Franken - Kultur


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Zeitstrahl 700 Jahre Wurstkultur in Nürnberg

700 Jahre – egal, was auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann: Es geht immer um Streit, Politik und Geld. Und in Nürnberg auch um die Wurst. Eine augenzwinkernder Rückblick.

Stand: 05.09.2013

  • 1313
    Wurst-Passus aus dem Nürnberger Satzungsbuch | Bild: BR-Studio Franken/Rainer Aul

    Der Originaltext aus dem 14. Jahrhundert, geschrieben auf Pergament.

    1313

    Die Fleischverordnung des Rates

    Der Nürnberger Rat legt erstmals nachweislich den Inhalt der in der Stadt hergestellten Würste fest. Das genaue Datum ist nicht bekannt, wahrscheinlich entsteht die Fleischordnung aber nach dem 11. Juni 1313, als Nürnberg von kaiserlicher Seite die entsprechenden administrativen Rechte verliehen bekam. Gleichzeitig wird der wohl erste amtliche Fleischbeschauer eingesetzt, der über die Qualität der Würste wacht. Das ist der Grundstein für den späteren Erfolg der Bratwurst-Stadt Nürnberg.

  • 1419
    Gasthaus "Zum gulden Stern" | Bild: picture-alliance/dpa

    Das Gasthaus "Zum gulden Stern"

    1419

    Zum gulden Stern

    Das Gebäude in dem sich heute das Gasthaus "Zum gulden Stern" befindet, wird erstmals schriftlich erwähnt. So zumindest weiß es die Chronik des Gasthauses zu berichten. Das Haus hat die Wirren der Zeit überdauert, mit Unterbrechungen wird es bis in die Gegenwart betrieben. Nach eigenen Angaben ist der "gulden Stern" damit die älteste Bratwurstküche der Welt. Wegen dieser Behauptung gibt es Knatsch mit Regensburger Wurstküchen-Kollegen, doch dazu mehr in etwa 600 Jahren.

  • 1497
    Nürnberger Rostbratwürste auf einem Grillrost | Bild: BR-Studio Franken/Rainer Aul

    1497

    Nürnberger Metzgerverordnung

    In der Nürnberger Metzgerverordnung werden Größe und Preis der Nürnberger Würste festgelegt. Die Metzger sollen für Garküchen fünf Würste aus einem Pfund Brät fertigen, für Privatkunden vier aus der gleichen Menge. Doch als das Fleisch im 16. Jahrhundert drastisch teurer wird, leidet allerorten die Güte der Zutaten. Nur in Nürnberg nicht: Der Rat der Stadt erlaubt kleinere Würste, zu Gunsten der Qualität, des Geschmacks und des guten Rufes der Nürnberger Würste.

  • 1554
    Der Schuldturm in Nürnberg | Bild: picture-alliance/dpa

    Der Nürnberger Schuldturm

    1554

    Der Bratwurst-Stromer

    Der Richter und Ratsherr Hans Stromer wird wegen "Frevelreden und bösem Verdacht, der Stadt nicht treu zu sein" lebenslang im Schuldturm eingesperrt. Als Mitglied einer Patrizierfamilie hat er einen Wunsch frei, und Stromer entscheidet sich dafür, jeden Tag zwei Bratwürste verspeisen zu dürfen. Das wird im gewährt: In den 38 Jahren seiner Gefangenschaft vertilgt er rund 28.000 Nürnberger und wird so zum sprichwörtlichen Bratwurst-Stromer. "Sie müssen sehr gut gewesen sein, dass sie ihm nicht leid geworden sind", schreibt der Stadtchronist.

  • 1573
    Nürnberger Bratwürste auf dem Grill | Bild: picture-alliance/dpa

    1573

    Die 25-Gramm-Wurst

    In diesem Jahr soll in einer Garküche die erste 25-Gramm-Wurst brutzeln. Der Rat der Stadt schäumt ob der offensichtlichen Abzocke durch die Gastwirte, doch die Bürger zahlen bereitwillig jeden Preis für ihr geliebtes Grundnahrungsmittel. Erst Jahrzehnte später kann die Mini-Wurst legal verkauft werden.

  • 1806
    Historische Aufnahme vom Bratwurst-Glöcklein | Bild: Schutzverband Nürnberger Bratwürste e.V

    Historische Aufnahme des Bratwurst-Glöckleins, direkt neben der Moritzkapelle.

