Zeitstrahl Die Firmengeschichte des Hauses Faber-Castell
Für die Firmengeschichte von Faber-Castell braucht man mehr als einen Bleistift. Seit 250 Jahren setzt das Unternehmen voll und ganz auf die Produktion von Bunt- und Bleistiften - auch heute noch, im Zeitalter des Computers.
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1760
"Der Bleyweissschneider" von Christoph Weigel (1711)
1760
Bescheidene Anfänge
Die ersten urkundlich erwähnten Bleistiftmacher gibt es in Nürnberg bereits um 1660. Der Schreiner Kaspar Faber macht sich erst 1761 in Stein bei Nürnberg mit einer eigenen Werkstatt selbstständig. Dort fertigt er hölzerne Schäfte, in die die Graphitminen gelegt wurden. Seine Frau packte die Bleistifte dann in Weidenkörbe und verkaufte sie auf dem Markt.
Quelle: Faber-Castell
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1784
Unterer Spitzgarten - Aquarell um 1810
1784
Stammsitz in Stein bei Nürnberg
Kaspar Fabers Sohn Anton Wilhelm übernimmt in diesem Jahr den Handwerksbetrieb und kauft sich am Ortsrand von Stein ein Grundstück - dieser sogenannte Untere Spitzgarten ist auch heute noch der Stammsitz der Firma A.W. Faber-Castell. Anton Wilhelm, dessen Initialen immer noch im Firmennamen stehen, kann seinem einzigen Sohn Georg Leonhard einen Betrieb übergeben, der in offiziellen Dokumenten bereits als "Bleistiftfabrik" bezeichnet wird.
Quelle: Faber-Castell
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1795
Ein Mann hält im Museum "Alte Mine" in Stein Ton und Graphit in Händen
1795
Bahnbrechende Erfindung
In diesem Jahr erfindet der Franzose Nicolas Jacques Conte ein neues Verfahren: Er mischt den Bleistiftminen neben Graphit nun auch Ton bei. Dadurch lassen sich Bleistifte in verschiedenen Härtegraden herstellen. Die Faber-Bleistifte in Stein werden aber noch herkömmlich produziert. Mit der hochwertigen Konkurrenz aus dem Ausland kann Georg Leonhard Faber nicht mithalten. Er beweist aber Weitsicht, indem er seinen Sohn Lothar nach England und Paris schickt, wo dieser Berufserfahrung sammeln soll. Dort kommt Lothar auf die Ideen, die Faber zu einer Weltfirma machen werden.
Quelle: Faber-Castell
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1839
Von Lothar von Faber errichtete Werkswohnungen
1839
Lothar von Faber prägt das Unternehmen
Im Alter von 22 Jahren übernimmt Lothar von Faber die Geschäfte. Er modernisiert noch in diesem Jahr die kleine Fabrik und achtet auf die Gesundheit seiner Arbeiter. Lothar übernimmt das neue Graphit-Ton-Verfahren von Conte. Er gründet außerdem eine Betriebskrankenkasse - die erste in Bayern, eine Arbeitersparkasse und eine Rentenkasse. Außerdem lässt er in Stein Werkswohnungen bauen, unterstützt Schulen und einen der ersten Kindergärten Deutschlands, der damals noch "Kleinkinderbewahranstalt" hieß.
Quelle: Faber-Castell
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1849
Faber-Niederlassungen in London, Paris und New York
1849
Ein Globalisierer der ersten Stunde
Noch bevor die Globalisierung einsetzt gründet Lothar von Faber eine Agentur in New York und ist damit der erste deutsche Bleistiftfabrikant, der den Sprung nach Übersee wagt. Aus dieser Agentur entsteht 1849 die erste Auslandsniederlassung. Später eröffnet Faber in New York auch eine Bleistiftfabrik, um dort selbst produzieren zu können. 1851 und 1855 folgen weitere Niederlassungen in London und Paris, 1874 kommt eine in St. Petersburg hinzu. Zu dieser Zeit umspannt das von Lothar von Faber geknüpfte Handelsnetz einen Großteil der Welt.
Quelle: Faber-Castell
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1861
Bleistiftproduktion bei Faber im Jahr 1861
1861
100-jähriges Firmenjubiläum
Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen mehr als 250 Mitarbeiter. Lothar von Faber will seine Produktpalette erweitern und gründet im Jubiläumsjahr eine Schiefertafelfabrik in Geroldsgrün.
Quelle: Faber-Castell
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1862
Porträt von Lothar Freiherr von Faber
1862
Erhebung in den Freiherrenstand
Für seine wirtschaftlichen und sozialen Verdienste erhält Lothar von Faber zahlreiche Orden und Auszeichnungen. 1862 verleiht ihm König Maximilian II. von Bayern den Titel eines Freiherrn, drei Jahre später wird er zum Reichsrat der Krone Bayerns ernannt. Der französische Kaiser Napoleon III. ist von Fabers Wohlfahrteinsrichtungen für Arbeiter beeindruckt, so dass er ihm den Ritterorden der Ehrenlegion verleiht.
