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Querschuss Interview Andrea Sawatzki

Stand: 17.12.2024

Bernadette (Ursula Werner) erzählt Ulrike (Andrea Sawatzki, links) und Stella (Stella Kann, Mitte) von der guten, alten Zeit. | Bild: BR/Arte/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Kerstin Stelter

Was ist für Sie das zentrale Thema, der universelle Kern von "Querschuss"?

Die Einsamkeit der alten Menschen, die oft nicht mal von den Familienangehörigen bemerkt wird. Das Schweigen innerhalb der Familien, das sich generationenübergreifend hält, weil niemand dagegen angeht. Weil es in vielen Familien zur Gewohnheit geworden ist, nicht über Befindlichkeiten, besser gesagt, eigenes Empfinden zu sprechen. Man lebt nebeneinanderher, ohne sich wirklich zu kennen.

Mit welchen Gefühlen kämpft Ulrike?
Ulrike hat immer unter der Dominanz ihrer Mutter und der fehlenden Liebe ihres Vaters gelitten. In der Pubertät hat sich dieses Problem manifestiert, weil die Mutter in Ulrike plötzlich auch eine Konkurrentin zum Vater erkannte. Ulrike ist zu einer extrem unsicheren Frau herangewachsen, sie möchte auffallen und gefallen, ist immer etwas zu laut, in der ständigen Angst, nicht genug Liebe abzubekommen. Der Vater war ihr Traummann. Sein Tod ist für sie in doppelter Hinsicht schmerzhaft. Sie wollte ihm einerseits eine einzigartige Tochter sein, andererseits auch eine begehrenswerte Frau, was sie natürlich nie zugegeben hätte.

Gab es eine Szene, die für Sie besonders herausfordernd war?
Die erste. Ulrikes Auftritt, ihre Ankunft im Elternhaus. Der erste Auftritt ist immer der schwerste, weil man die Rolle noch nicht wirklich „ hat“, die muss erst reifen im Zusammenspiel mit den Kollegen.

Ist "Querschuss" für Sie persönlich ein wichtiger Film? Aus welchen Gründen?

Ich fühle, vielleicht auch wegen meiner persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema, eine tiefe Hingezogenheit zu den alten Menschen in unserer Gesellschaft. Wie kann es sein, dass diese Menschen am Rande unserer Aufmerksamkeit stehen? Es gibt so viele alte Menschen, die aus dem Raster fallen, die einsam sind, niemanden haben, der ihnen zuhört, der sie pflegt, der ihnen hilft. Ihnen gehört mein tiefstes Mitgefühl. Und auch wenn es so scheint, als wäre der Großvater in unserer Geschichte gut aufgehoben, er ist dennoch allein, weil er in diesem Schweigen lebt, das er letztlich selbst zu verantworten hat. Die Generation unserer Senioren durfte sich nie beschweren. Unser Film ist den alten Menschen hier in unserem Land gewidmet. 


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