Koffeingehalt Kaffee Kaffee ohne Koffein - ist er gesünder?
Entkoffeinierter Kaffee - was bedeutet das und wie entzieht man den Kaffeebohnen das Koffein. Wie hoch der Koffeingehalt von Kaffee generell ist und wie viele Tassen am Tag in Ordnung sind. Die Antworten von den Experten hier.
Koffeingehalt Kaffee
Eine Tasse Filterkaffee, 200 ml, hat einen Koffeingehalt von 80 bis 90 Milligramm Koffein. 60 ml Espresso enthalten auch ungefähr 80 mg Koffein. Entkoffeinierter Kaffee in der EU, das bedeutet: Es darf maximal ein Rest-Koffeingehalt von 0,1 Prozent enthalten sein.
Getränk | Koffeingehalt in mg |
---|---|
1 Tasse Filterkaffee (200 ml) | 80-90 mg |
1 Espresso (60 ml) | 80 mg |
1 Tasse entkoffeinierter Kaffee (200 ml) | 3-4 mg |
1 Tasse schwarzer Tee (200 ml) | 45 mg |
1 Tasse grüner Tee (200 ml) | 30 mg |
1 Glas Cola-Getränk (250 ml) | 25 mg |
Quellen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Deutscher Kaffeeverband
Zwei Becher Kaffee, also 200 mg Koffein innerhalb kurzer Zeit als Einzeldosis, sind für alle Erwachsenen, die Koffein vertragen, in Ordnung. Das bewerten die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) so. Über den Tag verteilt gelten bis zu 400 mg Koffein für gesunde Erwachsene als sicher.
Entkoffeinierter Kaffee Marktanteil
Ist Decaf der neue Trend unter den Kaffeetrinkern? "Entkoffeinierter Kaffee ist ein dauerbeliebter Artikel, rund drei Prozent Marktanteil hat er in Deutschland. Das ist seit Jahren stabil", sagt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes.
Entkoffeinierter Kaffee Wirkung
3 bis 4 mg Koffein pro Tasse entkoffeinierten Kaffees - hat das noch wachmachende Wirkung? "99 Prozent der Kaffeetrinker spüren diesen minimalen restlichen Koffeingehalt, der dann noch enthalten ist, überhaupt nicht mehr", so der Kaffee-Experte.
Kaffee ohne Koffein – nicht ganz
Das Entkoffeinieren von Kaffeebohnen läuft so ab: "Die Hülle der Kaffeebohne ist äußerst robust und fest. Wenn man das Koffein herauslösen will, muss man diese Schutzhülle etwas aufweichen. Das macht man mit Wasserdampf und Wärme. Die Kaffeebohne quillt auf, die Poren öffnen sich. Dann wird ein Lösungsmittel in die Bohne eingebracht, das wie ein Magnet funktioniert. Das Koffein dockt an das Lösungsmittel an. Anschließend wird das Lösungsmittel wieder rausgespült, typischerweise mit Wasser und Wasserdampf. Dann muss die Bohne wieder getrocknet werden", erklärt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Kaffeeverband. Und erst danach werden die Bohnen geröstet.
Als Lösungsmittel beim Entkoffeinieren sind verschiedene Chemikalien zugelassen. Häufig werden die Chemikalien Ethylacetat und Dichlormethan benutzt. Die Verwendung von Dichlormethan sei das international am häufigsten angewandte Verfahren, so Holger Preibisch.
Kaffee ohne Koffein ungesund
Auf die Idee, dem Kaffee das Koffein zu entziehen, kam 1903 der Bremer Kaffeehändler Ludwig Roselius, Gründer der Kaffeemarke "Kaffee Hag". Er nutzte damals das krebserregende Benzol als Lösungsmittel. Das Verfahren wurde als "Roseliusverfahren" patentiert. Benzol wird heute nicht mehr verwendet. Heute sind die Deutschen aber nach wie vor führend im Entkoffeinieren - so manche Decaf-Bohne in den USA wird in Bremen entkoffeiniert und dann exportiert.
Dichlormethan als Lösungsmittel
Dichlormethan, das heute unter anderem als Lösungsmittel benutzt wird, steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Allerdings gibt es strenge Grenzwerte für die erlaubten Reste des Lösungsmittels im Produkt. Dazu sagt Holger Preibisch: "Es gibt in Deutschland, in der EU, äußerst strikte Vorgaben für die Lösungsmittel und dazu, dass diese wieder herausgewaschen werden. Das erfolgt in einer derartigen Präzision, dass selbst Kaffee-Experten nicht schmecken können, mit welchem Lösungsmittel der Kaffee entkoffeiniert wurde. So sauber ist danach der entkoffeinierte Kaffee. Also egal, mit welchem Verfahren der Kaffee entkoffeiniert wird, es ist absolut unbedenklich."
