Bayern 1 - Experten-Tipps


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Altpapier Darf Geschenkpapier in die Papiertonne?

Kartons und Zeitungen, klar. Aber wie steht's mit Geschenkpapier, Küchenrolle, Pizzakartons, Kassenbons und Servietten? Was alles in den Papiermüll darf - und auch, was nicht ins Altpapier gehört, hier.

Von: Alexander Dallmus

Stand: 19.12.2023

Papiercontainer | Bild: picture-alliance/dpa

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/geschenkpapier-kartons-und-co-was-darf-ins-altpapier/bayern-1/84519180/

Altpapier: Was darf rein?

Die Papiere, Pappen und Kartons aus den privaten Haushalten werden entweder über die Papiertonne (Blaue Tonne) erfasst oder über die jeweiligen Container der Wertstoffhöfe. Nach der Abfallbilanz des Landesamtes für Umwelt (LfU) in Bayern sind mehr als zwei Drittel aller Einwohner Bayerns an die Papiertonne angeschlossen. Wie bei jedem Recycling ist auch beim Papier eine sorgfältige und sortenreine Entsorgung des Altpapiers in blauen Tonnen sehr wichtig. Übrigens: Selbst die großen Kartons nicht klein reißen, sondern falten. Günther Langer denkt da vor allem an die Sortierer in den Papierfabriken:

"Das Problem bei den Sortieranlagen ist, das kleine Zeug kann schlecht sortiert werden. Wenn Sie einen großen Karton haben und ihn kleinfalten, dann kann man ihn besser rausholen."

Günther Langer vom Abfallwirtschaftsbetrieb München

Stampfen geht natürlich auch! Grundsätzlich gehören ausschließlich Papier, Pappen und Kartonagen in den Papiermüll. Nichts weiter. Aber es ist eben nicht immer ganz eindeutig, was ins Altpapier darf und was nicht.

Darf Geschenkpapier in die Papiertonne?

Einfaches, bedrucktes Papier ist kein Problem. Alles andere schon, sagt Thomas Greitenevert: "Weil natürlich die Beschichtung im Recyclingprozess entfernt werden muss. Und das nicht immer in den Standardprozessen passieren kann. Was bedeutet, dass dieses Material häufig aussortiert wird und in den Restmüll wandert. Deshalb immer unserer Bitte: Gerade Hochglanzmaterialien, wenn sie stark beschichtet oder Kunststoff bedampft oder metallisiert sind, in der Restmülltonne zu entsorgen." Und hier darf man sich absolut auf sein Gefühl verlassen, ergänzt Günther Langer: "In dem Augenblick, wo Sie das Gefühl haben, das fühlt sich nicht mehr wie Papier an, auf jeden Fall in die Restmülltonne." Dahin gehören übrigens auch die meisten Geschenkbänder. Die sind meistens gar nicht aus Papier und zudem stark beschichtet. Auch Backpapier ist beschichtet und darf deshalb nicht in den Papiermüll. Wachspapier oder Fotopapier ebenfalls nicht.

Dürfen Taschentücher oder Küchenrolle in den Papiermüll?

Servietten, Küchenpapiere oder Taschentücher gehören auch nicht in den Papiermüll. Das liegt in diesem Fall aber nicht am Material als solchem. Thomas Greitenevert möchte das nicht auf den Sortierbändern haben:

"Alles, was Sie in der Küche oder für die Körperhygiene verwenden, gehört ganz eindeutig in die Restmülltonne. Das hat mit Hygiene zu tun - und diese Materialien wollen wir in der Altpapiersammlung natürlich überhaupt nicht haben."

Thomas Greitenevert, Leiter der Rohstoffbeschaffung in der Papierfabrik Palm in Aalen/Baden-Württemberg

Kleinere Mengen Küchenrolle können Sie übrigens auch im Biomüll entsorgen.

Dürfen Pizzakartons ins Altpapier?

Auch für Pizzakartons oder beispielsweise Lebensmittel-Kartons aus dem Gefrierfach gilt, dass man sie aus hygienischen Gründen nicht ins Altpapier gibt. Dabei ist nicht das Material das Problem, sondern der Grad der Verschmutzung. Wenn noch die halbe Pizza im Karton liegt, die Pappe ölig und verdreckt ist, hat der Pizzakarton natürlich nichts im Altpapier verloren. Ansonsten wäre es kein Problem. Saubere Deckel oder auch Seitenränder können somit jederzeit in der Altpapiertonne entsorgt werden.

