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Schlag gegen Salafisten-Szene "Für radikale Islamisten ist kein Platz in Deutschland"

Bundesinnenminister de Maizière hat die islamistische Vereinigung "Die wahre Religion" verboten. Bundesweit wurden heute früh knapp 200 Wohnungen und Büros der Vereinigung durchsucht. De Maizière sprach von einem klaren Signal im Kampf gegen islamistischen Terror.

Von: Ahmet Senyurt und Veronica Zapp

Stand: 15.11.2016 |Bildnachweis

Großrazzia gegen Islamisten-Netzwerk | Bild: pa/dpa

Laut Bayerischem Innenmimisterium gab es allein in Bayern 34 Durchsuchungen: elf in Oberbayern, zwei in Oberfranken, zehn in Mittelfranken, eine in Unterfranken und zehn in Schwaben. 240 Einsatzkräfte stellten laut Mitteilung am Dienstagmorgen zahlreiche Datenträger und Beweismittel sicher. Das Bundesinnenministerium hatte zuvor die radikal-salafistische Vereinigung "Die wahre Religion" verboten, die hinter umstrittenen Koran-Verteilaktionen in deutschen Städten steht.

Durchsuchungen auch in Augsburg und Nordschwaben

Insgesamt 34 Durchsuchungen gab es in Bayern.

Im Zuge der Razzia wurden auch mehrere Wohnungen in Augsburg und Nordschwaben durchsucht. Das bestätigte Thomas Rieger, Sprecher des Polizeipräsisidums Schwaben-Nord soeben dem BR. Rieger zufolge wurden drei Privat-Wohnungen in der Stadt Augsburg durchkämmt, zwei im Landkreis Augsburg und eine im Landkreis Donau-Ries. Moscheen oder Gebetsräume waren nicht betroffen. Die Durchsuchungen seien problemlos verlaufen und mittlerweile beendet, die Auswertung der sichergestellten Schriften, PCs und Datenträger werden aber noch länger dauern, so die Polizei. Festgenommen wurde niemand, bislang ist auch die Staatsanwaltschaft noch nicht eingebunden.

Herrmann begrüßt Verbot

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begrüßte das Verbot als weiteren wichtigen Schlag gegen extremistische Islamisten. Die Razzien fanden unter anderem auch in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg statt. Durchsucht wurden insgesamt rund 190 Ziele in 60 Städten. Bekannt ist die Gruppe DWR unter anderem wegen ihrer umstrittenen Koran-Verteilaktionen mit dem Slogan "Lies!".

"Das heutige Verbot entzieht den LIES!-Ständen die Grundlage. Vordergründig beschränkten sich die Veranstalter nur darauf, kostenlose Korane zu verteilen. Tatsächlich war die verbotene Vereinigung jedoch ein Sammelbecken jihadistischer Islamisten. Sie rekrutierte Personen für den bewaffneten Jihad in Syrien und im Irak."

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU)

140 Ausreisen nach Syrien und Irak

Es bestehe der Verdacht, dass die Organisation "Hassbotschaften" verbreite und verfassungsfeindlich agiere, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. So habe eine Vielzahl der Menschen, die nach Syrien und in den Irak ausgereist sind, vorher Kontakt mit der Gruppe gehabt. Laut Bundesinnenminister de Maizière sind mehr als 140 junge Menschen in den Irak und Syrien ausgereist, um sich dort dem Kampf extremistischer Gruppierungen wie dem Islamischen Staat (IS) anzuschließen.

Behörden greifen durch - Vereinsverbot

"Die heutige Maßnahme ist ein eindeutiges Signal an die Szene. Wir setzen heute ein deutliches Zeichen. Deutschland ist eine wehrhafte Demokratie. Für radikale, gewaltbereite Islamisten ist kein Platz in Deutschland."

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU)

Das Bundesinnenministerium hat heute ein Vereinsverbot verhängt, das sich gegen mehrere Organisationen richtet, welche die "Lies!-Kampagne" mittragen. De Maiziere unterstrich, das Verbot ziele nicht auf die Werbung für den islamischen Glauben oder dessen Verbreitung und auch nicht auf die Verteilung von Koranen insgesamt.

Neben der Trägerorganisation "Die Wahre Religion", die im Internet Werbung für das Aufstellen von mobilen Bücherständen in Fußgängerzonen überall in Deutschland macht, soll auch der "Lies!Verlag" und eine Stiftung wegen des "Verstoßes gegen den Gedanken des friedlichen Zusammenlebens der Völker" verboten werden, Vermögenswerte sollen zudem vom Staat beschlagnahmt werden.

Bekannte Salafistenprediger im Visier

Ibrahim Abou Nagie

Bei den betroffene Personen der bundesweiten Razzia heute handelt es sich nach Informationen von report München unter anderem um die prominenten Salafistenprediger Ibrahim Abou Nagie und den Bonner Abu Dujana. Nagie hält sich aber wohl seit längerem nicht mehr in Deutschland auf. Er soll nun in Dubai sein und hier auch bereits sein Auto abgemeldet haben.

Auch die Privaträume von Sabri Ben Abda, der lange Zeit als Kameramann von Ibrahim Abou Nagie fungierte und die "Lies!-Kampagne" filmisch aufarbeitet, sollen durchsucht werden. Pikant: Ben Abda hält sich aktuell offensichtlich in Syrien oder Irak auf.

Zudem sollen weitere Wohnungen von jungen Anhängern der Kampagne, die sich schon radikalisiert haben könnten, durchsucht werden.

Weitere Radikalisierung befürchtet

Die bundesweite Razzia und das Vereinsverbot: Ein politisches Signal an die Szene, dass ihre möglichen Umtriebe vom Staat nicht mehr geduldet werden. Die Behörden sind zudem besorgt, dass die Szene sich weiter radikalisieren könnte.

