Papst Benedikt XVI. pilgert innerlich nach Hause
Fast fünf Jahre ist Benedikt XVI. nun schon Papst emeritus - also Papst im Ruhestand, als er Anfang Februar 2018 an die italienische Zeitung "Corriere della Sera" schreibt. Er bereite sich innerlich auf den Tod vor: "Während meine physischen Kräfte langsam schwinden, pilgere ich innerlich nach Hause." Benedikt lebt seit seinem Rücktritt am 28. Februar 2013 hinter Vatikanmauern zurückgezogen in einem Kloster. Es war der erste Rücktritt eines Papstes seit 700 Jahren. Papst Franziskus hatte am 13. März 2013 sein Amt übernommen.
Ein Papst, der mit dem Amtsverzicht überrascht
Der Rücktritt überraschte die Welt. Mindestens einer aber wusste es schon Monate vorher: Seinem Sekretär Georg Gänswein hatte der "bayerische Papst" Benedikt XVI. schon 2012 unter dem Siegel des "päpstlichen Geheimnisses" anvertraut, dass er demnächst zurücktreten wolle. Am 11. Februar 2013 gegen 11 Uhr Vormittag, erfuhr dann auch die Vollversammlung der Kardinäle und danach die Welt vom Amtsverzicht, den Benedikt XVI. auf Latein bekannt gab.
Benedikt will kein Gegenpapst sein
Im Herzen des Vatikans residiert der emerierte Papst noch immer: Seit Mai 2013 wohnt er mit seinem Sekretär in einem Trakt des Nonnenklosters Mater Ecclesiae unweit des Petersdoms. Ein "Gegenpapst" aber - das hatte Benedikt schon am 11. Februar 2013 klargestellt - will er nicht sein. Tatsächlich macht sein charismatischer Nachfolger es Benedikt leicht, ein ruhiges, aber nicht mönchisches Pensionistenleben im Schatten der Kirchenmacht zu führen.
"Er ist mit sich im Frieden und - Gott sei Dank - wohlauf."
Georg Gänswein im Münchner Merkur.
Für wissenschaftliches Arbeiten, so der Sekretär und Mitbewohner Benedikts, reichten seine Kräfte nicht mehr. Der alte Papst bete viel, lese, spiele abends ab und zu Klavier, empfange Besucher und führe Korrespondenzen.
Der bayerische Papst: Sein Leben, sein Wirken, sein Rücktritt
So spektakulär wie sein Rücktritt war schon Benedikts Wahl verlaufen. Am 19. April 2005 wurde aus einem deutschen Kardinal Papst Benedikt XVI. Knapp acht Jahre lang war der Pontifex Maximus aus Marktl am Inn Oberhirte für eine Milliarde Katholiken. Sein Pontifikat wurde bejubelt, kritisiert, war von Affären überschattet. Unser Dossier blickt zurück.