Querschuss Zwei Fragen an Bibiana Beglau
Was ist für Sie das zentrale Thema, der universelle Kern von "Querschuss"?
Als ich das Buch von Esther Bernstorff gelesen hatte, war ich fasziniert von der Thematik: Was passiert, wenn in einer Gesellschaft – in dem Fall unserer Geschichte – der Familie eine Lücke entsteht? Wenn plötzlich in der Gruppe ein Mensch fehlt. In Querschuss ist die Situation verschärft, da durch den gewalttätigen Wegbruch eines zentralen Familienmitglieds, sich der Abgrund von Ungewissheiten auftut. Welch ein feines zwischenmenschliches Gewebe eine Familie ist, wieviel Unausgesprochenes im Alltag keinen Platz hat und welche Verluste Unaufmerksamkeit im Miteinander hervorruft, sind für mich die Kerne dieser Geschichte.
Was hat Sie an der Rolle "Bibi" fasziniert?
Die Figur Bibi ist eine selbstbestimmte, geerdete, moderne Frau. Unprätentiös, stark und pragmatisch, steht sie vermeintlich in ihrem Leben. Sie ist frei, ihrer Familie zugewandt und in Liebe verbunden. Doch übersieht sie, wie rau und abwesend sie sich genau dem schwächsten Mitglied der Familie gegenüber verhält – und dass auch sie an Mangel leidet, den sie nicht umrissen, geschweige denn formulieren kann. Das hat mich sehr interessiert. Zudem ist sie eine Figur, die liebesfähig ist. Das fand ich großartig und wird selten so ungetrübt erzählt wie in Querschuss.