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Rhein-Main-Donau-Kanal Politische Grabenkämpfe

Große Politik kontra kleine Bürger - diese klare Kampflinie existiert bei der Durchsetzung des Main-Donau-Kanals nicht. In den 80er-Jahren kommt der Widerstand gegen das bayerische Milliardenprojekt von oben: Die sozial-liberale Bundesregierung will sich vom damals schon halbfertigen Bau verabschieden.

Stand: 10.12.2008 | Archiv

Rhein-Main-Donau-Kanal: Schleuse Kelheim | Bild: picture-alliance/dpa

Vielzitiert ist das Bonmot des damaligen Bundesverkehrsministers Volker Hauff (SPD), der Main-Donau-Kanal sei "das unsinnigste Bauwerk seit dem Turmbau von Babel".

Ein Riss geht durch die SPD

Zugfahrer, Kanalgegner: Bundesverkehrsminister Volker Hauff bekämpft den Kanalbau. In der bayerischen SPD macht er sich damit keine Freunde.

Die finanziell klamme Bonner Regierung will Geld sparen und stellt nun den ökologischen Schaden über den wirtschaftlichen Nutzen. An der Spitze der Regierung sitzt zudem der Hamburger Helmut Schmidt, dem seine hanseatischen Reeder offenbar näher sind als die bayerische Binnenschifffahrt. Innerhalb der Sozialdemokraten schlägt das Kanalprojekt deshalb hohe Wellen.

Während bayerische Parteivertreter wie der damalige SPD-Chef Helmut Rothemund und der langjährige Nürnberger Oberbürgermeister Andreas Urschlechter vehement für den Weiterbau kämpfen, sträuben sich die Bonner Genossen. Am 27. 1. 1982 fällt das Bundeskabinett den Beschluss, mit Bayern über eine "qualifizierte Beendigung" des Projekts zu verhandeln.

Das Glück der "Wende"

Der begeisterte Flieger Franz Josef Strauß, hier 1961 als Verteidigungsminister, ist für den Kanal. Nach der "Wende" kann er den Bau durchsetzen.

So kommt es zur ungewöhnlichen Verbrüderung: Die bayerische SPD und die CSU ziehen an einem Strang. Die Christsozialen und mithin die bayerische Staatsregierung werden damals vom zupackenden Partei-Idol Franz Josef Strauß geführt. Auch er will den Kanal und hat dabei das nötige Quentchen Glück. Just als der Weiterbau aus Bonn in Frage gestellt wird, kommt dort im Herbst 1982 die politische Wende mit einem neuen Kanzler Helmut Kohl (CDU) und der 1983 gewählten schwarz-gelben Bundesregierung. Bei den Koalitionsgesprächen besteht die CSU auf den Weiterbau des Kanals und kann sich damit durchsetzen.

"So umstritten der Kanal sein mag, aber er hat auch sein Pro. Sagt Ihnen das Wort 'mäandern' etwas? Mäandern, das ist eine Naturschlamperei. Diese Altmühl, die mäandert. Und drum wird sie jetzt begradigt. Und weil sie immer sagen, diese Naturapostel da, dass Frösche aussterben, Vögel. Dass aber andere Tierarten nachrücken, das sagen sie nicht. Schauen Sie, der Kanalratz, die Kanalratte, nur an Kanälen anzutreffen!"

Gerhard Polt in der 'Scheibenwischer'-Sendung (ARD) vom 14. 1. 1982


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