Leider ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher schwer festzustellen, mit welchem Verfahren oder welcher Chemikalie der entkoffeinierte Kaffee vorher behandelt worden ist. Kaffeehändler Tchibo zum Beispiel gibt auf seinen Webseiten an, das Lösungsmittel Ethylacetat zu verwenden. Dieser Kaffee darf als "natürlich entkoffeinierter Kaffee" bezeichnet werden, da Ethylacetat aus Obst und Gemüse gewonnen werden kann.
Bio-Kaffee ohne Koffein
Für Bio-Kaffees ohne Koffein sind dagegen nur das Wasserverfahren oder das Entcoffeinieren mit CO2 zugelassen. Beim aufwendigen Wasserverfahren, bei dem sehr viel Wasser verbraucht wird, werden grüne Kaffeebohnen in heißem Wasser gelagert, so lange, bis sich alle Bestandteile der Bohnen in dem Extrakt befinden. Das darin enthaltene Koffein wird anschließend aus der Lösung herausgefiltert. Diese Bohnen kommen auf den Kompost. Der Extrakt, der alle Kaffeebestandteile, aber kein Koffein enthält, und in dem andere Kaffeebohnen nun gebadet werden, sorgt dafür, dass sich von den neuen Bohnen nur das Koffein herauslösen kann.
Beim ebenso aufwendigen Kohlendioxid-Verfahren werden die Kaffeebohnen hohem Druck ausgesetzt und mit flüssigem oder gasförmigen CO2 gespült. Dabei trennt sich das Koffein von den Bohnen. Danach wird mit Wasser oder einem Kohlefilter das CO2 wieder von den Kaffeebohnen abgezogen.
Entkoffeinierter Kaffee gesund
Es gibt viele Gründe, entkoffeinierten Kaffee zu trinken. Wer nachmittags nicht auf Kaffee verzichten möchte, aber durch das späte Kaffeetrinken dann schlechter einschlafen kann, der kann zu nicht aufputschendem, (fast) koffeinfreiem Kaffee greifen.
Auch für Schwangere oder Menschen mit empfindlichem Magen ist entkoffeinierter Kaffee die bessere Option. Koffein verändert die Resorption verschiedener Medikamente - verstärkt sie oder schwächt sie ab: "So können Patienten unter Herzklopfen und Unruhe leiden, wenn sie das Schilddrüsenhormon Thyroxin oder bestimmte Asthmamittel zusammen mit Koffein einnehmen. Manche Antibiotika und die Antibabypille verzögern den Abbau des Koffeins im Körper. Außerdem können die Gerbstoffe in Kaffee und Schwarztee die Aufnahme von Eisen aus Vitaminpräparaten behindern", so der Berufsverband der Internisten.
Kaffee erhöht den Blutdruck, zumindest kurzfristig, entcoffeinierter Kaffee nicht. Das ist beim Messen des Blutdrucks zu beachten. Generell gilt aber, dass auch Bluthochdruckpatienten nicht auf Kaffee mit Koffein verzichten müssen: "Die weitverbreitete Annahme, dass Kaffee generell für Menschen mit Bluthochdruck schlecht ist und ihren Blutdruck weiter in die Höhe treibt, hat sich in Untersuchungen nicht bestätigt", schreibt die Herzstiftung.
Entkoffeinierter Kaffee Leberwerte
Dass Menschen, die Kaffee trinken, bessere Leberwerte haben, das ist seit längerem bekannt. Man hatte lange das Koffein für diesen positiven Effekt verantwortlich gemacht. Eine Studie vom National Cancer Institute (NCI) in Bethesda, Maryland, ergab 2014, dass auch die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer oft bessere Leberwerte hatten, die nur koffeinfreien Kaffee tranken. Hier geht es zu einer Zusammenfassung der Studie (englisch). An den genauen Mechanismen, welche Inhaltsstoffe von Kaffee mit oder ohne Koffein einen Einfluss auf unsere Leber haben, wird weiter geforscht.
Kaffee Koffein
Macht das Koffein eigentlich den Kaffee bitter und ist entcoffeinierter Kaffee weniger bitter? Nein, das stimmt so nicht. Das Koffein im Kaffee ist nur für 15 Prozent der Bitterkeit verantwortlich, der Rest der bitteren Aromen entsteht durch die Verarbeitung - also die Röstung. Das hat ein Forscherteam um Thomas Hofmann von der Technischen Universität München bereits 2007 herausgefunden. "Kaffee besteht aus rund 1.000 Aromen und das Koffein ist nur eines davon. Wenn ich das einzeln verkoste, schmeckt es bitter, aber im Gesamtkonzert der Aromen hat das doch nicht die geschmackliche Wirkung, wenn man die technischen Prozesse gut beherrscht", so Holger Preibisch.
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