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Pflanzenmilch Hafermilch & Co - geschmackliche und ökologische Alternativen?

Wer keine Laktose verträgt, gesundheitsbewusst, tier- oder umweltgerecht leben will, greift zu Milchersatzprodukten. Was steckt drin in all den Pflanzendrinks?

Stand: 26.04.2023

Frau gießt Hafermilch in ein Glas | Bild: mauritius images / Artem Oleshko / Alamy / Alamy Stock Photos, Montage: BR

Welche der pflanzlichen Alternativen ökologisch ist, wie gesund Soja-, Hafer- oder Mandel-Pflanzendrinks tatsächlich sind und was jeweils drin ist, all das hören Sie in unserem BAYERN 1 Nachhaltigkeits-Podcast "Besser leben" - den Podcast können Sie in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren:

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Was hat Kuhmilch mit dem Klima zu tun?

Jedes Lebensmittel trägt bei der Produktion auch zur globalen Erwärmung bei. Um diese miteinander vergleichen zu können, gibt es das so genannte CO2-Äquivalent. Dadurch lässt sich berechnen, wie viel Gramm oder Kilogramm die Produktion zur globalen Erwärmung beiträgt. Pflanzliche und unverarbeitete Produkte sind dabei gegenüber tierischen Produkten, wie Butter, Milch, Käse und natürlich Fleisch, im Vorteil. Wegen der Futtermittelproduktion, schlägt das CO2-Pendel hier immer stärker aus. Bei der Herstellung von einem Liter Kuhmilch (in Europa) fallen demnach zwischen 1,3 und 1,5 Kilogramm Kohlendioxid an.

Pflanzenmilch: Der Absatz steigt

Immer mehr Kunden und Kundinnen greifen zu den Milch-Alternativen: Im Jahr 2018 wurden in Deutschland in Discountern, Supermärkten und Drogeriemärkten 138,6 Millionen Liter verkauft, 2020 waren es dann schon 251 Millionen Liter. Das Statistische Bundesamt schreibt: "Im Vergleich zum Jahr 2022 ist der Absatz von pflanzlicher Milch in Deutschland im Jahr 2023 um 85 Prozent gestiegen." Meistgekauftes Produkt dabei ist die Hafermilch, sie macht gut die Hälfte der Verkaufsmenge aus.

Warum darf nur Kuhmilch als Milch bezeichnet werden?

Milchersatzprodukte werden hergestellt aus Soja, Hafer, Reis, Erbsen, Mandeln, Hanf, Lupinen, Gerste, Kokos und anderen Nüssen. Gemäß Anhang VII der europäischen Verordnung Nr. 1308/2013 über eine gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse dürfen nur Produkte, die einen tierischen Ursprung haben, als Milch bezeichnet werden. Deshalb steht auf den Verpackungen der pflanzlichen Ersatzprodukte meist "Drink". Trotzdem wird das Wort "Milch" im alltäglichen Sprachgebrauch für alle alternativen Produkte verwendet. So auch in diesem Artikel.

Hätten Sie's gewusst? Ab wann sich Milch Alpenmilch nennen darf.

Was steckt in Pflanzenmilch?

Zwar lässt sich nicht aus allen Milchalternativen stabiler und cremiger Milchschaum herstellen, im Kaffee schmecken jedoch alle.

Herkömmliche Kuhmilch unterscheidet sich von der Pflanzenmilch vor allem durch deren Inhaltsstoffe. In 100 ml Kuhmilch (3,5 Prozent) stecken durchschnittlich 3,5 g Fett, 3 g Eiweiß, 5 g Kohlenhydrate und 120 mg Calcium. Die pflanzlichen Alternativen können mit diesem hohen Nährstoffgehalt nicht mithalten. Nur Sojamilch besitzt ähnlich viel Eiweiß und Fett.

Keines der Milchersatzprodukte enthält von Natur aus Cholesterin, Milchzucker (Laktose) oder Calcium. Unser Körper braucht jedoch Calcium vor allem für den Aufbau und Erhalt von Knochen. Deshalb sollten Kinder im Wachstum ausreichend Calcium zu sich nehmen. Die Pflanzendrinks sind oft mit Calcium angereichert. Zusätzlich können bei der Produktion von Reis-, Soja-, Hafer- oder Mandelmilch auch Süßungsmittel, Verdickungsmittel, Aromen oder pflanzliche Öle verwendet werden.

