Können Hunde lügen Macht mir mein Hund was vor? Und: Verstehe ich ihn richtig?
Können Hunde lügen? Hundetrainerin und Tierärztin Nadine Trinkies erklärt, ob Hunde tatsächlich flunkern können und wann wir sie missverstehen.
Unser Beispiel: Ein Dackel humpelt beim Gassigehen. Das besorgte Frauchen nimmt den armen Vierbeiner auf den Arm und trägt den kleinen Patienten nach Hause. Nachdem beim Tierarzt abgeklärt ist, dass dem Dackelchen überhaupt nichts fehlt, humpelt er wieder beim nächsten Spaziergang - mit dem anderen Bein. Was tun? Können Hunde uns tatsächlich etwas vormachen? Und in welchen Fällen verstehen wir sie falsch?
BAYERN 1 hat diesen Fall einer Expertin geschildert. Nadine Trinkies ist Tierärztin, Hundetrainerin und Tierpsychologin:
"Grundsätzlich geht es bei jedem Hund um Aufmerksamkeit. Ein Hund ist ein Ökonom - er wiederholt das Verhalten, das sich für ihn lohnt. Und alles andere lässt er sein. Das ist das ganz einfache Lernverhalten, das jeder Hund hat. Wenn der Dackel festgestellt hat, Frauchen trägt ihn nach Hause, das wollte er und das hat geklappt, dann wird er es wieder machen."
Hundesprache - Menschensprache - Missverständnisse zwischen Mensch und Hund
Einem fremden Hund direkt in die Augen schauen und ihn anlächeln, das heißt, Zähne zeigen - das ist keine gute Idee, so Nadine Trinkies. "Das ist für den Hund ranganmaßendes Verhalten." Das heißt, es kann sein, dass er mit Aggression reagiert. Fremde Hunde daher nicht direkt anschauen. Oder: Kopf tätscheln als lobende Geste, das kommt bei den wenigsten Hunden gut an - lieber den Hund hinter den Ohren oder an der Brust kraulen. Gut erkennen, dass dem Hund zum Beispiel die Umarmung durch einen Menschen nicht passt, könne man, so die Expertin, wenn der Hund den Kopf abwendet, blinzelt, wegschaut oder die Ohren nach hinten nimmt.
Wieso will der Hund beim Gassigehen meine Aufmerksamkeit? Draußen muss er pieseln, muss schnuppern und es gibt andere Hunde.
"Der Mensch wünscht sich ja auch immer, dass der Hund ihm zu Füßen liegt, dass nichts schöner ist als mit Frauchen beziehungsweise Herrchen zusammenzusein und die Aufmerksamkeit zu genießen. Wenn man sich die Leute mal anguckt, die draußen spazierengehen, wo ist denn die Aufmerksamkeit von Frauchen oder Herrchen? Ganz oft sind sie in Gedanken oder am Handy und das merkt der Hund natürlich. Und deswegen ist es so, dass sich die Hunde zum Teil was anderes überlegen, wenn sie sich etwas anderes wünschen."
Wir erwarten also vom Hund: 'Sei immer für mich da.' Und dann darf er das auch zurückerwarten. Wenn wir uns dann nicht so verhalten, dann sagt der Hund: 'Jetzt zeig ich dir aber, wo der Barthel den Most holt'?
"Nein – man muss sich einfach überlegen, was will man gemeinsam erreichen. Und wenn ich zum Beispiel einen Hund habe, der viel zu weit wegläuft beim Spaziergang oder sich sonst etwas überlegt, damit Frauchen oder Herrchen sich um ihn kümmern, wie zum Beispiel die Humpel-Strategie, da ist bestimmt einmal eine Verletzung dagewesen und der Hund hat gemerkt, Herrchen oder Frauchen kümmern sich ganz besonders um mich und sonst ist es nicht so. Dann fehlt dem Hund etwas. Wenn dem Hund nichts fehlt, dann wird er das Verhalten auch nicht extra zeigen und dann ist er soweit mit sich im Reinen."
Was mache ich dann beim Gassigehen? Muss ich den Hund die ganze Zeit bespaßen?
"Das kommt auf den Hund drauf an. Schon alleine die Aufmerksamkeit, sich mit dem Hund zu unterhalten, ist für ihn eine positive Verstärkung. Das freut ja den Hund. Wenn das nur passiert, wenn er ins Gebüsch geht, wenn er anfängt, Hasen oder Raben zu jagen, und sich dann Frauchen um ihn kümmert, kommt er leider ein bisschen auf den falschen Weg. Wir ärgern uns darüber und am Ende schimpfen wir den Hund. Dann kommt er an und wedelt mit dem Schwanz, das ist aber dann nicht, weil er sich so freut, sondern weil er uns dann beschwichtigen will, damit wir nicht mehr so böse mit ihm sind."
Wenn der Hund zu Hause eine kleine Marotte hat, die er gerne zu Showzwecken wiederholt, die darf ich ihm lassen?
"Die Frage ist, was möchte man damit? Möchte man das weiter fördern, findet man das irgendwie süß, dann wird er das weitermachen. Wenn ich das aber nicht haben möchte, dann zeig ich dem Hund: 'Dieses Verhalten lohnt sich für dich nicht, das kannst du gleich lassen.' Und dann ignoriere ich das. Sprich: Ich guck ihn nicht an, ich sprech ihn nicht an und ich fass ihn nicht an."
Ich gehe einfach weiter und dann schaue ich, was passiert?
"Wenn so etwas mit Schmerzäußerung spontan auf dem Spaziergang auftritt, dann muss das abgeklärt werden. Wenn aber wirklich nichts ist, dann muss man es ignorieren."
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