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Hund hat Angst vor Gewitter So nehmen Sie Ihrem Hund die Angst

Das laute Donnern und auch die Blitze machen Hunden oft Angst. Als Hundebesitzerin oder Hundebesitzer können Sie diese Angst wegtrainieren. Das funktioniert mit Geduld und vielen Leckerli.

Von: Astrid Hickisch

Stand: 27.08.2024

Welpe versteckt sich hinter einem Vorhang, weil er Angst vor Gewitter hat | Bild: mauritius images / Sandra Marisol Del Río Mendoza / Alamy / Alamy Stock Photos

Hund hat Angst vor Gewitter - wie erkenne ich das

Hunde äußern ihre Angst ganz unterschiedlich, sagt unsere Expertin, Hundetrainerin Kristina Obermayr, Inhaberin der Hundeschule "Wir Schlawiner"in München: "Es gibt die Klassiker, da merkt man, die Hunde versuchen verzweifelt, sich zu verkriechen. Häufig suchen sich Hunde dazu Badezimmer aus, suchen sich den Platz unter dem Spülkasten, versuchen, in die Badewanne zu krabbeln. Manche brauchen eher eine Höhle oder sie verkriechen sich unters Bett." Weitere Anzeichen, dass mein Vierbeiner Angst hat, sind Zittern, das sogenannte Stressgesicht mit weit aufgerissenen Augen und nach hinten gezogenen Ohren, eine angelegte Rute, gebückte Haltung. "Es gibt aber auch kleinere Anzeichen, dass die Hunde beginnen viel zu schmatzen oder zu gähnen, sich die Lefzen lecken. Da liegen die häufig noch rum, das sind aber schon die ersten Anzeichen von Unwohlsein." Manche Hunde verbellen den Donner, zeigen eine plötzliche Zerstörungswut oder "ungezogenes Verhalten", wie zum Beispiel, dass sie ins Bett flüchten, obwohl sie das nicht dürfen, das wissen und bisher so ein Verhalten auch nie gezeigt haben.

"In solchen Stress- und Angst-Situationen braucht der Hund Unterstützung. Wenn er uns die Information gibt, dass er Körperkontakt braucht und die Nähe zu seinen Bezugspersonen, dann sollten wir die ihm auch ganz, ganz dringend bieten", sagt Kristina Obermayr.

Warum haben Hunde Angst vor Gewitter

Lauter Donner ist ja schon für Menschen oft unangenehm. Wie viel schlimmer muss sich das für Hundeohren anhören. Vor allem der plötzlich auftretende Lärm des Donners, die lautstarken Geräusche von Wind, Starkregen und Hagel verängstigen Hunde. Und unsere Hunde spüren und hören aufziehende Unwetter früher als wir. Dazu die starke Helligkeit der Blitze, die die Augen irritiert.

Häufiges Schmatzen, Gähnen oder Lefzen lecken sind Zeichen von Stress und Unwohlsein bei Hunden.

Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Grund. Und den hat der amerikanische Tiermediziner und Tierverhaltensforscher Nicolas Dodman an der Tufts Universität in North Grafton entdeckt. Das Fell mancher Hunde lädt sich bei Gewitter statisch auf und das ruft ein unangenehmes, prickelndes Gefühl hervor. Zusätzlich bekommt der Hund jedes Mal einen Schlag, wenn er zum Beispiel etwas Metallenes berührt. Das kann seine Angst verstärken und das erklärt auch, wieso Hunde sich an Orten verstecken, an denen sie geerdet sind – zum Beispiel im Badezimmer oder sogar in Badewannen. Die Erfahrung von Kristina Obermayr ist, dass es wichtig ist, den eigenen Hund genau zu beobachten, um zu erfahren, welche Momente es sind, die die Ängste auslösen. "Es gibt Hunde, die alleine schon, wenn die dunklen Wolken aufziehen, wenn ein bestimmter Wind aufkommt und ums Haus pfeift, reagieren, es kann aber die Veränderung der Luft sein. Andere reagieren wirklich erst bei dem Gewittergeräusch, manche reagieren auch auf den Blitz."