Warum Kassenbons in den Restmüll gehören

Bitte nicht in die Papiertonne werfen - Kassenbons auf Thermopapier

So genanntes Thermopapier wird von den Papier-Entsorgern sofort aussortiert. Oft sind Parktickets oder Kassenbons aus diesem Material. Für Günther Langer vom Abfallwirtschaftsbetrieb München ein höchst problematischer Stoff: "Nicht nur, dass es giftig ist - man sollte es auch nicht in den Mund nehmen, was ja viele Leute machen - und es stört auch den Papierprozess. Es sollte auf jeden Fall in die Restmülltonne." Viele Hersteller verzichten zwar mittlerweile auf die gefährlichen Bisphenole A oder S, die im Verdacht stehen, erbgutschädigend zu sein. Aber in vielen Konzertkarten oder auch Fahrscheinen sind die Chemikalien noch drin.

Was ist Thermopapier?

Thermopapier kann man durch einen einfachen Trick erkennen sagt Thomas Greitenevert, Leiter der Rohstoffbeschaffung in der Papierfabrik Palm in Aalen/Baden-Württemberg: "Ziehen Sie mit dem Fingernagel über das Papier - und wenn sich ein schwarzer oder grauer Strich bildet, haben Sie's eindeutig mit Thermopapier zu tun."

Welches Papier kommt ins Altpapier?

Ganz so streng wie viele Mülltrenner glauben, sind die Altpapiersammler gar nicht. Zum Beispiel bei Briefumschlägen mit Sichtfenster. "Das Fenster muss man nicht raustrennen", sagt Günther Langer. "Das Altpapier wird aufgeweicht in einem so genannten Pulper, wo alles, was leichter ist als das Papier, nach oben kommt - also auch dieses Fenster - und unten bleibt dieser Papier-Faserbrei." Anders verhält es sich bei Paketbändern oder Etiketten aus Plastik, die an vielen Päckchen und Paketen drankleben. Die sollten entfernt werden, bevor die Kartonagen in die Blaue Tonne kommen, sagt Thomas Greitenevert: "Diese Kunststofffenster, in denen sich die Rechnung oder der Lieferschein befindet - die zu entfernen, wäre schon eine große Hilfe. Damit auch die Qualität des Altpapiers hochwertig bleibt."

Die Bayern sammeln weniger Altpapier

Die Deutschen sind zwar Weltmeister im Altpapier sammeln, aber andererseits verbrauchen wir mit knapp 250 Kilo pro Kopf auch nur unwesentlich weniger als die weltweit "führenden" Belgier und Österreicher. Seit gut zehn Jahren ist in Bayern die Menge des gesammelten Altpapiers aber kontinuierlich rückläufig. Waren es 2006 noch über 83 Kilo pro Einwohner, sind es 2016 nur noch gut 78 Kilogramm. Weil immer mehr Bayern übers Internet bestellen, kriegen sie natürlich auch mehr Kartons nach Hause geliefert. Hört sich nach mehr Rohstoff für die Blaue Tonne an, ist aber nicht so. Günther Langer vom Abfallwirtschaftsbetrieb München kennt das Problem, es ist sozusagen ein Päckchen- und Paketproblem. Und zwar seit Jahren:

"Es ist eigentlich fast noch mehr. Wir haben noch mehr Kartonagen. Es ist ja auch beliebt, dass man den Karton als Ganzes reinwirft. Schmeißt man zwei Kartons rein, ist die Tonne voll."

Günther Langer vom Abfallwirtschaftsbetrieb München

Was zur Folge hat, dass im Freistaat die Müllautos mehr Luft als Altpapier durch die Gegend fahren. Die deutsche Papierindustrie stellt - auch aus Altpapier - im Jahr wiederum mehr als 22 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Kartonagen her. Die Quote des Altpapiereinsatzes - also der Altpapieranteil an der gesamten inländischen Papierproduktion - liegt derzeit bei rund 75 Prozent. Produziert wird in 165 Betrieben - und das ist eigentlich ein Beispiel für eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Wenig Recyclingpapier in Zeitschriften und Hygieneprodukten

Die Recyclingquoten in Deutschland sind im weltweiten Vergleich ausgesprochen hoch und der Anteil von Altpapier lässt sich kaum noch erhöhen. Wünschenswert wäre nur noch, dass etwa mehr Altpapier bei der Herstellung von Zeitschriften-, Büro- und Verwaltungspapieren und vor allem bei der Produktion von Hygienepapieren im Haushalt verwendet wird. Leider geht gerade bei den Hygienepapieren der Anteil an Altpapier zurück.

