Morin Interview mit Yodit Tarikwa (KI Leona)
Sie spielen Leona, eine KI-Hologramm, die Morin von der Academy zur Unterstützung seiner Ausbildung zur Verfügung gestellt wird. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet und wie fühlte es sich an, diese virtuell kreierte Figur darzustellen?
Im Vorfeld hat mich vor Allem die Frage beschäftigt, ob die Figur menschliche Anteile in ihrem Verhalten zeigt und wenn ja, wieviel davon. Meine erste Assoziation war ein Wesen, das sehr künstlich und roboterhaft auftritt. Allerdings muss ja Leona auch eine gewisse Empathie und Vertrauenswürdigkeit ausstrahlen, um ihre Ziele zu erreichen. In Zusammenarbeit mit der Regisseurin Almut Getto habe ich untersucht, welche Aspekte menschlichen Verhaltens sie wohl in sich tragen könnte und in welcher Form diese zum Ausdruck kommen. Leonas Stimm-Modulation war da zum Beispiel eine wichtige Ebene: Einerseits klingt Leonas Stimme etwas technisch, andererseits kommt auch eine gewisse Wärme durch. Da gemeinsam mit Almut Getto die Balance der Anteile aus "Künstlichem" und "Menschlichem" zu suchen, war ein spannender, toller Prozess, und ich denke, dass wir eine gute Mischung gefunden haben. Beim Spielen hat es viel Spaß gemacht, zwischen diesen Facetten zu changieren. Der Austausch mit Almut Getto war eine große Freude, aber auch die Zusammenarbeit mit Leo Alonso-Kallscheuer war eine unglaubliche Bereicherung. Er hat so ein hohes Maß an Professionalität, Liebenswürdigkeit und Achtsamkeit mit in die Arbeit gebracht – das hat mich nachhaltig beeindruckt!
Leona weiß stets Rat und ist immer da für Morin. Hätten Sie manchmal auch gerne eine KI an Ihrer Seite?
Jain. Die Vorstellung, eine künstliche Intelligenz an meiner Seite zu haben, an die ich praktische und organisatorische Aufgaben des Alltags delegieren kann, gefällt mir.
Allerdings würde ich eine KI eher nicht um Rat bitten. Vermutlich würde mir das Vertrauen fehlen, dass die KI tatsächlich zu meinem Besten urteilen würde. Wenn es um die Einschätzung zwischenmenschlicher Angelegenheiten geht, ist die Empathie meines Gegenübers ein wichtiger Faktor. Diese Empathie ist eine menschliche Fähigkeit, die der KI letztlich fehlt. Da hätte ich bei einem technischen Wesen Zweifel, ob es die Komplexität einer menschlichen Angelegenheit erfassen und dabei verschiedene Aspekte berücksichtigen oder doch Empfehlungen entsprechend seiner Programmierung aussprechen würde - eine Frage, die ja auch im Film verhandelt wird. Abgesehen davon, bieten einem Herausforderungen ja auch immer die Möglichkeit, etwas dazuzulernen und mit der Aufgabe zu wachsen…
Haben Sie die Dreharbeiten neugierig gemacht auf das, was KI in unserem zukünftigen Bildungs- und Gesellschaftssystem leisten könnte?
Das Thema "Künstliche Intelligenz" hat mich schon vor den Dreharbeiten beschäftigt, es spielt ja auch jetzt schon eine große Rolle in unserer Gesellschaft. Der Film beleuchtet dieses komplexe und vielseitige Feld in Bezug aufs Bildungssystem – das hat mir nochmal verdeutlicht, wie unausweichlich und vielseitig sich das Thema KI in Zukunft auf unser Leben auswirken wird. Im Film gerät Morin in einen Konflikt mit seinen Werten, woraufhin Leona behauptet, stets zu wissen, was wichtig und richtig im Leben ist. Hier stößt sie in ihrem Urteil an Grenzen, da sie nur darauf programmiert wurde, Morin zum Erfolg zu führen. Ich finde, die Situation spiegelt die Ambivalenz dieses Themas. Einerseits sind da Riesenchancen, andererseits auch das Risiko, bleibende Schäden anzurichten. Die Kernfrage ist, zu welchem Zweck eine KI konzipiert wird und wie eine sinnvolle und ethisch verantwortungsvolle Regulation gehandhabt werden kann.