Querschuss Interview Drehbuchautorin Esther Bernstorff
Wie entstand die Idee zu "Querschuss"?
Den Anstoß gaben damals Andrea Sawatzki und Christian Berkel, die als Ko-ProduzentInnen ein Projekt auf den Weg bringen wollten. Christian hatte gelesen, dass es eine sehr hohe Suizidrate bei Menschen über 65 Jahren gibt, und aus einem Gespräch über dieses Thema entstand die Idee zu Querschuss.
Was ist für Sie das zentrale Thema, der universelle Kern von "Querschuss"?
Mich hat besonders interessiert, was der Selbstmord eines älteren Menschen mit dem Familiensystem macht, daher stehen in unserem Film die Hinterbliebenen im Vordergrund. Es ging nie darum, die Motive für den Suizid aufzudecken, sondern um die vielen Fragen, die durch diesen radikalen Akt aufgeworfen werden und letztlich unbeantwortet bleiben. Es geht aber auch um die Möglichkeit eines Neuanfangs, die aus so einer Krise entstehen kann.
Welche Herausforderungen gab es beim Schreiben eines Films, der so viele Perspektiven und Emotionen einbindet?
Es war eine Herausforderung – aber eine sehr erfüllende – die unterschiedlichen Arten von Trauer der Familienmitglieder erfahrbar zu machen und nebeneinander stehen zu lassen. Die Ohnmacht und der Zorn des Sohnes, der sich von seinem Vater nie geliebt fühlte. Die Sehnsucht des Enkels, für den der Großvater der engste Vertraute war. Die Einsamkeit der Tochter, die sich möglicherweise am stärksten in die Todesnähe des Vaters hineinfühlen kann. Die Traurigkeit der Schwiegertochter, die einen Menschen verloren hat, von dem sie sich respektiert und gemocht fühlte. Die Hilflosigkeit der Enkelin, die verloren geht im Wirrwarr der Gefühle der Erwachsenen. Und die Melancholie der früheren Geliebten.
Wieso heißt der Film "Querschuss"?
Der Titel stand vom ersten Tag an. Der Schuss aus der Pistole des alten Vaters geht ja nicht nur in sein Herz, sondern einmal quer durch die Familie und reißt überall Wunden auf. Wir hatten zwischendurch die Sorge, dass der Titel zu stark nach Krimi klingt und falsche Erwartungen weckt. Am Ende sind wir dann aber doch dabei geblieben.