Von Wirtschaftswunder bis Insolvenz Grundigs bewegte Firmengeschichte
Grundig – ein Name, der für das Wirtschaftswunder in Franken steht. Doch der Elektronik-Riese war dem Wettbewerb in der Branche nicht gewachsen. Den Namen gibt es immer noch, doch mit Franken hat er nichts mehr zu tun. Ein Rückblick.
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1930
Max Grundig
1930
Radiogeschäft in Fürth
Radiogeräte bauen, verkaufen und reparieren – damit lässt sich Geld verdienen. Der Wirtschaftspionier Max Grundig setzt auf diesen Gedanken und eröffnet am 15. November 1930 sein erstes Radiogeschäft in der Sternstraße 4 in Fürth. Das Geschäft lebt in der ersten Zeit von Reparaturen, die Grundig selbst ausführte. Damit ist der Grundstock für die späteren Grundig-Werke gelegt.
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1947
Grundig-Gebäude in Fürth (Archivfoto von 1983)
1947
Fertigungsstandort in Fürth
Der Grundstein für ein Fabrik- und Verwaltungsgebäude an der Fürther Kurgartenstraße wird gelegt. Das Gelände dient schon nach kurzer Bauzeit als Hauptfertigungsstandort.
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1950
Eine Replika des legendären "Heinzelmann"-Radios
1950
"Heinzelmann" ein ungeheurer Erfolg
Ein Baustein auf dem Weg zum Elektronik-Riesen ist nach dem Zweiten Weltkrieg der legendäre Radiobausatz "Heinzelmann". An diesen wichtigen Punkt der Firmengeschichte erinnert sich Max Grundig besonders gern. Etwa 50.000 Stück wurden verkauft worden. "Für die damalige Zeit eine ungeheure Zahl", freut sich Grundig in einem Interview 1954.
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1980
Grundigwerk in Nürnberg-Langwasser
1980
Höhepunkt und Wendepunkt
30 Jahre nach dem "Heinzelmann" ist Grundig der größte Rundfunkgerätehersteller Europas: Allein in Franken beschäftigt Grundig rund 28.000 Mitarbeiter, europaweit sind es weit über 40.000. Die 1980er-Jahre markieren aber auch den Wendepunkt in der Erfolgsgeschichte: Grundig investiert erfolglos in die Entwicklung von Videosystemen und bekommt übermächtige Konkurrenz aus Fernost. Die Verluste steigen.
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1984
Philips-Präsident Jan Timmer bei der Bilanz-Pressekonferenz 1996
1984
Fusion mit Philips
Grundig fusioniert mit dem niederländischen Elektrokonzern Philips. Doch das Grundig-Unternehmen kann sich nie mehr ganz erholen.
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1989
1989
Max Grundig stirbt
Ende des Jahres leidet Max Grundig während einer Sitzung der Grundig-Stiftung plötzlich an Übelkeit. Im Krankenhaus werden Embolien festgestellt. Max Grundig stirbt am 8. Dezember 1989. Aus dem Tagesgeschäft des von ihm gegründeten Unternehmens hatte er sich bereits 1984 zurückgezogen.
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1996
1996
Philips zieht sich zurück
Philips kündigt an, die Verluste von Grundig nicht mehr aufzufangen. 1998 wird das fränkische Unternehmen an Kathrein verkauft. Ende 2000 wird der Firmensitz von Fürth nach Nürnberg verlegt. Im Herbst 2002 spitzt sich die Situation weiter zu: Wegen hoher Verluste gewähren die Banken keine Kredite mehr.
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2003
April 2003
Insolvenz
Philips und Kathrein hatten die Grundig AG mit dem Versprechen übernommen, Grundig zu sanieren und Arbeitsplätze zu erhalten. Nun verlieren Tausende Mitarbeiter trotz großer Proteste ihren Job. 2003 meldet Grundig schließlich Insolvenz an.
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2003
Mai 2003
Zerschlagung
Es finden sich keine Investoren, die Grundig komplett übernehmen wollen. Das Unternehmen wird zerschlagen. Der Elektronikbereich geht an den türkischen Elektronikhersteller Beko, der zur sogenannten Koc-Gruppe gehört, und an die englische Alba-Gruppe. Künftig heißt dieser Bereich Grundig Intermedia. Weitere Kernbereiche wie Autoradios, Satellitensysteme oder Mauterfassungssysteme werden von anderen Konzernen übernommen.
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2006
2006
Produktion in Istanbul
Mehr als drei Jahre nach der Insolvenz produziert Grundig in Istanbul. Dort entstehen beim türkischen Beko-Konzern 2006 und 2007 zwei Fertigungslinien für LCD-Fernseher. Der Name Grundig findet sich weiterhin aber nicht nur auf Fernsehgeräten, sondern auch auf Kameras und Diktiergeräten.
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2007
2007
Beko-Gruppe kauft restliche Anteile
2007 übernimmt der türkische Beko-Konzern auch die Anteile der Alba-Gruppe der Grundig Multimedia B.V.. Dabei handelt es sich um die Muttergesellschaft der in Nürnberg ansässigen Grundig Intermedia. Beko Elektronik nennt sich künftig Grundig Elektronik. Die Grundig Intermedia in Nürnberg bleibt eine Tochter dieses Unternehmens.
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2010
Technologiepark Uferstadt in Fürth
2010
Vom Grundig-Werk zum Technologiepark
Geblieben sind am Ursprungsort Fürth die ehemaligen Werke, wenn auch mit neuem Geist und neuer Technik. Auf diesem Gelände entsteht ein Technologiepark, die sogenannte Uferstadt. Inzwischen arbeiten auf dem ehemaligen Grundig-Areal wieder mehrere Tausend Menschen, die Universität ist hier angesiedelt, ein "Technikum Neue Materialien" und Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS.
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2012
Grundig-Werbeslogan aus dem Jahr 2012
2012
Nur noch 130 Mitarbeiter in Nürnberg
Nach einer längeren Phase im roten Bereich schreibt das Unternehmen mit europaweit rund 2.000 Beschäftigten seit 2010 wieder schwarze Zahlen. Von der einst großen Unterhaltungselektronik-Sparte ist in der fränkischen Region kaum noch etwas übrig. In Nürnberg arbeiten nur noch 130 Menschen vor allem in der Verwaltung, Planung und Logistik.
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2013
Radiogeräte im Rundfunkmuseum Fürth
2013
Der Stammsitz ist heute ein Museum
Der Stammsitz der Firma Grundig in der Kurgartenstraße hat bis heute überlebt. Dort ist inzwischen das Rundfunkmuseum Fürth untergebracht. Zumindest ein Teil der Ideen von Max Grundig ist also noch in Fürth geblieben.
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2016
31. Dezember 2016
Endgültiger Abschied aus Franken
Zum Jahresende 2016 schließt Grundig seinen letzten Standort in Nürnberg. Damit ist das Traditionsunternehmen in Franken endgültig Geschichte. Von den 72 verbliebenen Mitarbeitern ziehen knapp 30 ins hessische Neu-Isenburg um. Nach Angaben der türkischen Muttergesellschaft Arçelik bleibt der Name Grundig zwar weiter erhalten, mit seinem Ursprung in Franken hat er aber nichts mehr zu tun.