    1806

    Nürnberg-Romantik

    Im beginnenden 19. Jahrhundert wird Nürnberg für viele zum Sehnsuchtsort der Frühromantik. Die Schönheit des mittelalterlichen Ensembles wird gleichsam wiederentdeckt und macht die ganze Altstadt zur Sehenswürdigkeit. Gerade die Bratwurstküchen wissen sich geschickt zu vermarkten und profitieren vom wachsenden Fremdenverkehr. Das Bratwurst-Glöcklein, angeblich Stammkneipe Albrecht Dürers, avanciert zu einem der bekanntesten Gasthäuser des Reiches.

  • 1945
    Der Nürnberger Hauptmarkt nach Ende des Krieges | Bild: picture-alliance/dpa

    Der Hauptmarkt nach dem Zweiten Weltkrieg.

    8. Mai 1945

    Die Stunde Null

    Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, das historische Nürnberg ist zerstört. Und mit ihm auch die meisten altehrwürdigen Bratwurstküchen. Manche werden nie wieder aufgebaut, andere entstehen in der Nachkriegszeit an anderer Stelle neu.

  • 1998
    Nürnberger Stadtrat beschließt über die Länge der Wurst | Bild: BR-Studio Franken

    Der Nürnbergerg Stadtrat bei seiner Sitzung in einer Garküche.

    18. März 1998

    Im Stadtrat geht's um die Wurst

    Seit Jahrhunderten wacht der Nürnberger Stadtrat über die Qualität der in der Stadt hergestellten Würste – ein weiterer Grundpfeiler des Erfolgs der Rostbratwurst. 1998 berät er zuletzt über deren Qualität und Maße, die offiziell festgeschrieben werden. Im selben Jahr wird der Schutzverein der Nürnberger Rostbratwürste gegründet.

  • 2000
    Brigitte Meyer, Inhaberin der "Historischen Wurstküche" in Regensburg, Martin Hilleprandt, Inhaber der historischen Bratwurstküche "Zum gulden Stern" in Nürnberg und Wiggerl Hagn, "Bratwurstrichter" und Präsident des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes | Bild: picture-alliance/dpa

    Die Streitparteien mit dem "Richter" Hagn bei der Versöhnungs-Mahlzeit.

    2000

    Salomonisches Urteil beendet Bratwurst-Streit

    Wo steht die älteste Bratwurstküche der Welt? In Nürnberg oder in Regensburg? Daran entzündet sich ein Streit zwischen Franken und der Oberpfalz. Erst Wiggerl Hagn (im Bild mit Robe) aus München, seines Zeichens Gastronom, Wiesnwirt und Präsident des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, kann als neutraler "Richter" den Streit schlichten: Regensburg ist die älteste Wurstküche, Nürnberg hat die älteste Wurstküche. Basta. Beide dürfen sich weiterhin als "älteste" bezeichnen. Ein Urteil von salomonischer Wurstigkeit, denn die Wurst hat ja bekanntlich auch zwei Enden.

  • 2003
    EU-Herkunftszeichen | Bild: www.weltgenusserbe.de

    16. Juli 2003

    EU-Schutz für die "Nämbercher"

    Die Bezeichnungen "Original Nürnberger Rostbratwurst" und "Nürnberger Bratwurst" genießen ab sofort den EU-Schutz als "Produkt mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.)". Sie dürfen nur noch als solche verkauft werden, wenn sie in der genannten Region nach traditionellem Verfahren hergestellt wurden. Das bedeutet das Ende für die Bratwurst-Piraterie mit Pseudo-Nürnbergern, die seit den 1980er-Jahren deutschlandweit im Angebot waren.

  • 2011
    Ein Schwein hält seinen Rüssel in die Kamera | Bild: picture-alliance/dpa

    2011

    Fränkisches Fleisch für fränkische Würste

    Fränkische Bauern fordern, dass in den Nürnberger Bratwürsten nur Schweinefleisch aus dem Großraum Nürnberg oder zumindest aus Franken enthalten sein darf. Der Schutzverband wischt die Bedenken damals vom Tisch. Schon im Mittelalter seien ob der Wurst-Nachfrage schlicht das Fleisch ausgegangen. Ganze Schweineherden wurden aus dem Osten in die Stadt getrieben. Fränkische Würste ohne fränkisches Fleisch sind also durchaus historisch korrekt.


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