Recyclingpapier kann mehrfach aufgearbeitet werden

Der Altpapiereinsatz liegt in Deutschland bei knapp 75 Prozent, wobei Zeitungen meist zu 100 Prozent aus Recyclingpapier gewonnen werden, Druck- oder Büropapier aber noch nicht mal zu einem Drittel (31 Prozent). Papier und Kartonagen sind wirklich ein idealer Rohstoff. Kaum ein Material lässt sich so gut und so oft wiederverwenden. Thomas Greitenevert, Leiter der Rohstoffbeschaffung in der Papierfabrik Palm in Aalen/Baden-Württemberg, gerät förmlich ins Schwärmen:

"Man sagt, dass die Faser als solches im Prozess der Papierindustrie natürlich auch leidet, aber prinzipiell geht man davon aus, dass man eine Frischfaser bis zu sieben Mal wieder recyceln kann."

Thomas Greitenevert, Leiter der Rohstoffbeschaffung in der Papierfabrik Palm in Aalen/Baden-Württemberg

Das geht aber nur, wenn beim Recycling der Stoff so sortenrein wie möglich aufbereitet werden kann. Deshalb ist die Mülltrennung so wichtig. Altpapier ist schließlich der Rohstoff aus dem Recyclingpapier gewonnen wird - es ist kein frisches Holz notwendig. Andreas Detzel, vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg:

"Für das Recyclingpapier sprechen eine ganze Reihe von guten Gründen. Dazu gehört zum einen der Sachverhalt, dass für die Herstellung von Recyclingpapier erheblich weniger Wasser und erheblich weniger Energie, als für die Herstellung von Frischfaserpapieren benötigt wird. Außerdem sind die Transportwege in der Regel auch kürzer."

Andreas Detzel, vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg

Altpapier kommt aus Deutschland, während die Frischfasern und Frischfaserpapiere in größeren Anteilen auch nach Deutschland importiert werden. Und zwar nicht nur aus den naheliegenden, nordischen Nachbarländern, sondern auch aus Portugal oder aus Südamerika.

Dem Thema "Recyclingpapier" hat sich unser Umweltkommissar schon ausführlich gewidmet: Wie sinnvoll und gut ist Recyclingpapier?

Altpapier Recycling

Die Sekundärfasern des Altpapiers können durch Auflösen in Wasser, Sortieren und Trocknen gewonnen werden. Gebleicht wird hier vorrangig mit Wasserstoffperoxidin, um ein Vergilben der Fasern zu vermeiden. Es steht aber außer Frage, dass ein völliger Verzicht auf das Bleichen besser ist für die Umwelt. Je nachdem, wofür recyceltes Papier später eingesetzt werden soll, kann es unter Umständen trotzdem massiv behandelt werden. Zum Beispiel, wenn es im graphischen Bereich eingesetzt werden soll. Da hier nur hochwertige Papiere verwendet werden können, müssen Druckfarben beispielsweise im so genannten "Deinking"-Verfahren entfernt werden. Deshalb sind hier auch u.a. Natronlaugen oder Tenside im Einsatz, die die Druckfarben von den Fasern lösen sollen.

Gerade ausgewiesenes Umweltpapier ist eben nicht mit Chemikalien behandelt. Recyclingpapier spart gegenüber Frischfaserpapier bis zu 60 Prozent der Energie, bis zu 70 Prozent Wasser sowie CO2-Emissionen und Abfall. In den vergangenen Jahren hat sich zudem die Qualität des Recyclingpapiers ständig verbessert, so dass selbst Stadtarchive mittlerweile recyceltes Papier verwenden und Urkunden damit ausgestellt werden können. Prinzipiell sind alle Büroanwendungen inzwischen mit Recyclingpapier möglich. Zahlreiche Untersuchungen der Stiftung Warentest haben auch immer wieder ergeben, dass Recyclingpapier weder für vermehrten Papierstau in Kopierern, noch für eine höhere Staubentwicklung verantwortlich ist - auch wenn sich diese Gerüchte nach wie vor hartnäckig halten.

