Medikamente Was der Text im Beipackzettel bedeutet
"Zu einer Mahlzeit", "nüchtern", "zweimal am Tag" – die Formulierungen in Packungsbeilagen kennt jeder. Ihre Bedeutung ist allerdings oft eine andere, als Sie denken.
Womit kann ich das Medikament einnehmen, wenn im Beipackzettel "mit Flüssigkeit einnehmen" steht
"Kaltes Leitungswasser geht immer", sagt Apotheker Dr. Peter Sandmann. Auf andere Getränke wie Säfte, Limonaden, Mineralwasser mit Kohlensäure oder gar Milch sollten Sie bei der Medikamenteneinnahme aber verzichten. Milch oder Mineralwasser mit einem hohen Kalziumgehalt können zum Beispiel die Wirkung eines Antibiotikums verändern. Auch manche Säfte, insbesondere Grapefruitsaft, oder auch Kaffee und Alkohol können diesen Effekt haben.
Was heißt "Mit reichlich Flüssigkeit"?
"Reichlich Flüssigkeit ist in der Regel alles über 100 ml", sagt Apotheker Dr. Matthias Schneider im Interview mit BAYERN 1.
Bedeutung von "Zu einer Mahlzeit"
Am besten nehmen Sie die Tablette während des Essens ein, denn das Medikament soll im Magen in die Nahrung eingebettet sein. Direkt nach der Mahlzeit ist auch möglich. "Dann aber wirklich sofort nach dem Essen", sagt Dr. Sandmann. "Vor der Mahlzeit" bedeutet einen Abstand von 30 bis 60 Minuten. Und "Nach dem Essen" heißt etwa zwei Stunden danch.
"Häufige Nebenwirkung" - wie häufig ist das, wenn es im Beipackzettel erwähnt wird
An dieser Formulierung scheiterten in einer Studie der Universität Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein auch Ärzte und Apotheker. Tritt eine Nebenwirkung laut Beipackzettel "häufig" auf, bedeutet das: Von hundert Menschen, die das Medikament einnehmen, zeigt sich die Nebenwirkung bei einer Person. Nur vier von hundert Ärzten kannten die richtige Bedeutung. Die meisten schätzten die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der unerwünschten Symptome deutlich höher ein. "Sehr häufig" bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 10, "selten" 1 zu 10.000.
Was bedeutet "Einmal am Tag"?
Grundsätzlich sollten Medikamente möglichst regelmäßig eingenommen werden, damit die Wirkstoffkonzentration im Körper über den Tag hinweg gleich bleibt. Das heißt bei einer Einnahme pro Tag: Immer zur gleichen Zeit, alle 24 Stunden.
Zeitlicher Abstand zwischen Medikamenten
Bei zwei Tabletten sollten Sie einen Abstand von 12 Stunden einhalten, also nicht einfach morgens und abends. Wenn Sie die erste Tablette morgens um 8 Uhr eingenommen haben, ist die zweite um 20 Uhr fällig. Bei drei Einnahmen täglich verkürzt sich der Abstand auf 8 Stunden, also zum Beispiel 7 Uhr, 15 Uhr und 23 Uhr. "Eine Stunde früher oder später ist aber in Ordnung", sagt Apotheker Dr. Peter Sandmann.
"Nüchtern" einnehmen - genaue Bedeutung
Ein häufiger Fehler: Sie nehmen das Medikament zwar nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen, starten dann aber sofort mit Ihrem Frühstück. Sollen Sie die Tabletten nüchtern einnehmen, müssen Sie aber auch danach einen zeitlichen Abstand von gut einer Stunde zur nächsten Mahlzeit einhalten, rät Apotheker Dr. Sandmann. Grundsätzlich bezieht sich der Begriff "nüchtern" auf feste Nahrung. Wer also die Wartezeit mit einem Kaffee überbrücken möchte, kann das (bei den meisten Arzneimitteln) tun.
"Es gibt allerdings manche Medikamente, bei denen ist Koffein ein Problem", sagt Dr. Sandmann. Deshalb zur Sicherheit noch einmal in der Apotheke nachfragen. Und wer ein Antibiotikum einnehmen muss, sollte morgens generell nicht zum Milchkaffee greifen.
Warum nimmt man manche Medikamnte "Nüchtern" und andere "Zu einer Mahlzeit" ein?
Wenn ein Arzneimittel nüchtern eingenommen werden soll, liegt das daran, dass die Tablette in der Regel schneller durch den Magen geht und sich dann im Dünndarm auflösen kann. Bei manchen Arzneistoffen ist es aber so, dass sie einen gewissen Träger brauchen, damit sie in den Körper aufgenommen werden können. "In der Regel ist es ein Fett, das dabei ist. Klassisches Beispiel: Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das wird am besten aufgenommen, wenn gleichzeitig fettreiche Nahrung da ist und deswegen nehmen Sie das zum Essen", so Dr. Matthias Schneider. Andere Medikamente – wie viele Antibiotika nimmt man vor dem Essen, damit sie sich nicht bereits im Magen anfangen zu lösen und dann durch die Magensäure zersetzt werden.
Immer beachten bei Einnahme von Medikamenten
- Auch wenn eine Nebenwirkung "selten" oder "sehr selten" auftritt, können Sie betroffen sein - auch, wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist.
- Gerade bei einem Antibiotikum unbedingt die Anweisung des Arztes befolgen. "Bis zum Ende" bezieht sich auf die Medikamentenpackung, nicht auf die Krankheitssymptome.
- Den Hinweis eine Tablette "unzerkaut einzunehmen" unbedingt ernstnehmen.
- Bei Unklarheiten immer in der Apotheke oder beim Arzt oder der Ärztin nachfragen.
Wenn im Beipackzettel "Eingeschränkt fahrtüchtig" steht - was bedeutet das
Manche Medikamente können die Fahrtüchtigkeit beeinflussen, verlängern also die Reaktionszeit oder verringern die Konzentrationsfähigkeit. Nicht bei jedem tritt dieser Effekt auf. "In jedem Fall mit dem Arzt oder der Ärztin sprechen", rät Dr. Sandmann. Wenn Sie aber solche Nebenwirkungen feststellen: Fahren Sie besser nicht Auto. Passiert unter Medikamenteneinfluss ein Unfall, kann es gut sein, dass die Versicherung nicht bezahlt.
"Keine Milchprodukte" steht im Beipackzettel - was heißt das konkret
Vor allem bei Antibiotika steht dieser Hinweis häufig in der Packungsbeilage. Zwischen der Einnahme der Tabletten und dem Genuss von Milch, Käse und Joghurt sollten mindestens zwei Stunden liegen, sowohl davor als auch danach. Ganz verzichten müssen Sie aber nicht. "Nach dieser Zeit ist die Tablette draußen, dann geht auch Milch wieder", sagt Apotheker Dr. Sandmann.
Grundsätzlich sollten Sie sich bei allen Fragen an Arzt, Ärztin oder an das Personal in der Apotheke wenden, die helfen gerne weiter.
Wie Tabletten schlucken
Auch interessant: Es gibt Tricks, mit deren Hilfe das Tabletten schlucken viel einfacher geht.
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