Querschuss Interview Regisseurin Nicole Weegmann
Was hat Sie an der Geschichte von "Querschuss" gereizt?
"Querschuss" ist ein Film über den Tod, mehr noch aber über das Leben. Über familiäre Prozesse, denen wir alle ausgesetzt sind, die uns alle angehen. Mich hat die Balance zwischen Tiefgang und Leichtigkeit gereizt, wie nah verschiedene Aggregatszustände beieinander liegen, während eine Familie sich in diesem Ausnahmezustand begegnet.
Der Film behandelt sensible Themen wie Suizid und familiäre Zerwürfnisse. Wie sind Sie als Regisseurin mit diesen Themen umgegangen?
Für uns Filmschaffende ist das Leben eine einzige Recherchequelle. Dennoch hat man natürlich nie exakt das erlebt oder recherchiert, was es zu erzählen gilt. Es ist also eine gewisse Transferleistung der Erfahrungen und Erkenntnisse, die man in sich trägt, nötig um sich in eine Situation einzufühlen. Nur so kann eine Szene oder die Figuren eines Films stimmig und glaubhaft inszeniert werden.
Auch der Umstand, dass meine Perspektive durch die eines sehr fein arbeitenden Teams aus Drehbuch, Produktion und Redaktion ergänzt wurde, war bei der Arbeit an diesem Stoff besonders und ist von daher besonders erwähnenswert.
Was war Ihnen visuell bei diesem Film wichtig, um die emotionalen Konflikte der Figuren einzufangen?
Bei dieser Art Film gebührt die Bühne umfänglich dem Schauspielensemble und der Feinstofflichkeit der Figuren. Mir war wichtig, nah an den Figuren zu sein, aber nichts effekthascherisch aufzublasen, auch einen Raum zu lassen. Nicht nur physischen Raum, sondern auch Raum für unterschiedliche Perspektiven der Figuren, Blicke, gelesene Gedanken. Schließlich war auch die drückende Wetterlage, Schwüle, Sommerhitze, Platzregen ein Element der Ausnahmesituation und Atmosphäre, die sich für immer ins Gedächtnis dieser Familie einbrennen sollte.
Wie haben Sie das Ensemble geführt, um diese Intensität zu erreichen?
Das Ensemble war unfassbar kooperativ und engagiert. Wir hatten das Glück, fast die ganze Zeit im Haus zu drehen, sodass wir abends nach Drehschluss oft noch zu Proben bleiben konnten. Wir waren also schlichtweg immer alle sehr gut vorbereitet. Darüber hinaus ist mein Maßstab an eine Inszenierung immer, inwiefern mich die inszenierte Szene persönlich berührt bzw. überzeugt in punkto Glaubhaftigkeit. Was ich nicht glaube, berührt mich nicht.