Was passiert mit dem Altpapier?

Per Hand: Aussortieren in der Recyclinganlage

Das gesammelte Altpapier wandert von den Blauen Tonnen oder den Wertstoffhöfen in die jeweiligen Papierfabriken. Je nachdem, ob es über das Duale System Deutschland (DSD) oder kommunale Abfallwirtschaftsämter entsorgt wird. Dann landet es zum Beispiel bei Thomas Greitenevert in der Papierfabrik Palm in Aalen. Speziell Palm Recycling bereitet Altpapier für seine fünf Standorte der Papierproduktion in ganz Europa auf. Über zwei Millionen Tonnen Papier werden dort zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt.

Zunächst einmal wird das angelieferte Altpapier sortiert. Klebebänder werden entfernt, falsch entsorgte oder problematische Stoffe entfernt. Dann wird das sortierte Altpapier in der Papierfabrik unter Zugabe von Wasser in einer rotierenden Trommel "suspendiert". Anschließend wird die Fasermasse, die dann übrigbleibt, mit Sieben und Zentrifugalkräften von Verunreinigungen befreit. Heftklammern, der Leim von Heftrücken, andere Kunststoffklebestreifen auf dem Papier oder zu kurze Fasern werden dadurch entfernt. Mehr als drei Viertel aller Fasern können nach diesem Prozess wiederverwendet werden.

Anschließend müssen die Altpapierfasern in der Regel entfärbt werden (Deinking). Sehr häufig wird dabei das Deinking-Verfahren "Flotation" eingesetzt: Dabei werden Becken hintereinander mit Wasser und Chemikalien befüllt. Durch Luftdüsen entsteht dann ein Schaum, an dem die Farbpartikel hängen bleiben und der abgeschöpft werden kann. Anschließend können die gewonnenen Sekundärfasern zusammen mit Frischfasern oder anderen Stoffen gemischt, verdünnt und durch den Stoffauflauf der Papiermaschine aufgebracht werden.

Papierlabel

Mittlerweile sind viele Papiere zertifiziert und es gibt eine Flut von Siegeln und Kennzeichnungen, die allerdings nicht immer sehr strengen Kriterien folgen. Das bekannteste deutsche Umweltzeichen für Papier ist der "Blaue Engel" und wird auch von den meisten Umweltschutzorganisationen und Verbraucherorganisationen anerkannt: Hier müssen die Papierfasern zu 100 Prozent aus Altpapier kommen. Heidemarie Krause-Böhm von der Verbraucherzentrale Bayern ergänzt: "Es darf auch kein Chlorbleichmittel verwendet werden, keine optischen Aufheller - also weitere Zusatzstoffe, die für Umwelt und Gesundheit nicht so verträglich wären." Als Farbmittel sind keine Azofarbstoffe sowie Bestandteile mit Quecksilber, Blei oder andere schädlichen chemischen Verbindungen zugelassen.

Ebenfalls sehr streng sind die firmeneigenen Siegel "ÖKOPA" und "ÖKOPAplus" sowie das Label vom Verbund selbstverwalteter Betriebe für Umweltschutz Papier "vup". Das offizielle Zeichen der EU, die "Europäische Blume", stellt bereits wesentlich niedrigere Anforderungen an Recyclingpapier. Das Zertifikat ist bislang meist nur auf Toilettenpapier- oder Küchenpapierpackungen zu finden. Angeblich müssen hierfür zwar auch niedrige Schadstoffemissionen und eine nachhaltige Forstwirtschaft garantiert werden, allerdings sind die Kriterien nicht genau festgelegt und es mangelt offenbar an Kontrollen.

Die Siegel "Aqua Pro Natura" und "Weltpark Tropenwald" werden vom Verband der Lernmittelhersteller vergeben. Dass hier damit geworben wird, dass kein Holz aus den Tropen verwendet wird, bedeutet aber leider nicht, dass kein Holz beispielsweise aus den nordischen Urwäldern zu Papier verarbeitet wird. Dass Papier heutzutage "chlorfrei" gebleicht wird, ist zudem Standard und nicht unbedingt Ausdruck nachhaltiger Herstellung. Auch das Label "100% Altpapier" gibt keine Auskunft über die Chemikalien, die bei der Produktion verwendet werden.

Weiterführende Links

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast"

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Alle Folgen zum Nachlesen finden Sie auf der Übersichtsseite "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast".

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