Apfelkerne essen Apfelbutzen - mitessen oder besser wegwerfen?
Ist es gesund, den Apfelbutzen mitzuessen? Und was ist dran an Warnungen vor angeblich giftigen Apfelkernen? Wir erklären's.
Haben Sie heute schon einen Apfel gegessen? Und ganz ehrlich, haben Sie das Kerngehäuse mitgegessen oder weggeworfen? Klar, Äpfel sind grundsätzlich schon sehr gesund: Im Fruchtfleisch und vor allem in der Schale stecken jede Menge gesunder Inhaltsstoffe, darunter Vitamin C, Provitamin A, Kalium, Ballaststoffe und auch viele sekundäre Pflanzenstoffe, die mit ihrer anti-oxidativen Wirkung die freien Radikale in unserem Körper einfangen. Aber wie steht's um den Apfelbutzen, also um das Kerngehäuse samt der enthaltenen Kerne?
Kerngehäuse: Gesund oder gefährlich?
Das Kerngehäuse an sich, also die etwas härteren, faserigen Trennwände zwischen den einzelnen Kammern enthält viele Ballaststoffe. Über sie freut sich unser Verdauungssystem in jedem Fall, betont auch Sabine Hülsmann, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern.
Möglicherweise hat das Kerngehäuse zudem eine direkte Auswirkung auf unsere Darmflora: Ein Forscherteam der Universität Graz hat festgestellt, dass im Kerngehäuse von Äpfeln Mikroben sitzen, die auch im menschlichen Darm vorkommen. Die damit verbundene Hoffnung: Durchs Apfelessen könnten die "guten" Mikroben aus dem Apfelbutzen in die menschliche Darmflora übersiedeln. "Das klingt zwar spannend", erklärt Hülsmann, geht der Ökotrophologin zumindest nach dem derzeitigen Forschungsstand aber dann doch etwas zu weit: "Die Forschergruppe hat nur 8 Äpfel untersucht, davon 4 bio und vier konventionelle Äpfel, und dann hat sie auch nur eine Sorte untersucht. Man weiß zudem noch viel zu wenig dazu, wie viele von diesen Mikroben wirklich noch im menschlichen Darm ankommen und was davon im Magen durch die Magensäure zerstört wird."
Was trotzdem bleibt: Der Apfelbutzen liefert gesunde Ballaststoffe für unseren Darm. Also mitessen.
Kann man Apfelkerne essen?
"Apfelkerne enthalten giftige Blausäure - deshalb weg mit dem Butzen" - das hört man immer wieder. Und in der Tat enthalten Apfelkerne Amygdalin, das im Körper zu Blausäure umgewandelt wird. "Allerdings auch nur, wenn man wirklich auf die Kerne draufbeißt", betont Hülsmann, "denn sonst wird dieser Kern unverdaut wieder ausgeschieden." Dazu kommt: Selbst wenn man beim Apfelbutzen essen auf die Kerne beißt, sind "die Mengen an Amygdalin so gering, dass das dem Körper einfach gar nichts ausmacht", so die Ökotrophologin.
Wer Äpfel also nicht gleich zentnerweise am Tag verputzt, was selbst theoretisch schwer vorstellbar ist, und dabei den Apfelbutzen inklusive der zerkauten Kerne isst, muss sich keinerlei Gedanken um seine Gesundheit machen.
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Wie giftig sind Apfelkerne?
Anders sieht es aus, wenn man gezielt größere Mengen an Apfelkernen zerkaut zu sich nimmt. Dieser unheilvolle Tipp taucht nämlich immer wieder auf - als angeblich vorbeugendes Mittel gegen Krebs. Ernährungsexpertin Hülsmann rät dringend dazu, die Finger von derartigen "Kuren" zu lassen: "Dazu gibt es keine Studien, die irgendetwas beweisen". Und: "Vor diesen höheren Konzentrationen von Blausäure bzw. Amygdalin, wie sie etwa auch in Bittermandeln enthalten sind, wird gewarnt. Für einen durchschnittlichen Erwachsenen können Dosierungen ab zirka 50 mg Blausäure gefährlich werden."
Apfelkerne giftig für Kinder?
Das gilt für Apfelkerne und Kinder: Wegen ihres geringen Körpergewichts würden sie theoretisch schneller einen gefährlichen Amygdalin-Wert erreichen. Das ist allerdings bei normaler Ernährung ziemlich ausgeschlossen.
Warum rote Apfelsorten gesünder sind
Es ist sortenabhängig, wie viel Vitamin C in einem Apfel enthalten ist. "Es hat sich gezeigt, dass die alten, roten Sorten mehr davon enthalten als die neu gezüchteten grünen Äpfel", betont Hülsmann. So enthalten etwa Braeburn-Äpfel von allen Apfelsorten mit am meisten Vitamin C. Hier lesen Sie mehr dazu: Warum rote Apfelsorten besser für Ihre Gesundheit sind