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Rhein-Main-Donau-Kanal Zwist und Profit am Kanal

Nicht nur Parteien und Regierungen streiten während der Bauphase um die künstliche Wasserstraße. Der Graben trennt auch Kirchenvertreter, Bürger und ihre Initiativen. Die einen geiseln die Zerstörung der Heimat, die anderen versprechen sich gute Geschäfte.

Stand: 10.12.2008 | Archiv

Rhein-Main-Donau-Kanal: Abschnitt Beilngries | Bild: picture-alliance/dpa

Als am 31. Juli 1992, ein Freitag, in Beilngries zwei Bagger zum Durchstich ansetzen, bleibt der evangelische Pfarrer des Ortes der festlichen Zeremonie fern. Claus Petersen nennt den Kanal ein "Monument menschlicher Maßlosigkeit, der Naturvernichtung und Heimatzerstörung". Sein katholischer Kollege Michael Harrer segnet hingegen das Werk mit dem biblischen Wort: "Und Gott sah, dass es gut war."

Gutes Geld für grüne Wiesen

Für die Kommunen, hier Kelheim, bringt der Kanalbau einen Investitionsschub und Aussichten auf wirtschaftlichen Aufschwung.

Vor Ort bleiben solche Differenzen dennoch überschaubar. Auf dem Land entlang des Kanals hat die überwiegend katholisch-brave Bevölkerung mit dem Bauprojekt weit weniger Probleme als die Politiker und Verbandsfunktionäre in Bonn oder München. So rekrutieren die ansässigen Kanalgegner wie die Bürgerinitiative "Rettet das Altmühltal" mehr Mitglieder in fernen deutschen Großstädten als vor der eigenen Haustür.

Auf der Gegenseite arbeitet die Bürgerinitiative "Ja zum Main-Donau-Kanal", denn es geht doch aufwärts: Entlang der Kanaltrasse verkaufen Bauern ihre bis dato billigen Wiesen und Äcker für gutes Geld an die Rhein-Main-Donau AG, die zudem in den betroffenen Gemeinden eine ordentliche Infrastruktur mit neuen Straßen, Brücken und Kanalisation finanziert. Zudem locken die Aussichten auf einen boomenden Tourismus, wenn der Kanal den Weg frei macht für die Passagierschiffe voll mit gut gelaunten Ausflüglern.

Häuserrisse machen Ärger

Nicht alles glückt auf Anhieb: Am 26. März 1979 bricht in Katzwang bei Nürnberg der Damm des bereits gefluteten Rhein-Main-Donau-Kanals.

Vereinzelt kommt nach dem Kanalbau aber trotzdem Ärger innerhalb der Bevölkerung auf. In Dietfurt bekommen einige Häuser Risse, die Bewohner vermuten als Ursache einen sinkenden Grundwasserspiegel und kämpfen um Schadensersatz. "In einem Fall gab es eine Entschädigung", bei anderen Betroffenen sei die Angelegenheit "im Sand verlaufen" oder die Ursache nicht nachweisbar gewesen, sagt der Geschäftsleitende Beamte Ernst Dietlmeier heute dazu. Seit über zehn Jahren jedenfalls sei die Sache erledigt und in der Stadt kein Thema mehr.


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