1221 am Hof des damals sehr bedeutenden thüringischen Landgrafen: Seit ihrem vierten Lebensjahr schon lebt Elisabeth, die Tochter des ungarischen Königs, am thüringischen Hof, um in der Familie ihres künftigen Gemahls aufzuwachsen.

Mit 14 Jahren wird das Mädchen für die Hochzeit vorbereitet. Und die Leser, die meist Leserinnen sind, dürfen mit dabei sein; mit dabei in der geteilten ständischen Welt, von Bauer und Burgherr, von arm und privilegiert. Und über allem schwebt die Kirche.

Sabine Weigand bedient sich einer erfundenen Figur, um Elisabeths Leben zu veranschaulichen: Anders als die meisten Personen im Buch hat die Gefährtin Gisa nicht gelebt. Und Gisa kann, anstelle der Autorin, nah heran an Elisabeth, sie darf sich auch ratlos zeigen über Elisabeths zunehmend maßlose Frömmigkeit. Elisabeth kannte nur ein Ziel: Sie wollte zur Heiligen werden. Der Einfluss ihres Beichtvaters, dem Inquisitor Konrad von Marburg, tat den Rest.

Im Alter von 24 Jahren starb Elisabeth letztlich an religiös motivierter Magersucht. Ihre baldige Heiligsprechung betrieb ihr skrupelloser Beichtvater ebenso wie ihre Familie, die plötzlich die ungeliebte Verwandte als tote Heilige doch recht lieb gewann.

Sabine Weigand fand es spannend, einen ganz anderen Blick auf die heute noch wegen ihrer Mildtätigkeit verehrte Heilige zu werfen. Und zum ersten Mal, so gesteht die eloquente Autorin freimütig, konnte sie ihre Hauptfigur nicht leiden.

Die Autorin kennt sich mit dem Mittelalter aus, hat es studiert und recherchiert und zu ihrer Mission gemacht.

Und das ist das Geheimnis der Historienschinken von Sabine Weigand: Eingängiger Lesestoff, oft packend und atmosphärisch, dennoch sauber recherchiert und mit einem sehr aufschlussreichen Nachwort versehen.

Möglicherweise boomt das Genre auch deshalb, weil das Mittelalter mit seinen hungrigen, im Winter barfuß laufenden und von Seuchen heimgesuchten Menschen so angenehm weit weg ist. Da ist einem gleich viel wohler im hier und jetzt auf dem Sofa, ganze 600 Seiten lang.