Fünf Sprachen der Liebe Welches Bedürfnis in der Liebe ist bei Ihnen am stärksten?
Die eine liebt Geschenke, der andere braucht viel Lob und Anerkennung durch Worte – was ist dran an den 5 Sprachen der Liebe, und wie kann das Konzept meine Beziehung verbessern?

Im Jahr 1992 erschien das Buch "Die 5 Sprachen der Liebe" vom US-amerikanischen Autor und Psychologen Gary Chapman. Seitdem wird das Konzept auch in Paartherapien und Beratungen genutzt, um an einer wertschätzenderen Beziehung zu arbeiten. Mit Hilfe eines Tests kann man so herausfinden, welche Sprache der Liebe man selbst, welche der Partner oder die Partnerin spricht.
Welche Sprachen der Liebe gibt es
Nach Chapman sind es diese fünf Bereiche, auf die Menschen in Beziehungen oft unterschiedlich großen Wert legen:
- Sinnvoll miteinander verbrachte, wertvolle Zeit - "Quality Time"
- körperliche Berührung - "Physical Touch"
- Geschenke machen - "Gift Giving"
- Sich mit Taten um den anderen kümmern, Hilfsbereitschaft - "Acts of Service" sowie
- Worte der Bestätigung - "Words of Affirmation"
Entfremdung, wenn man die Sprache des andern nicht erkennt
Der Psychologe erklärt in seinem Buch, dass es, wenn ein Paar auf unterschiedliche Dinge Wert legt und wenig auf die Bedürfnisse seines Gegenübers eingeht, langfristig zu Unzufriedenheit und Entfremdung in einer Beziehung kommen kann.
Verständigungsschwierigkeiten
Nach Chapman spricht jeder Mensch mindestens zwei Sprachen der Liebe: Die erste ist im Elternhaus erlernt, die anderen hat man sich im Laufe des Lebens angeeignet. Wenn beispielsweise der eine Partner in einem Elternhaus aufgewachsen ist, in dem Worte der Bestätigung sehr wichtig waren, wird er oder sie sich sehr wahrscheinlich schwertun, wenn diese aufbauenden Worte in der Paarbeziehung fehlen, weil der Partner oder die Partnerin die Liebe beispielsweise lieber Geschenke macht oder sehr hilfsbereit ist.
Im Interview mit Bayern 1 erklärt die Münchner Therapeutin Sonya Anders dazu:
"... (Dass Partnerinnen und Partner eine andere primäre Sprache der Liebe sprechen, Anm. d. Red.) muss nicht unbedingt ein Problem sein, solange wir uns bemühen, den anderen zu verstehen. Also problematisch wird es eigentlich erst dann, wenn mindestens einer der beiden nicht mehr gewillt ist, die Sprache des anderen verstehen zu wollen oder sprechen zu wollen."
Sonya Anders
Während Frischverliebte dem Gegenüber jeden Wunsch von den Augen ablesen, kommt es bei vielen Paaren nach einigen Jahren zu ersten Auseinandersetzungen, wenn eine oder einer der beiden das Gefühl hat, nicht in seinen Bedürfnissen wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden.
Laut Sonya Anders kann eine Beziehung nur dann dauerhaft Bestand haben, wenn beide nach dem Abebben der ersten Verliebtheitsphase die bewusste Entscheidung treffen, das Gegenüber verstehen und dessen Bedürfnisse wahrzunehmen und erfüllen zu wollen, auch, wenn es nicht die eigenen sind.
Eigene Bedürfnisse artikulieren
Dabei ist es für eine harmonische Beziehung, laut Anders, nicht nur wichtig, auf die Bedürfnisse des Gegenübers einzugehen, es ist auch unabdingbar, sich über die eigenen klarzuwerden und diese auch mitzuteilen. Denn, so erklärt Anders, Wünsche des anderen von den Augen ablesen zu können, sei gar nicht so leicht. Wenn man das aber umgekehrt vom anderen erwarte, könne das schnell zu Enttäuschungen führen. Hier empfiehlt die Expertin die so genannte VW-Regel.
Was ist die VW-Regel in Partnerschaften?
"Vielleicht haben Sie das schon mal gehört, dass man statt Vorwürfen Wünsche äußert und den anderen offen über die eigenen Bedürfnisse informiert. Dazu gehört auch, den anderen nach seinen Bedürfnissen zu fragen und dann eben einen Kompromiss zu finden zwischen diesen Bedürfnissen."
Sonya Anders
So sei es wichtig, in Ich-Botschaften zu kommunizieren, statt das Gegenüber zu beschuldigen. Also lieber "Ich fühle mich nicht wertgeschätzt, weil ...", statt "Du hast schon wieder ...". Denn so fühlt sie der oder die Beschuldigte schnell angegriffen und setzt ganz automatisch zur Verteidigung an oder holt gar zum mündlichen Gegenschlag aus – und ein Streit ist vorprogrammiert.
Kritik an den 5 Sprachen der Liebe
Das Konzept der fünf Sprachen der Liebe wird immer wieder kritisch gesehen. So haben Forschende 2024 in einer Metastudie keinen Beweis für die Theorie der fünf Sprachen der Liebe gefunden. Da die primäre Liebessprache in einem Entweder-Oder-Test ermittelt wird, kann man eigene Bedürfnisse nicht als gleichwertig bewerten. Das aber, so die Autorinnen und Autoren der Studie, sei meist der Fall. So könne es zwar bevorzugte Arten geben, die eigene Zuneigung auszudrücken, aber letztendlich seien alle fünf Bereiche wichtig für eine gelingende Beziehung.
Therapeutin Sonya Anders sieht die fünf Sprachen der Liebe als eine von vielen Möglichkeiten und als stark vereinfachenden Ansatz, die eigene Kommunikation und die Bindung zu reflektieren und damit die eigene Beziehung bewusster zu gestalten und so zu stärken.
Wie schaffen Sie es, in Ihrer Beziehung aufmerksam zu bleiben? Erzählen Sie uns davon, gerne hier in den Kommentaren oder schicken Sie uns eine Sprachnachricht unter +49 151 19589000. Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, geben Sie uns gerne eine Sternebewertung.
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In dieser Folge der Blauen Couch spricht Pfarrer Rainer Maria Schießler über die Herausforderungen der Liebe. Alle Folgen finden Sie in der ARD-Audiothek.
https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/rainer-maria-schiessler-pfarrer-liebe-heisst-kampf-liebe-heisst-toleranz-liebe-heisst-aushalten/bayern-1/13508959/
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