Lakritz - Blutdruck Ab dieser Menge kann Lakritz wirklich ungesund sein
"Enthält Süßholz", "Erwachsenenlakritz" oder "kein Kinderlakritz" - diese Hinweise finden sich häufig auf salzigem Lakritz. Was das genau bedeutet und warum gerade bei Lakritz die tägliche Dosis enorm wichtig ist.
Die gute Nachricht: Gegen gelegentliches Naschen von ein wenig Lakritz spricht nichts. Doch die Süßigkeit ist nicht ganz ohne. In Lakritze sind drei Prozent oder mehr Süßholz enthalten. Genauer gesagt: Extrakt aus der Wurzel des Süßholzstrauches. Dieser macht den typischen Lakritzgeschmack aus. Süßholz schmeckt nicht nur 50 mal süßer als Haushaltszucker, es enthält auch Glyzyrrhizin. Dieser Stoff kann ab einer gewissen Dosis den Wasser- und Mineralstoffhaushalt unseres Körpers so stark durcheinanderbringen, dass unser Blutdruck steigt.
Es können dann auch Wassereinlagerungen im Gewebe, also Ödeme, sowie Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen auftreten. Damit so eine sogenannte "Lakritzintoxikation", also eine Lakritzvergiftung, auftritt, muss man viel Lakritz essen, das einen hohen Gehalt an Glyzyrrhizin hat.
Süßholz ungesund
Eine Untersuchung aus Dänemark, wo traditionell viel Lakritz gegessen wird, fand bei einer Analyse verschiedener Produkte mit Süßholz – Süßigkeiten, Tee und Eiscreme – sehr hohe Konzentrationen von Glyzyrrhizin. Bei einer untersuchten Süßigkeit zum Beispiel hätten 4,3 Gramm genügt, um den vorläufigen EU-Grenzwert von 100 mg/Tag zu überschreiten, bei einer Teezubereitung wäre dies schon mit 83 ml erreicht gewesen. Den Warnhinweis, der in der EU vorgeschrieben ist, nämlich "Enthält Lakritz - Menschen, die an Bluthochdruck leiden, sollten übermäßigen Konsum vermeiden", halten die dänischen Forscher und Forscherinnen von der Dänischen Lebensmittelbehörde und dem Lebensmittelinstitut der Technischen Universität Dänemark für zu vage. Er fehlte außerdem bei einem Zehntel der Produkte ganz. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen beweifeln auch, ob Verbrauchern und Verbraucherinnen die gesundheitlichen Gefahren von Süßholz-haltigen Produkten ausreichend bekannt sind. Hier geht es zur Untersuchung.
Salmiak ungesund
Noch ein weiterer Stoff in manchen Lakritz-Süßigkeiten ist problematisch: Salziges Lakritz enthält meist größere Mengen Salmiak, also Ammoniumchlorid. Das kann bei regelmäßigem und hohem Konsum von salzigem Lakritz dazu führen, dass der Säure-Basen-Haushalt im Körper durcheinanderkommt. Folge von zu hohem Salmiak-Konsum: Übelkeit, Erbrechen und neurologische Störungen.
Lakritz und Blutdruck: Woran erkenne ich Erwachsenenlakritz
Wegen der bekannten Gesundheitsgefahren vor allem für Menschen, die an Bluthochdruck leiden, muss Lakritz in Deutschland gekennzeichnet sein.
"Liegt der Gehalt unter 0,2 g/100 g Fertigerzeugnis, wird das Produkt als 'Lakritz' bezeichnet (hierunter fallen die Kinderlakritze). Bei einem Glyzyrrhizingehalt von mehr als 0,2 g/100 g müssen die Lakritzwaren als 'Starklakritz' gekennzeichnet werden. Bei salzigen Lakritzen aus deutscher Herstellung ist ein Zusatz von Salmiaksalz von maximal 2 % erlaubt."
