Franken - Zeitgeschichte


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Überall Wagner "Weltstadt auf Zeit"

Stand: 16.05.2013

Festspielhaus mit Wagner-Flagge | Bild: picture-alliance/dpa

Sobald die Generalproben beginnen, ist die Bayreuther Innenstadt festlich beflaggt. Dass es auch Wagner-Fans im Vatikan geben muss, beweist auch die Flagge des römischen Kirchenstaats, die am Luitpoldplatz zu sehen ist. Ein Spezialtrupp des Stadtbauhofs stellt die Masten auf, die Vatikanflagge in gelb-weiß flattert so neben rund 400 weiteren Staatsflaggen im Stadtzentrum. Vor allem in Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel geht es los. "Vorfreude" steht auf einem großen Schild im Schaufenster der Confiserie Klein in der Fußgängerzone. In der Apotheke nebenan gibt es Parsifals Kräuterbitter. Des Meisters strahlend weiße Büste in diversen Größen findet sich im Dekorations-Repertoir fast aller Einzelhändler in der Innenstadt. Dazu gibt es Tassen, T-Shirts und sogar Pralinen mit Wagners Kontifei.

Von Grünspan befreit

Wagnerbüste im Festspielpark

Ein interessantes Phänomen sind die verschwindenden Straßenbaustellen zur Festspielzeit. Alle Löcher, die zu Reparatur- und Erhaltungszwecken im Straßenbelag der Stadt im Frühling aufgerissen werden, verschwinden wie von Geisterhand zur Festspielzeit. Überall freie Fahrt. Sobald der letzte Vorhang fällt, werden die Straßen gleichsam am nächsten Morgen wieder aufgerissen. Schön macht sie sich, die aus dem Dornröschenschlaf erwachte Weltstadt auf Zeit. Mitarbeiter des Stadtgartenamts bürsten und waschen die Büste Richard Wagners im Festspielpark. Dem Meister mal so richtig den Kopf waschen - das dürfen in Bayreuth nur sie: liebevoll aber gründlich wird der wallende Wangenbart von Grünspan befreit - nur ein klein wenig Patina ist erlaubt.

"Die Stadt Bayreuth hat während der Festspiele ein ganz besonderes Flair. Richard Wagner hat genau gewusst, warum er gerade in Bayreuth sein Festspielhaus errichtet hat. Seither lässt sich seine Musik nirgends sonst so erleben wie in Bayreuth. Die Premiere und die sich anschließenden Aufführungen in diesem Jahr, dem Jahr des 200. Geburtstags des Komponisten, werden - da bin ich sicher - ein ganz besonderes Ereignis. Ich freue mich auf unsere Gäste aus allen Ländern der Welt, auf anregende Gespräche vor und nach den Aufführungen, sei es beispielsweise am Grünen Hügel, sei es beispielsweise am Marktplatz der Stadt."

Brigitte Merk-Erbe, Oberbürgermeisterin Bayreuth

Blumenschmuck von 60 Gärtnern

Am Festspielhaus ist ein Stück Rasen mit dem floralen Wagner-"W" bepflanzt, verschränkt mit dem "W" von Markgräfin Wilhelmine

Vom Königsportal kann man den Blick schweifen lassen über den Festspielpark, der wohltuend Schatten spendet vor und während der Vorstellungen. Hier oben am Festspielhaus ist ein Stück Rasen mit dem floralen Wagner-"W" bepflanzt, verschränkt mit dem "W" von Markgräfin Wilhelmine. Wie immer haben sich rund 60 Gärtner um den Blumenschmuck hier gekümmert, widerstandsfähige aber auch farbenprächtige Blumen gepflanzt: meist Aggaratum, Leberbalsam, Studentenblumen, Eisbegonien - eine wunderschöne Fernwirkung erzeugen die in Reihe ausgerichteten Blüten.


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