Franken - Kultur


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Zeitstrahl Lebensstationen in Franken

Lead: Als Kaspar Hauser in Nürnberg auftaucht, hält man ihn erst für einen Betrunkenen. Schnell wird der rätselhafte Junge zum Stadtgespräch. Seine Zeit in Franken ist gut dokumentiert. Seine Kindheit und wahre Identität ein Rätsel.

Stand: 20.04.2012

  • 26. Mai 1828
    Unschlittplatz in Nürnberg | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Der Unschlittplatz in Nürnberg - hier tauchte Kaspar erstmals auf

    26. Mai 1828

    Auftauchen in Nürnberg

    Einen "pudelnärrischen Anblick" soll Kaspar Hauser geboten haben, als er am Nachmittag des 26. Mai 1828 auf dem Nürnberger Unschlittplatz auftaucht. So geben es Zeitzeugen zu Protokoll. Die verwahrloste Gestalt kann kaum gehen, scheint vollkommen orientierungslos. Der Nürnberger Georg Weickmann will dem offenbar betrunkenen Burschen helfen und stellt fest, dass der etwa 15-Jährige seine Sprache nicht versteht und offenbar nicht sprechen kann. Der Junge stammelt nur unverständliche Worte und immer wieder den einen Satz: "Ich möcht' a söchener Reiter wern, wie mei Votter aner gween is."

  • 26. Mai 1828
    Nürnberger Neutor  | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Neutor in Nürnberg

    26. Mai 1828

    Weg zum Neutor

    Der 26. Mai 1828 ist Pfingstmontag: Die Behörden sind geschlossen, die meisten Nürnberger sind auf dem Land oder bei der Bergkirchweih im benachbarten Erlangen. Weickmann und ein anderer Passant bringen den Jungen schließlich zu den Wachen am Neutor. Für den nicht einmal einen Kilometer langen Weg brauchen sie mehrere Stunden. Der Unbekannte ist nicht in der Lage, Angaben über sich und seine Identität zu machen. Schließlich wird er zur Polizei gebracht. Als man ihm dort schließlich das Protokoll zur Unterschrift reicht, schreibt der Findling zur Überraschung aller seinen Namen: Kaspar Hauser.

  • 3. Juni 1828
    Luginsland Nürnberg | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Luginsland an der Nürnberger Burg von der Innenstadt aus

    Juni 1828

    Öffentliche Attraktion

    Kaspar wird zunächst im Luginsland auf der Nürnberger Burg untergebracht. Der Turm dient damals unter anderem als Gefängnis. Ärzte kommen zu dem Schluss, Kaspar sei ein Halbwilder, es kursieren Gerüchte, er sei von Wölfen aufgezogen worden. In den kommenden Wochen wird der verstörte Junge zu einer Attraktion. Schaulustige scharen sich um das Findelkind, das außer Wasser und Brot jegliche Nahrung verweigert. Am 7. Juli 1828 verfasst Nürnbergs Bürgermeister Jakob Friedrich Binder einen landesweiten Aufruf, um Hinweise auf Kaspars Herkunft zu erhalten. Ohne Erfolg.

  • 7. Juli 1828
    Blick vom alten Rathaus zur Nürnberger Burg | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Steiler Weg vom alten Rathaus zur Burg

    Juli 1828

    Wiederkehrende Verhöre

    Kaspar wird weiter verhört. Nach und nach zeichnet sich ein schier unglaubliches Bild ab: Kaspar erzählt, er sei solange er sich erinnern könne, in einem fast lichtlosen Raum gewesen. Andere Menschen habe er nie gesehen. Während dieser Zeit wird Gefängniswärter Andreas Hiltel zur ersten menschlichen Bezugsfigur. Er lässt Kaspar mit seinen eigenen Kindern spielen und bringt ihm der Überlieferung zufolge das Essen mit dem Löffel bei. Inzwischen ist auch Anselm Ritter von Feuerbach auf Hauser aufmerksam geworden. Der Präsident des Ansbacher Appellationsgerichts nimmt sich des Falls an.

  • 18. Juli 1828
    Blick auf die ehemalige Insel Schütt, dem ehemaligen Wohnort von Kaspar Hauser | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Blick auf die ehemalige Insel Schütt - an diesem Ufer stand einst Daumers Haus

    18. Juli 1828

    Zeit bei Lehrer Daumer

    Der Nürnberger Freiherr von Tucher übernimmt die Vormundschaft für Kaspar Hauser, Professor Georg Friedrich Daumer nimmt Kaspar Hauser bei sich auf. Gemeinsam mit Daumers Mutter und Schwester lebt der Findling nun in einem Haus auf der Insel Schütt. Daumer unterrichtet Hauser im Schreiben und Lesen. Außerdem führt er Versuche und Experimente mit Kaspar durch: Er stellt fest, dass der Junge im Dunkeln sehen und offenbar magnetische Felder spüren kann. Gleichzeitig genießt Kaspar Promi-Status: Die gehobene Gesellschaft lädt ihn regelmäßig ein, um sich mit seiner Gegenwart zu schmücken.