Bundesverband der Süßwarenindustrie
Doch wie weiß der Verbraucher, welche Lakritzsorte wie viel Glyzyrrhizin enthält? Der genaue Gehalt des Stoffs muss nicht auf der Packung deklariert sein, aber ab einem Gehalt von 0,1 g/100 g muss Süßholz entweder in der Zutatenliste zu finden oder der Hinweis "Enthält Süßholz" aufgedruckt sein. Ist mehr als 0,4 g/100 g Glyzyrrhizin in der Lakritze, muss sogar ein expliziter Warnhinweis vorhanden sein: "Enthält Süßholz — bei hohem Blutdruck sollte ein übermäßiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden." Steht dieser Hinweis auf einer Packung, handelt es sich um Starklakritz.
Und dann gibt es noch die Lakritzimporte aus Ländern wie Holland oder Dänemark. Sie können bis zu 7,99 Prozent Salmiaksalz enthalten und müssen deswegen den Hinweis "Erwachsenenlakritz" oder "Kein Kinderlakritz" tragen. Bei besonders hohen Werten steht auch noch "Extra stark" auf der Packung.
So viel Lakritz gilt als sicher
Das Bundesinstitut für Risikobewertung und der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission empfehlen, nicht mehr als 100 Milligramm Glyzyrrhizin pro Tag zu sich zunehmen. Das hieße, wenn man sich an Herstellerangaben und Grenzwert orientiert, dass man möglichst weniger als 50 g Erwachsenenlakritz (mit 0,2 g/100 g Glyzyrrhizin) pro Tag essen sollte. Bei Starklakritz sollte spätestens bei 25 Gramm Schluss sein - dann hat man den Grenzwert von 100 mg/Tag bereits erreicht, wenn das Produkt 0,4 g/100 g Glyzyrrhizin enthält.
Von Kinderlakritz dürfen Erwachsene maximal 100 g pro Tag naschen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Auch Tees mit Süßholz-Warnhinweis sollten besser in nicht zu großen Mengen getrunken werden.
Süßholz ist eigentlich gesund
Die Dosis macht auch bei Lakritz das Gift: Eigentlich ist die Süßholzpflanze eine Arzneipflanze. Süßholzwurzelextrakt wird schon seit der Antike als Heilmittel eingesetzt und zwar bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich oder bei Atemwegserkrankungen. Außerdem scheint Süßholz als Heilmittel gegen Hepatitis wirksam zu sein und gilt als Hustenlöser. Aus diesem Grund gibt es auch einige Arzneitees, die Süßholz enthalten. Hier sollten Sie unbedingt die Dosieranleitung beachten.
Wer besser kein oder nur wenig Lakritz essen sollte - besonders das mit Warnhinweis
Menschen mit erhöhtem Blutdruck, mit Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes sowie Menschen, die blutverdünnende Mittel nehmen müssen, sollten bei Lakritz generell vorsichtig sein. Kinder sollten auf keinen Fall Erwachsenenlakritz essen, nur Kinderlakritz und das auch nur in Maßen.
Lakritz und Libido: Weniger Sex nach viel Lakritz
Männer, die viel Lakritz naschen, haben weniger Lust auf Sex. Das bestätigen verschiedene Studien. Glyzyrrhizin senkt den Testosteronspiegel nachweislich und kann bei Männern dazu führen, dass die Libido sinkt. Trost für alle Männer: Der Effekt ist reversibel - keine Lakritze mehr naschen und alles ist beim Alten.
Lakritz in der Schwangerschaft
Bei Schwangeren kann der Verzehr von viel Lakritz dazu führen, dass es zu einem niedrigeren Geburtsgewicht oder einer Frühgeburt kommt. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Embyro zu viel Cortisol von der Mutter aufnimmt. Eine finnische Studie von Katri Räikkönen an der Universität Helsinki beweist, dass das Glycyrrhizin der Süßholzwurzel die Wirkung des mütterlichen Cortisols verstärkt. Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft mehr als 100 Gramm Lakritz pro Woche gegessen hatten, entwickelten später zum Beispiel häufiger ADHS oder hatten Probleme mit dem Gedächtnis. Für die Studie wurden 378 Versuchspersonen untersucht. Auch in Finnland gilt Lakritz für Schwangere als "nicht empfehlenswert".
Auch interessant: Warum es sich lohnt, den eigenen Salzkonsum zu reduzieren. Oder: Zucker-Alternativen - Stevia, Xylit, Kokosblütenzucker - wie gesund sind sie.