Die "Lies!-Kampagne" ist nach eigenen Angaben in zwölf europäischen Ländern aktiv. Das Geld für den Druck von mittlerweile rund 20 Millionen Koran-Ausgaben soll über Spenden finanziert worden sein.

"Wir möchten die hiesige Gesellschaft für unsere Religion sensibilisieren und sie ihr näherbringen. Jedem Haushalt in Deutschland soll kostenfrei ein Exemplar des Quoran zur Verfügung gestellt werden."

Aus der Internetseite von Die Wahre Religion

report München über die Radikalisierung eines 16-Jährigen

report München und der Hessische Rundfunk hatten in der preisgekrönten ARD-Dokumentation "Sterben für Allah" die Geschichte von dem 16-jährigen Enes nachgezeichnet, der sich zuerst in Hessen für die Lies!-Kampagne engagiert hat. Die Radikalisierung schritt schnell voran – Enes starb mit 17 Jahren auf dem syrischen Schlachtfeld als Kämpfer für den so genannten Islamischen Staat.







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münchner, Dienstag, 15.November 2016, 20:07 Uhr

34. Für radikale Islamisten ist kein Platz in Deutschland

" Bundesweit wurden heute früh knapp 200 Wohnungen und Büros der Vereinigung durchsucht." - Keine Festnahmen -> noch Fragen? -> Spitzenleistung Herr deMisere.

  • Antwort von Truderinger, Dienstag, 15.November, 21:53 Uhr anzeigen

  • Antwort von PeterZä, Mittwoch, 16.November, 06:25 Uhr anzeigen

Realist50, Dienstag, 15.November 2016, 19:37 Uhr

33. nichts als eine medienwirksame Aktion,

die die Bevölkerung beruhigen soll, mehr ist das nicht.
Der Berg kreißte und gebar eine Maus.
Mit Berg ist diese Aktion gemeint, und die Maus ist das, was in den nächsten Monaten, nach Ende der langwierigen personalintensiven, teuren Ermittlungsarbeit jurstisch herauskommt, nämlich in Anbetracht des personellen und logistischen Aufwandes, ein Nullsummenspiel, nämlich nix!. Aber das gibt dann kein Minister bekannt, wär ja auch kein Erfolg.
Schade, dass sich die Medien immer mit solchen PR Aktionen der Politik füttern lassen und keiner nach Monaten einmal nachfrägt, was denn eigentlich letztendlich strafrechtlich dabei herausgekommen ist. Das wäre das Interessante an dieser Aktion und nicht das, was uns heute als Sensationsmeldung geliefert wird.
Ob gegen Salafisten oder gegen übermüdete Lkw-fahrer, immer das gleiche Muster, medienwirksame ministerielle Aktion, Tage später, bleibt alles beim Alten.....

  • Antwort von Truderinger, Dienstag, 15.November, 21:52 Uhr anzeigen

  • Antwort von Peter, Mittwoch, 16.November, 06:32 Uhr anzeigen

  • Antwort von Erik, Mittwoch, 16.November, 06:50 Uhr anzeigen

  • Antwort von peter, Mittwoch, 16.November, 07:43 Uhr anzeigen

  • Antwort von Realist50, Mittwoch, 16.November, 09:05 Uhr anzeigen

Erwin, Dienstag, 15.November 2016, 19:23 Uhr

32. Ein Trump muss her!!

Was wir brauchen ist ein D. Trump, der verputzt jeden Tag einen Salafisten zum Frühstück.

Dr. Halef, Dienstag, 15.November 2016, 18:36 Uhr

31. was würde wohl passieren...

wenn man an einer Moschee vorbei geht und dabei Seiten aus dem Koran reisst, die man auf die Straße schmeisst?
Und was würde passieren,
wenn man an einer Kirche vorbei geht und Seiten aus dem Neuen Testament heraus reisst und auf die Straße schmeisst?
Hm...

  • Antwort von Wolf, Dienstag, 15.November, 19:30 Uhr anzeigen

  • Antwort von Johann, Dienstag, 15.November, 20:57 Uhr anzeigen

  • Antwort von hasan, Dienstag, 15.November, 21:03 Uhr anzeigen

  • Antwort von Lutzifer, Dienstag, 15.November, 21:09 Uhr anzeigen

  • Antwort von hasan, Dienstag, 15.November, 21:13 Uhr anzeigen

  • Antwort von Leon, Dienstag, 15.November, 21:21 Uhr anzeigen

  • Antwort von Cosi, Dienstag, 15.November, 21:31 Uhr anzeigen

  • Antwort von Leon, Dienstag, 15.November, 22:02 Uhr anzeigen

  • Antwort von Oliver S., Mittwoch, 16.November, 00:09 Uhr anzeigen

Seppl, Dienstag, 15.November 2016, 18:18 Uhr

30. Islamistische Terroristen

Von der Gewaltbereitschaft her, von der Anzahl der Morde, die sie begangen haben, von der kriminellen Energie und der Ideologischen Verblendung, von der Anzahl der kriminellen Mitglieder und der tatsächlichen und potenziellen Sympatisanten sind diese Leute gefährlicher als seinerzeit die RAF. Es wird höchste Zeit, dass sie mit derselben Entschlossenheit und Energie bekämpft werden. Die bisher gezeigte Konfliktscheu des Staates ist völlig unangebracht.

  • Antwort von Helmut, Dienstag, 15.November, 21:43 Uhr anzeigen

  • Antwort von Seppl, Dienstag, 15.November, 22:40 Uhr anzeigen

  • Antwort von Argus A., Dienstag, 15.November, 22:45 Uhr anzeigen

  • Antwort von Helmut, Dienstag, 15.November, 23:29 Uhr anzeigen