Fall Peggy Suche am Fundort abgeschlossen
Die Suchmaßnahmen rund um den Fundort der Leiche von Peggy Knobloch in einem Waldstück nahe dem thüringischen Rodacherbrunn sind vorläufig abgeschlossen. Das teilte die Polizei in Bayreuth mit.
Laut Polizei besteht aber weiterhin die Option, die Suche fortzuführen. Das Gebiet rund um den Fundort der Skelettreste bleibt weiterhin großräumig abgesperrt. Bis Dienstagabend (05.07.16) hatten mehr als 100 Polizisten aus Bayern und Thüringen den dichten Wald nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze zusammen mit den Bayreuther Peggy-Ermittlern und der Spurensicherung nochmals akribisch durchkämmt.
Rechtsmedizinische Untersuchungen fortgesetzt
Welche Gegenstände und Spuren neben den Knochenresten seit dem Wochenende sichergestellt werden konnten, wollen die Ermittlungsbehörden weiterhin nicht preisgeben - es könnte sich um Täterwissen handeln. Währenddessen werden am Institut für Rechtsmedizin in Jena heute die Untersuchungen der Knochen und der übrigen sichergestellten Spuren fortgesetzt. Sie könnten klären, wie Peggy gestorben ist und ob Täter-DNA sichergestellt werden konnte oder der Täter anderweitige Spuren, wie etwa Faserreste am Fundort der Leiche hinterlassen hat. Daraus könnten Staatsanwaltschaft und Polizei Rückschlüsse auf die Todesumstände ziehen.
Sonderkommission Peggy
Zwar deutet vieles auf ein Verbrechen hin, aber mit dem Fund der Knochenreste stehen die Ermittler wieder ganz am Anfang. Unterdessen wurde die seit 2012 bei der Polizei in Bayreuth bestehende Ermittlungsgruppe "Peggy" zur "Sonderkommission Peggy" aufgestockt.
Am Dienstag (05.07.16) hatte die Staatsanwaltschaft Gera mitgeteilt, dass es sich um die sterblichen Überreste von Peggy handelt. Die genauen Todesumstände sind nach wie vor unklar.
"Ich denke, so traurig die Tatsache jetzt ist, so erlösend ist es auf der anderen Seite, endlich Klarheit zu haben, was mit Peggy geschehen ist."
Günter Saalfrank, Hofer Dekan
Im Fall Peggy waren in den vergangenen 15 Jahren mehrere Personen ins Visier der Ermittler geraten. Einer der Verdächtigen, ein geistig zurückgebliebener Mann aus Lichtenberg, wurde 2004 vom Landgericht Hof wegen Mordes an Peggy verurteilt. In einem Wiederaufnahmeverfahren wurde er 2014 aber freigesprochen.
Die Ermittlungen gegen drei weitere Tatverdächtige wurden zwischenzeitlich eingestellt. Derzeit führt die Staatsanwaltschaft Bayreuth noch ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt. Lichtenbergs Bürgermeister Holger Knüppel (parteilos) hofft nun, dass der Fall bald abgeschlossen wird. "Das wäre sehr, sehr wichtig für Lichtenberg", sagt Knüppel.
"Das Schlimmste wäre, wenn niemand gefunden wird, kein Schuldiger."
Holger Knüppel (parteilos), Bürgermeister von Lichtenberg
Pilzsammler entdeckte Skelett-Teile
Ein Pilzsammler hatte die Knochen am Samstagnachmittag (02.07.16) offenliegend in einem Waldstück zwischen Rodacherbrunn in Thüringen und Nordhalben in Oberfranken entdeckt. Bei Grabungen seien dann weitere Knochen entdeckt worden, sagte Polizeisprecher Jürgen Stadter.
Hintergrund: Peggys rätselhaftes Verschwinden
Am 7. Mai 2001 war die damals neunjährige Peggy Knobloch spurlos in ihrem Heimatort Lichtenberg im Landkreis Hof verschwunden. 2004 wurde ein geistig behinderter Nachbar vom Landgericht Hof in einem aufwändigen Indizienprozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und aufgrund weiterer Delikte in der Psychiatrie untergebracht. In einem Wiederaufnahme-Verfahren sprach das Landgericht Bayreuth den Mann dann wieder frei, er wurde 2015 entlassen.
Auch die Ermittlungen gegen weitere Tatverdächtige hatten bislang keine Spur auf das Mädchen gebracht: So gerieten ehemalige Bekannte der Familie aus Halle/Saale ins Visier der Fahnder. Diese Spur brachte jedoch keinen Durchbruch, sie gelten nicht mehr als Verdächtige.
In den vergangenen Jahren gab es teilweise spektakuläre Untersuchungsaktionen: So wurde in einer Talsperre in Sachsen auf einen Hinweis hin nach dem Schulranzen von Peggy gesucht. In einem Garten eines Anwesens in Lichtenberg wurde 2013 gegraben. Die Ermittler fanden dort zwar Knochenreste, sie stammten aber nicht von Peggy. Ebenso ohne Erfolg blieb eine Grabungsaktion am Lichtenberger Friedhof Anfang 2014.