So können Sie Ihrem Hund bei Gewitter helfen

Diese Tipps gibt unsere Expertin Kristina Obermayr:

  • Hunde bei Gewitter möglichst nicht alleine lassen. Gegebenenfalls nach Hause fahren, wenn ein Gewitter aufzieht, auch, wenn der Hund bisher noch keine Angst vor Gewitter gezeigt hat.
  • Fensterläden runter, wenn möglich, Vorhänge schließen.
  • Die Gewitter-Geräuschkulisse übertönen zum Beispiel über Musik, mit dem Staubsauger oder der Dunstabzugshaube. Gut funktionieren laut Kristina Obermayr auch Taiko-Trommeln, die man sich über YouTube anhört, weil ein ähnlicher Sound das Gewitter noch besser überdeckt.
  • Genau beobachten, wie der Hund auf Gewitter reagiert und ihn unterstützen, wenn er zum Beispiel Nähe oder Körperkontakt sucht, und man nicht die Gelegenheit hat, sich zu ihm auf den Boden zusetzen, kann man es ihm irgendwo gemütlich machen. Auch, indem man getragene Kleidung mit dazulegt.
  • Hunde, die sich zurückziehen, in Ruhe lassen. "Wenn sich der Hund gerne in Ruhe zurückzieht, zum Beispiel ins Badezimmer, und nicht zeigt, dass eine Berührung von mir ihm hilft, dann nicht streicheln und rumkraulen. Wenn Körperkontakt hilft, ist es großartig, aber es gibt Hunde, die das alleine und zurückgezogen durchstehen möchten. Dann kann man sich zu ihm in die Nähe setzen. Gutgemeintes Streicheln kann dann oft die Situation noch schlechter machen."
  • Spielen Sie mit Ihrem Hund, wenn er sich dazu animieren lässt. Das funktioniert besonders gut bei Hunden, die hektisch und wuselig sind und Stress über Bewegung abbauen. Das Gute, so Kristina Obermayr, ist: Spielen und Angst haben geht im Gehirn tatsächlich nicht gleichzeitig. Ihr Tipp: Ganz behutsam mal ein Leckerli in seine Laufrichtung rollen lassen oder das Lieblingsspielzeug in die andere Richtung. Wenn der Hund sich darauf einlässt, ist das gut, wenn nicht, strahlt man einfach Ruhe und Gelassenheit aus und stoppt das Spiel.
  • Auch, wenn man nicht jeden Hund komplett angstfrei bekommt, man kann seinen Hund auf lange Sicht an beänstigende Situationen gewöhnen. Das geht über konditionierte Entspannung, sagt Hunde-Coach Kristina Obermayr. Dazu gehört, dass man dem Hund einen Rückzugsort baut, der zum Hund passt. Wenn er gerne in einer Höhle ist, kann man ihm eine schöne Box anbieten oder ein Tipi. "Diesen Ort verknüpfe ich dann mit Entspannung und Wohlfühlen, dass ich dem Hund dort Massagen gebe, wenn er das gerne mag, oder er nur dort besondere Kauartikel bekommt."
  • "Das zweite, das gut funktioniert, ist Gegen-Konditionieren. Dass der Donner, der den Hund dazu bringt, in Angst zu verfallen, Auslöser für etwas Positives wird", so Kristina Obermayr. Das muss man allerdings in einer angstfreien Situation trainieren, indem man zum Beispiel Gewitterdonner von YouTube spielt und der Hund gefüttert wird. Auch wenn, wie Kristina Obermayr sagt, viele Hunde den Unterschied verstehen zwischen richtigem Donner und dem aus einem Gerät.

Thundershirts für Hunde

Manche Hundebesitzer in den USA reiben bei Gewittern das Fell ihres Tieres mit Trocknertüchern ohne Duft ab, damit es sich nicht auflädt. In den USA, und mittlerweile auch in Europa, werden sogenannte Thundershirts für Hunde verkauft: Das sind Westen, die einen beruhigenden Druck ausüben sollen. Einen ähnlichen Effekt kann man erzielen, wenn man den Hund dort, wo er sich vor dem Gewitter versteckt, in Decken wickelt. Natürlich keine, die Kunstfasern enthalten und das Fell noch mehr aufladen würden. Unsere Expertin empfiehlt diese, sagt aber, dass sich genau ansehen muss, ob das für den eigenen Hund auch passt. Sie selbst hat bei ihrem Dalamtiner damit großen Erfolg gehabt. Wichtig ist: In entspannten Momenten das Tragen des Thundershirts üben und dabei viele Belohnungen springen lassen, damit der Hund sehr fröhlich wird, wenn das Thundershirt zum Einsatz kommt.
Das ist deswegen so wichtig, "weil viele Hunde das erst mal gruselig finden, etwas angezogen zu bekommen", sagt Kristina Obermayr.


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