Quelle: Faber-Castell
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1875
Erste Markenbleistifte der Welt
1875
Markenschutzgesetz
In seiner Funktion als Reichsrat reicht Lothar von Faber eine Petition "zur Schaffung eines Markenschutzgesetzes" ein. Es tritt 1875 in Kraft. Zu dieser Zeit ist Freiherr Lothar von Faber so erfolgreich, dass er sich gegen Nachahmer schützen muss. Seine eigenen Stifte kennzeichnet er mit dem Schriftzug seiner Firma. "A.W. Faber-Stifte" gelten als die ersten Markenbleistifte der Welt. Dank den qualitativ hochwertigen Minen machte Lothar den Namen Faber weltweit zum Synonym für Qualitätsbleistifte.
Quelle: Faber-Castell
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1893
Wilhelm Freiherr von Faber
1893
Schwerer Schicksalsschlag
Lothar von Fabers einziges Kind, Wilhelm von Faber, tritt die Nachfolge an. Er ist seit 1873 im Unternehmen tätig. Wilhelm muss schwere Schicksalsschläge verkraften - er verliert seine beiden zur Nachfolge bestimmten Söhne Lothar und Alfred bereits im Alter von drei und vier Jahren. 1893 stirbt er selbst im Alter von 42 Jahren und hinterlässt drei minderjährige Töchter.
Quelle: Faber-Castell
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1898
Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen und Firmenerbin Freiin Ottilie von Faber
1898
Ein neuer Name
Firmenerbin Freiin Ottilie von Faber, die Tochter von Freiherr Wilhelm von Faber, heiratet in diesem Jahr Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen. So entstand der heutige Firmennamen "A.W. Faber-Castell". Um den Firmennamen "Faber" zu bewahren, hat Ottilies Großvater Lothar von Faber seinerzeit bestimmt, dass bei der Eheschließung der Firmenerbin deren Familienname erhalten bleiben müsse. Dies musste damals vom Prinzregenten Luitpold abgesegnet werden.
Quelle: Faber-Castell
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1903
Schloss in Stein
1903
Neues Schloss in Stein
In diesem Jahr übernimmt Graf Alexander die Geschäftsführung von Faber-Castell. Im gleichen Jahr wird der Grundstein für das repräsentative "Neue Schloss" in Stein gelegt - ein bis heute kulturgeschichtlich interessantes Baudenkmal des Jugendstils. Es wird unmittelbar neben dem von Lothar von Faber errichteten "Alten Schloss" gebaut.
Quelle: Faber-Castell
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1905
Faber-Castell Rittermotiv
1905
Bleistiftritter und gräfliche Bleistifte
Graf Alexander führt den grünen Klassiker "Castell 9000" ein - das Grün soll auf die Farbe seines Regiments zurückgehen. Dieser Stift entwickelte sich zum absatzstärksten Produkt des gesamten Sortiments. Das neue Werbemotiv der Firma sind die Bleistiftritter. Eine mittelalterliche Burg schmückt die neue Produktlinie. Eine Anspielung auf die Ursprünge des Hauses Castell - das seit 700 Jahren ein bekanntes Weingut besitzt - die sich bis ins 11. Jahrhundert zurück verfolgen lassen.
Quelle: Faber-Castell
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1911
A.W. Faber-Dose zum Jubiläum
1911
150-jähriges Jubiläum
Das Unternehmen zählt nun 2.000 Arbeiter, 300 Heimarbeiterinnen und 200 leitende Angestellte im kaufmännischen und im technischen Bereich, sogenannte Beamte. Graf Alexander erweitert in zwei Schritten die Produktionshallen, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können. Im Ersten Weltkrieg erleidet auch Faber-Castell Verluste. So werden zum Beispiel die ausländischen Niederlassungen beschlagnahmt und die amerikanischen Firmen verkauft.
Quelle: Faber-Castell
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1928
Porträt von Graf Roland von Faber
1928
Graf Roland tritt Nachfolge an
In diesem Jahr stirbt Graf Alexander, der sich 1916 von seiner Frau Ottilie getrennt hat. Der einzige gemeinsame Sohn, der erst 23 Jahre alte Graf Roland, tritt das Erbe an. Er wird die Firma 50 Jahre lang leiten. Anfang der 30er-Jahre wurde die Johann Fabersche Bleistiftfabrik mit A.W. Faber-Castell vereint. Johann Faber, der Bruder Lothars, hatte seit 1876 sein eigenes Unternehmen in Nürnberg aufgebaut. 1937 beteiligt sich Faber-Castell außerdem an der "Lapis Johann Faber"-Fabrik in Sao Carlos, Brasilien - der damals größten Bleistiftfabrik Südamerikas.