  • 17. Oktober 1829
    Anschlag auf Kaspar Hauser - Zeitgenössische Radierung im Markgrafenmuseum Ansbach | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Zeitgenössiche Radierung zeigt den Anschlag auf Hauser

    17. Oktober 1829

    Erster Anschlag auf Hauser

    Rund eineinhalb Jahre nach seinem Auftauchen in Nürnberg wird Kaspar blutüberströmt im Daumerschen Haus gefunden. Der Verletzte gibt an, ein maskierter Mann habe ihn überfallen und niedergeschlagen. Trotz Fahndung wird jedoch nie ein Verdächtiger gefasst. Inzwischen kursieren im ganzen Land bereits Gerüchte, Hauser könnte aus einer adeligen Familie stammen. Die werden durch den Anschlag weiter geschürt. Daumer gibt nach dem Vorfall seine Pflegschaft für Kaspar auf. Hauser wird zunächst bei einem Nürnberger Magistrat, später bei seinem Vormund, Freiherr von Tucher untergebracht.

    Quelle: Markgrafenmuseum Ansbach

  • 10. Dezember 1831
    Kaspar Hauser-Wohnhaus in der Ansbacher Pfarrstraße | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Hauser-Wohnhaus in Ansbach heute

    10. Dezember 1831

    Umzug nach Ansbach

    Nach dreieinhalb Jahren in Nürnberg siedelt Kaspar Hauser nach Ansbach um. Dort kommt er in die Obhut von Lehrer Johann Georg Mayer. Kaspar ist mittlerweile zu einem gebildeten jungen Mann herangewachsen, seine Identität ist noch immer unklar. Er lebt mit Mayer und seiner Familie in der Pfarrstraße. Kaspar steht seit dem Anschlag in Nürnberg unter Polizeischutz und darf sich nicht frei in der Stadt bewegen. Er arbeitet als Schreiber am Appellationsgericht und verkehrt in seiner Freizeit mit höhergestellten Persönlichkeiten. In Ansbach wird Kaspar außerdem konfirmiert.

  • 14. Dezember 1833
    Kaspar Hauser-Gedenkstein im Hofgarten Ansbach | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Hauser-Gedenkstein: Hier wurde ein Geheimnisvoller auf geheimnisvolle Weise getötet.

    14. Dezember 1833

    Anschlag im Hofgarten

    Hauser geht am 14. Dezember 1833 allein in den Hofgarten. Er kehrt mit einer schweren Stichverletzung in der Brust zurück. Später gibt er an, ein Mann habe ihm einen Beutel gereicht und ihn niedergestochen. Die Schwere der Verletzung erkennt zunächst niemand. Der Beutel, den man am Tatort findet, enthält einen Zettel, auf dem in Spiegelschrift die Initialen M. L. Ö. zu lesen sind. Der Schreiber gibt an, er komme von der Bayerischen Grenze. Lehrer Mayer glaubt, sein Schützling habe die Nachricht selbst verfasst und sich auch selbst verletzt. Kaspar Hauser ringt drei Tage lang mit dem Tod.

  • 17. Dezember 1833
    Kaspar Hauser-Grab | Bild: BR-Studio Franken/Inga Pflug

    Hauser-Grab am Ansbacher Stadtfriedhof

    17. Dezember 1833

    Tod in Ansbach

    Am Abend des 17. Dezembers stirbt Kaspar Hauser an den Folgen seiner schweren Stichverletzung. Gerichtsmediziner und Ärzte werden sich nicht einig, ob Hauser sich die Wunde selbst zugefügt hat, oder nicht. Obwohl König Ludwig I. persönlich eine hohe Belohnung für die Ergreifung des Täters aussetzt, wird der Angreifer nie gefasst. Zu Hausers Beerdigung am 20. Dezember auf dem Ansbacher Stadtfriedhof kommen große Teile der Bevölkerung. Die lateinische Inschrift auf seinem Grabstein lautet übersetzt: "Hier liegt Kaspar Hauser. Rätsel seiner Zeit. Unbekannt die Herkunft. Geheimnisvoll der Tod."


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