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Morin Statement Drehbuchautor Hans-Ullrich Krause

Stand: 09.10.2023

Von links: Beim Fortschrittscheck im Kuppelraum der Academy erfährt der geschockte Blue (Niklas Behn), dass er rausgeflogen ist. Karina (Felicia Weinmann) neben ihn beobachtet ihn. | Bild: BR/Odeon Fiction/Hendrik Heiden

"Die Schule als Ort steht in unserer Gesellschaft immer wieder hart in der Kritik. Seit es Pisa und andere Formen der Bewertung gibt, hat Schule noch mehr als zuvor den Auftrag, verwertbare Ergebnisse zu erzeugen. Kinder sollen das und das wissen und können. Die Ergebnisse werden statistisch erhoben; Schulen, Landkreise, ja sogar ganze Länder werden miteinander verglichen. Gute Schule, schlechte Schule. Aber was ist eine gute Schule?

In unserer Filmgeschichte sind wir von der Annahme ausgegangen, dass die Wirtschaft zukünftig Teile der Bildung übernommen hat. Geboren aus der Sorge, dass weltweit agierende Unternehmen im Wettbewerb nicht standhalten könnten, wollen sie nun selbst für Nachwuchs sorgen, der auf bestimmte Themen konzentriert an die Konzerne gebunden ist. Sie wählen Kinder früh aus und laden sie ein, Schüler dieser konzerneigenen Schulen zu werden. Und da sie die Mittel haben, schaffen sie Inseln in der Bildungslandschaft, die scheinbar über alles verfügen, was Kinder und Jugendliche brauchen, um erfolgreich zu lernen. Doch hinter der schönen, bunten und starken Fassade steckt etwas anderes. Ein ausgeklügeltes System von Punkten und Leistungsberechnungen. Ein Aufwerten und Abwerten. Ein permanenter Kampf um Erfolg, der meist auf dem Misserfolg der anderen basiert. Das Scheitern des einen führt zum Sieg des anderen. Mit anderen Worten, das Prinzip der Wirtschaft ist zum Prinzip der Schulen geworden. Unmerklich fast, spielerisch, farbig, schnell, spannend. So wie ein Computerspiel, das keine Skrupel kennt.

Morin, unsere Hauptfigur, ist begeistert, in diese Schule eingeladen zu werden. Wer kann es ihm verdenken. Sein Lieblingsthema steht im Mittelpunkt. Raumfahrt. Morin will zum Mars. Irgendwann.

Kinder kann man blenden, Kinder können verführt werden. Aber dann fangen sie doch an zu zweifeln. Wettbewerb ist gut und schön, aber es muss gerecht zugehen. Nicht gegeneinander, eher miteinander soll gestritten und ja auch gekämpft werden. Streiten und vertragen.

Irgendwann erkennt Morin die fatale Unzulänglichkeit dieses Schulsystems. Erst hat er nur diese Zweifel, dann wird sein Gewissen geweckt. Hör nicht auf dein Gewissen, höre auf den Sieger in dir!

Morin stellt Fragen. Das will niemand in der Schule. Und dann geschieht etwas, was Morin endgültig die Augen öffnet. Und so setzt er auf Widerstand. Morin wird zum Helden gegen ein System von Bildung, das vergessen hat, dass nicht nur Kinder, sondern die Menschen an sich vor allem die anderen Menschen brauchen, um so etwas wie glücklich und letztendlich auch wirklich erfolgreich zu sein. 

Das Drehbuch entstand zunächst in Zusammenarbeit mit Christian Görlitz, der auch die Regie übernehmen sollte. Diese ganz wunderbare Zusammenarbeit fand ein jähes Ende, als Christian Görlitz im Sommer 2021 kurz vor Drehbeginn schwer erkrankte und im Winter an dieser Krankheit starb. Es ist der Produktion (Monika Raebel) und der Redaktion (Claudia Simionescu BR und Birgit Titze ARD Degeto) hoch anzurechnen, dass sie diesen Film nicht aufgegeben haben. Mit Almut Getto begann ein neu angestoßener Prozess, an dessen Ende ein Film entstand, der mich sehr überzeugt und sehr froh macht. Ein Dankeschön an alle, die an diesen Film geglaubt haben!"

  Drehbuchautor Hans-Ullrich Krause


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