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A2 Milch Gut bei Laktoseintoleranz? Was ist "A2-Milch"?

Kann ich mit Laktoseintoleranz A2 Milch trinken? Oder geht das nur bei A1-Unverträglichkeit? Wir beantworten Ihre Fragen über die vermeintlich besser verträgliche Milch.

Stand: 23.02.2024

Ein Glas Milch  | Bild: mauritius images / Westend61 / Roman Märzinger

Was ist A2-Milch?

Kuhmilch besteht zu zirka 87 Prozent Wasser, zu 4,9 Prozent aus Laktose, zu 3,7 Prozent aus Neutralfetten, zu 3,6 Prozent aus Eiweiß und zu zirka 0,8 Prozent aus Mineralstoffen wie Calzium, Eisen, Natrium, Kalium, Magnesium und vielen Vitaminen. Die in der Milch enthaltenen Eiweiße sind Kasein, Albumin und Globulin. 80 Prozent der Milchproteine liegen als Kaseine vor und werden in α-, β-, γ- und κ-Kasein unterteilt. 

Die Bezeichnung A2 und A1 bezieht sich auf die chemische Zusammensetzung der β-Kaseine in der Milch. Wo bei einem A1-Kasein die Aminosäure Histidin in der Aminosäurenkette sitzt, ist bei der A2-Variante die Aminosäure Prolin zu finden.

Diese unterschiedliche Zusammensetzung hat Auswirkungen darauf, wie die Milch verdaut wird. Aus der Kasein-Variante A1 kann während der Verdauung und auch während der Fermentation zu Joghurt und Käse ein spezielles Peptid (Betacasomorphin-7, kurz BCM7) mit bioaktiver Wirkung entstehen. Bei der A2 hingegen entsteht dieses Peptid nicht.

Laktoseintoleranz oder A1-Unverträglichkeit?

Manche Menschen vertragen das Peptid nicht, das bei der Verdauung von A1-Milch entsteht. Sie bekommen Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Durchfall und Ähnliches. Bisher wird jedoch sehr selten auf A1-Unverträglichkeit getestet. Meistens geht man bei diesen Symptomen von einer Laktoseintoleranz aus. Es kann also sein, dass viele Laktose-intolerante Menschen nur auf das A1 reagieren und nicht auf die Laktose in der Milch.

Natürlich ist der Laktose-Gehalt in A2-Milch genauso hoch wie in A1-Milch. Zudem gibt es bisher noch keine verlässlichen Studien, die beweisen, dass A2-Milch verträglicher ist als herkömmliche Milch.

Christine Röger vom Kompetenzzentrum für Ernährung, Kern in Kulmbach in Oberfranken sagt: "Wir vom Kern haben uns der Sache angenommen, unterschiedliche Studien angeschaut und müssen leider sagen, dass wir das Versprechen, A2-Urmilch soll besser verträglich sein oder sich auch für Menschen mit Laktoseintoleranz oder vermuteter Milchunverträglichkeit eignen, nicht wissenschaftlich belegen können. Das gibt die Studienlage nicht her." Wissenschaftlich ist es also nicht belegbar, wozu allerdings trotzdem geraten wird, ist die A2-Milch zu probieren und zu testen, ob die Verträglichkeit höher ist.

Woher kommt A2-Milch?

Welche Milch eine Kuh gibt, liegt in ihren Genen. Je nach Milchviehrasse und Züchtung tritt die Struktur des Kaseins in den Varianten A1, A1/A2 oder A2 auf. Es gibt also Rinderrassen, deren Milch überwiegend die Variante A1 enthalten, andere Rassen geben überwiegend Milch mit der Variante A2. Nur ganz wenige Kühe geben reine A2-Milch.

Die A2 Milch wird als "Ursprungsmilch" bezeichnet, da man davon ausgeht, dass ursprünglich jede Kuh A2-Milch gegeben hat und A1 sich erst im Laufe der Geschichte und durch Züchtung entwickelte. Wissenschaftlich bestätigt ist das jedoch auch nicht.

Die A2 Milch schmeckt genau wie A1 Milch und unterscheidet sich auch nicht im Nährstoffgehalt, in der Haltbarkeit oder von den Inhaltsstoffen her, lediglich in den Kaseinen.

Wo kann ich A2-Milch kaufen?

In Australien, Neuseeland, Großbritannien und in den USA kann man A2-Milch teuer im Supermarkt kaufen. In Bayern wird A2-Milch zum Teil in Hofläden vermarktet. "Es gibt vereinzelt Bauern, die umgestellt haben, um den Genpool der Herde komplett auf A2 umzustellen. Das bedeutet aber für jeden Bauern, der das möchte, natürlich auch eine Investition von zum Teil 60.000 bis 80.000 Euro. Die Frage ist dann, lohnt sich das?", so Christine Röger.

Hören Sie hier in unserem Nachhaltigkeitspodcast "Besser leben":

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wie-gesund-ist-sojamilch/bayern-1/10817451/


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