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Akte Lansing Interview mit Stefan Murr

Stand: 06.02.2019

Stefan Murr (Schauspieler, "Akte Lansing"). | Bild: BR/Max Hofstetter

Sie spielen den BR-Sonderermittler Dr. Dr. Spiess – wie würden Sie die Rolle beschreiben?
Ein von seinem Job Getriebener. Sehr ehrgeizig, akkurat und penibel. Aber im Endeffekt eine Seele auf der Suche nach Anerkennung und der großen Liebe. Eigentlich wie wir alle.

Als Sie das Drehbuch von "Akte Lansing" auf den Tisch bekamen: Wie lange mussten Sie überlegen?
Ich musste genau so lange überlegen, wie ich gebraucht habe die Bücher zu lesen. Das heißt: Überlegen musste ich quasi gar nicht. Ich lese Drehbücher immer erst komplett, bevor ich mir eine Meinung in irgendeine Richtung erlaube. Aber was der Georg Büttel mir und uns da geschrieben hat, ist einfach nur ein Geschenk. So eine Rolle wollte ich schon immer mal spielen.

Wie war es, mit den "alteingesessenen" Schauspielern von Dahoam is Dahoam zu drehen?
Ich kenne viele der Kollegen schon sehr lange, habe mit vielen schon in anderen Projekten im Fernsehen und am Theater gearbeitet. Dadurch war es für mich ein schönes Wiedersehen: Gitti Walbrun war schon meine Mutter, mit Ferdinand Schmidt-Modrow hab ich mich schon auf der Bühne gezofft… Zudem muss ich schon echt den Hut ziehen, wie hoch professionell die Atmosphäre am Set war. Sowohl vor als auch hinter der Kamera.

Was verbinden Sie mit der Serie "Dahoam is Dahoam"?
Ein über bereits viele Jahre für die "DiD"-Zuschauer vermitteltes bayerisches Lebensgefühl. Eine Sendung, auf die man sich verlassen kann. Ein wichtiger Ruhepol in der unruhigen Fernsehwelt.        

Hand aufs Herz: Wie viele Folgen "DiD" haben Sie sich zur Vorbereitung angesehen?
Ich habe mir jetzt nicht gezielt für den Dreh von "Akte Lansing" Folgen von "DiD" angesehen. Für meine Rolle wäre das auch falsch gewesen, sich da zu sehr in den "DiD"-Kosmos zu begeben. Dr. Dr. Spiess weiss ja auch nichts davon, höchstens nur oberflächlich. Er interessiert sich nicht für den Inhalt der Serie, wird aber trotzdem peu à peu in das "DiD"-Universum hineingezogen.

Warum, glauben Sie, ist "DiD" so erfolgreich?
"DiD" ist denke ich eine Serie, die für viele Menschen wie aus dem Leben gegriffen ist. Die Figuren haben nachvollziehbare Probleme, nachvollziehbares und bekanntes Glück oder Pech und "DiD" behandelt in einem sympathischen Dorfleben Fragen, die man sich eventuell auch selber schon mal gestellt hat. Und die Charaktere und ihre Schauspieler dahinter sind sympathisch. In Filmen oder Serien ist es das A und O, dass man sich mit mindestens einer der Figuren identifizieren kann und mit ihr mitleidet oder sich mitfreut. Und das, denke ich, ist bei "DiD" für die vielen Fans einfach gegeben.

Darf man einen solchen Klassiker durch den Kakao ziehen?
Wenn nicht so einen über die Jahre gewachsenen und starken Klassiker, welchen dann? Selbstironie ist glaube ich eines der größten Güter, die man sich bewahren sollte und auch muss. Das haben die Kollegen aus "DiD" auch bei "Akte Lansing" mit Bravour gezeigt, dass sie sich das bewahrt haben. Das finde ich ganz toll. Und man muss ja auch sagen, wir ziehen hier keine echten Menschen und ihre Schicksale durch den Kakao, sondern fiktive Menschen in fiktiven Rollen mit fiktiven Problemen. Ich bin ja auch seit elf Jahren beim Politiker-Derblecken am Nockherberg dabei. Was sollen denn dann die sagen? Darum ganz klar: Satire muss sein und ja, man darf! 

Werden hartgesottene "DiD"-Fans "Akte Lansing" lieben oder hassen?
Ich glaube es wird beide Seiten geben. Für die Fans, die als Realität ansehen, was bei "DiD" passiert, wird es denke ich schwer, ihre Figuren so zu sehen und ihr Lansing als Filmkulisse, was es ja de facto ist, präsentiert zu bekommen. Für die, die "DiD" lieben aber gleichzeitig realisieren, dass das ja "nur" Fiktion und eine gute Geschichte ist, in die man ohne Frage bitte unbedingt auch abtauchen soll wenn sie gut gemacht ist und einen mitreißt – die werden es lieben, wenn sie sich drauf einlassen. Und ja, was gibt es Tolleres als mal hinter die Kulissen schauen zu dürfen, seine Stars mal von einer ganz anderen Seite zu sehen und herzhaft mit und über sie zu lachen?

Welche Szene war für Sie die größte Herausforderung?
Wir haben eine lange Sequenz im Freien gedreht. Es war November, um die 0 Grad wenn nicht sogar Minus. Und ich nur mit Bademantel, Unterhose und Schuhen bekleidet. Da über Stunden die Konzentration zu halten ist schon schwierig. Geschweige denn vor lauter Zittern noch einen vernünftigen Satz zu sagen.

Wenn Sie "Akte Lansing" in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Vogelwild, lustig, wichtig.

Zur Person

Stefan Murr, 1976 in Bad Tölz geboren, ist Schauspieler und Autor. Zu den zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen, in denen er bisher mitwirkte, gehören "Das Verschwinden" von Hans-Christian Schmid, "Beste Zeit" und "Beste Gegend" von Marcus H. Rosenmüller, "Baching" von Matthias Kiefersauer, "Das Leben ist ein Bauernhof" von Thomas Kronthaler oder auch der "Tatort München".

Beim Singspiel zum "Politiker-Derblecken" auf dem Münchner Nockherberg ist Stefan Murr bisher der Schauspieler, der die meisten Politiker verkörpert hat (u. a. Karl-Theodor zu Guttenberg, Alexander Dobrindt, Hubert Aiwanger und Florian Pronold). Diesen Rekord wird er 2019 sogar noch ausbauen: Am 12. März wird er in der Rolle von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zu sehen sein. Auch an den Münchner Theatern ist er ein gern gesehener Gast, etwa am Volkstheater, am Residenztheater und an den Kammerspielen. Seit 2009 schreibt und spielt er zusammen mit seinem Kollegen Heinz-Josef Braun Live-Hörspiele in bayerischer Sprache. "Die Bayerischen Bremer Stadtmusikanten" und "Käfer Mary und die Kakerlaken-Mafia" wurden 2017 vom BR aufgezeichnet und 2018 gesendet.


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