. Bin super gespannt ob das Isarnon mich weiter fesselt. C.O.
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