Mittagsschlaf Warum uns ein Nickerchen tagsüber gut tut
Ein Mittagsschlaf steigert nicht nur unsere Leistungsfähigkeit, auch unser Gedächtnis profitiert von der kleinen Auszeit am Mittag. Was Kaffee damit zu tun hat und wie lang so ein Nickerchen sein sollte, erfahren Sie hier.
Nach dem Essen sollst du ruh'n oder 1000 Schritte tun. Oftmals ist beides nicht so einfach umzusetzen, vor allem mittags nicht. Dabei würde es uns so gut tun, täglich einen kleines Mittagsschläfchen zu halten. Denn nach einer kleinen Erholungspause sind wir nicht nur leistungsstärker, sondern auch unser Gedächtnis ist fitter.
Das hat auch schon die ein oder andere Studie beschäftigt. Unter anderem beschäftigten sich Forscher an der Universität von Berkeley in Kalifornien mit diesem Thema. Sie untersuchten das Lernverhalten nach dem Mittagsschlaf. Dafür teilten sie 39 Probanden in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe durfte einen Mittagsschlaf von 90 Minuten einlegen, die andere nicht. Beide Gruppen mussten jeweils um 12 Uhr und um 18 Uhr, also einmal vor und einmal nach dem Schlaf der einen Gruppe, einen Lerntest absolvieren. Das Ergebnis: Die Gruppe, die eine Siesta einlegen durften, war abends leistungsfähiger als die wach gebliebene Gruppe.
Wie lang sollte ein Mittagsschlaf dauern?
Wir wissen, dass der Mittagsschlaf unser Gedächtnis, unsere Reaktionsgeschwindigkeit und vieles andere erheblich verbessern kann, so Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley aus Regensburg. Jedoch sind 90 Minuten, wie in der oben genannten Studie, ein ziemlich langer Mittagsschlaf, das sieht auch der Experte Professor Dr. Jürgen Zulley so. Bei einem 90-minütigen Mittagsschlaf brauchen wir eindeutig länger, um wieder wach zu werden, als nach einem kurzen Nickerchen. Für den Alltag rät Jürgen Zulley von einem 90-Minuten-Mittagsschlaf eher ab.
"Die ideale Dauer wären so circa 20 Minuten."
Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley
20 Minuten reichen, um das Mittagstief zu bekämpfen. Dabei ist es auch nicht wichtig, wirklich zu schlafen, allein das Ruhen hilft schon, um wieder zu neuen Kräften zu kommen.
Kaffee vor dem Mittagsschlaf?
Auch zum sogenannten Coffee Nap, also dem Kaffeenickerchen, gibt es schon die ein oder andere Studie. In einem sind sich alle einig: Wer ein koffeinhaltiges Getränk zu sich nimmt und danach direkt für 20 Minuten ruht oder schläft, der ist danach noch ausgeruhter und fitter, als nur nach dem Kaffee oder einem Mittagsschlaf ohne Kaffee.
In der Ruhephase wird Platz für das Koffein geschaffen, das nach 20 Minuten tatsächlich erst zu wirken beginnt. Dazu muss man wissen, dass sich Koffein an den Andockstellen (Rezeptoren) des Adenosins in unserem Körper anheftet. Und wenn unser Körper zur Ruhe kommt, bauen wir Adenosin ab.
Nach etwa 20 Minuten hat es das Koffein ins Gehirn geschafft. Während der mittäglichen Auszeit hat sich der Adenosin-Level so reduziert, dass die Rezeptoren für das Koffein frei sind. Damit ist der Wachmachereffekt noch größer als ohne Ruhephase.
Reicht es auch schon, zu ruhen?
Schlafforscher Professor Dr. Jürgen Zulley ist davon überzeugt, dass es schon reicht, sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und für einige Minuten zu entspannen. Dabei sollte man beachten, sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Es muss nicht unbedingt Schlaf sein.
"Entspannen. Abschalten. Augen zu. Das ist die ideale Strategie, um relativ schnell Entspannung und möglicherweise auch einen kurzen Schlaf zu finden."
SchlafforscherJürgen Zulley
Dabei ist es sogar egal, ob man sich im Büro oder extra ins Bett legt. Wobei Jürgen Zulley eher davon abrät, in einem Großraumbüro ein Nickerchen einzulegen. Es ist doch eher schwer zu entspannen, wenn einem die Kollegen und Kolleginnen dabei über die Schulter schauen.
Hilft der Mittagsschlaf am Wochenende für die gesamte Woche?
Grundsätzlich sollte man darauf achten, unter der Woche genug Schlaf zu bekommen. Am Wochenende Schlaf nachzuholen, bringt im Hinblick auf die anstehende Woche leider nicht viel. Natürlich ist es gut, sich am Wochenende zu entspannen und auch mal etwas länger im Bett zu bleiben. Ein Mittagsschlaf am Wochenende ist auch gut und bringt auch eine notwendige Entspannung, jedoch holt das keine Defizite der Woche ein, so der Experte.