Quelle: Faber-Castell
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1948
Aufsteller von 1954 mit Füllfederhalter und neuem Faber-Castell-Logo
1948
Mit Patentstift aus der Krise
Mit dem Zweiten Weltkrieg ist die Produktion eingebrochen und Fabriken in Brasilien und den USA sind verloren gegangen. Doch dank des seit 1948 in Konstanz produzierten, patentierten TK-Stifts für Künstler und Techniker geht es wieder aufwärts. In dieser Zeit nimmt Faber-Castell den Kugelschreiber in sein Sortiment auf und ein Jahr später beginnt die Firma, Füllfederhalter zu produzieren. Ein neues Logo löst außerdem die Bleistiftritter ab. Erst 1993 wird das Rittersymbol wieder Teil des Firmenlogos.
Quelle: Faber-Castell
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1961
Faber-Castell Werk in Brasilien
1961
200-jähriges Jubiläum
Zur Feier des 200-jährigen Firmenjubiläums bekommen die Kinder in Stein sogar schulfrei. In dieser Zeit gründet Faber-Castell viele Niederlassungen im Ausland - zum Beispiel in Frankreich (1960), in Australien, österreich (beide 1962), Argentinien und Peru (beide 1965). Zwei Jahre später gelingt es Graf Roland, die Anteile an der im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten Firma "Lapis Johann Faber" in Sao Carlos, Brasilien, zurückzukaufen. Heute ist dieses Unternehmen die größte Farbstiftfabrik der Welt. Dort rollen jährlich mehr als zwei Milliarden Stifte übers Band.
Quelle: Faber-Castell
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1978
Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell
1978
Kosmetikstifte hübschen Sortiment auf
Nach dem Tod von Graf Roland rückt 1978 Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell an die Unternehmensspitze. Er leitet den Konzern bis heute. Wegen der technischen Innovationen musste er umdenken. So wurden zum Beispiel die Rechenschieber - Faber-Castell war einer der weltweit führenden Hersteller - vom Taschenrechner verdrängt. Graf Anton Wolfgang erweitert auch deshalb das Sortiment und beginnt, Kosmetik-Stifte zu produzieren. In den folgenden zwei Jahrzehnten kommt eine Reihe neuer Auslandsniederlassungen und -werke hinzu, vor allem in Südamerika und Asien.
Quelle: Faber-Castell
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1993
Kleine Pinienbäume auf der Plantage von Faber-Castell in Brasilien
1993
Neuausrichtung der Marken
Faber-Castell richtet seine Marken und sein Image neu aus. Das Sortiment ist nun in fünf Bereiche aufgeteilt: Spielen und Lernen, Art and Graphic, Allgemeines Schreiben und Markieren, Kosmetik sowie Premium. Neu sind äußerst exklusive und entsprechend teure Bleistifte samt Accessoires. Außerdem spielt der Umgang mit den natürlichen Ressourcen für Unternehmen eine immer größere Rolle. Faber-Castell besitzt in Brasilien 8.000 Hektar Wald. Das für die Bleistifte verwendete Holz wird jährlich wieder aufgeforstet. Dadurch sind Holzverbrauch und nachwachsende Ressource ständig im Gleichgewicht.
Quelle: Faber-Castell
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2000
Faber-Castell und IG-Metall unterzeichnen die Sozialcharta
2000
Soziales Engagement
Faber-Castell unterzeichnet gemeinsam mit der Gewerkschaft IG-Metall eine weltweit gültige Sozialcharta, die den Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) entspricht. Sie verbietet Kinderarbeit und soll in den Werken rund um den Globus zum Beispiel faire Arbeitsbedingungen inklusive eines Mindestlohns gewährleisten.
Quelle: Faber-Castell
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2011
Mitarbeiter bilden die Zahl 250 vor dem Faber-Castell-Schloss in Stein
2011
Faber-Castell peilt im Jubiläumsjahr 500 Millionen Euro Umsatz an
Nach Turbulenzen in den Jahren 2008 und 2009 hat es Faber-Castell wieder in die Gewinnzone geschafft. Im Geschäftsjahr 2009/2010 erzielte die Faber-Castell-Gruppe einen Umsatz von 450,8 Millionen Euro. Das entspricht einem Wachstum von rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im laufenden Geschäftsjahr will das Unternehmen die 500-Millionen-Euro-Marke beim Umsatz knacken. Faber-Castell möchte weiter expandieren, vor allem in Asien. Der Schreibgerätehersteller beschäftigt weltweit etwa 7.000 Mitarbeiter, 940 davon in Deutschland.
Quelle: Faber-Castell
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2016
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell
2016
Tod des Patriarchen
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell erliegt in Houston/USA einem Krebsleiden.
Quelle: dpa