Kinder tollen herum, niemanden stört es, wenn mal einer husten muss – oder einen Kuchen anschneidet. Manche plaudern angeregt, andere lauschen konzentriert. Und das Klirren der Weingläser passt perfekt zur besonderen Atmosphäre von Open-Air-Konzerten – ungezwungen und entspannt.

Besuchermassen am Luitpoldhain

In jedem Sommer gibt es zwei Klassik Open Airs in Nürnberg: Sie gehören zu den meistbesuchten Freiluftkonzerten in der Klassik überhaupt, der Besucherrekord liegt bei 90.000 Zuhörern pro Konzert. Es ist ein bisschen wie am Hotelpool: Schon am Vormittag kommen die ersten und legen ihre Picknickdecken auf die Wiese vor der großen Bühne im Nürnberger Luitpoldhain.

Am Nachmittag dann wird schweres Gerät aufgefahren: Campingtische, Liegestühle, Kühlboxen. Manche verschönern ihre Tafel mit weißen Tischdecken und blankpolierten Weingläsern, andere sind mit Pappbecher und Brotzeitbrett rustikaler ausgestattet. Die Wiese füllt sich langsam, zwischen die Tische legen sich Klassikfreunde und Neulinge auf ihre Handtücher und Decken: jung und alt, Einheimische und Touristen, verliebte Pärchen und Großfamilien.

Wenn die untergehende Sonne den Luitpoldhain im Nürnberger Süden in rotes Licht taucht, haben sich bereits Zehntausende ein Plätzchen zum Lauschen gesucht. Und wenn die ersten Takte erklingen, springt der Funke schnell vom Orchester auf das Publikum über. Was auch zur obligatorischen Ausrüstung gehört, sind Wunderkerzen, die beim verabredeten Stück die Fläche vor der Bühne in ein romantisches Lichtermeer verwandeln.

Eigentlich ist das so. Aber im Corona-Jahr 2020 mussten natürlich alle Großveranstaltungen abgesagt werden. BR-KLASSIK – Studio Franken aber lässt die KOA-Fans in diesen schwierigen Zeiten nicht im Stich und blickt auf die Highlights der vergangenen Jahre zurück. Und was gab es da nicht alles zu sehen und zu hören! Stars wie Daniel Hope, Martin Grubinger und Sergej Nakariakov, die Staatsphilharmonie Nürnberg und die Nürnberger Symphoniker mit ihren früheren und aktuellen Chefdirigenten Marcus Bosch und Alexander Shelley sowie Kahchun Wong, der seit 2018 an der Noris wirkt.

Die Musik lässt einen von lauen Sommerabenden träumen: Es gibt Feierliches wie Wagners Meistersinger-Ouvertüre, Swingendes von George Gershwin, Schlagzeugkaskaden von Tan Dun, schmelzende Geigenklänge von Miklós Rózsa und die "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgskij. Und natürlich darf das große Feuerwerk am Schluss nicht fehlen.

Die einmalige Stimmung am Luitpoldhain fängt der Film in den Bildern der vergangenen Jahre ein. Es ist ein "Best of" zum Träumen und Schwelgen und zum Durchhalten in der Hoffnung, dass diese eindrücklichen Bilder bald wieder Realität werden können beim Nürnberger "Woodstock der Klassik".