Warum ist Pflanzenmilch meist teurer als Kuhmilch?

"Pflanzliche Alternativen sind oft teurer als Kuhmilch. Das liegt aber auch daran, dass Kuhmilch mit nur 7 Prozent und Pflanzenmilch mit 19 Prozent besteuert wird", so Anja Schwengel-Exner, Fachberaterin Lebensmittel und Ernährung, Verbraucherzentrale Bayern. In Deutschland gilt Pflanzenmilch als "verarbeitetes Lebensmittel" und wird deshalb anders besteuert als Kuhmilch, welche als "Grundnahrungsmittel" gilt. In Ländern wie Frankreich, Dänemark oder den Niederlanden ist der Steuersatz auf Kuh- und Pflanzenmilch gleich.

Hafermilch gesund

Die ökologisch beste Alternative zur Kuhmilch - Hafermilch

Herstellung: Es werden Haferflocken in Wasser eingeweicht und püriert. Der Haferbrei wird fermentiert und danach gefiltert. Auch hier werden Calcium und Stabilisatoren zugesetzt und die Hafermilch durch Ultrahocherhitzen haltbar gemacht. 

Inhaltsstoffe: Hafer steckt voller sättigender Ballaststoffe. Leider wird bei der Verarbeitung der Großteil der Nährstoffe zerstört. So haben 100 ml Haferdrink fast kein Eiweiß (0,6 g) oder Fett (1,3 g). Dafür enthält die Milch 3,7 g Kohlenhydrate.

Allergien und Unverträglichkeit: Hafermilch enthält keine Laktose, aber dafür Gluten. Sie ist daher nicht für Zöliakie-Patienten geeignet.

Ökobilanz: Hafermilch ist die ökologisch beste Alternative zur Kuhmilch. Hafer wird überall in Europa angebaut. In Bayern wurde laut bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft im Jahr 2019 etwa ein Drittel der Fläche für den Haferanbau ökologisch bewirtschaftet. Der Wasserverbrauch von Hafer ist gering und die Transportwege kurz.

Geschmack: Hafermilch ist durch den Gärungsprozess leicht süß. Die Milch lässt sich ähnlich wie Kuhmilch sehr gut aufschäumen. Der Schaum bleibt lange stabil und schmeckt mild getreidig. Vor dem Öffnen gut durchschütteln, um den Inhalt zu vermischen.

Mit Hafermilch backen und kochen?

Mit Hafermilch zu backen, ist in der Regel kein Problem. Wir haben verschiedene Gerichte ausprobiert und kommen zu dem - subjektiven, weil auf individuellem Geschmack basierenden - Fazit: Pfannkuchen mit Hafermilch klappen super, da schmeckt man letztlich kaum einen Unterschied zur Kuhmilch; gleiches gilt für den Kaiserschmarrn. Vegan sind beide Gerichte freilich nicht, wegen der Eier. Bechamelsauce mit Hafermilch schmeckt tatsächlich deutlich nach Hafer, wird aber eh meist noch gewürzt und kann daher auch problemlos zubereitet werden.

Sojamilch

Herstellung: Bei der industriellen Herstellung von Sojamilch werden die getrockneten Bohnen in Wasser eingeweicht, fein püriert und gefiltert. Um die daraus entstandene Sojamilch haltbar zu machen wird sie ultrahocherhitzt. Oft werden danach Mineralstoffe wie Calcium, Vitamine oder Zucker zugesetzt. Die übriggebliebenen ausgepressten Bohnen werden als eiweißreiches Tierfutter weiterverwendet.

Sojadrinks sind das beliebteste Milchersatzprodukt.

Inhaltsstoffe: Sojamilch besitzt ähnlich viel Eiweiß (3,3 g) und Fett (1,9 g) wie Kuhmilch. Allerdings haben die meisten Sojadrinks mehr Zucker als Kuhmilch, im Mittel 6 g. Zudem enthält Soja Isoflavone. "Das sind Stoffe, die in ihrer chemischen Struktur dem weiblichen Hormon Östrogen ähneln. Beim Menschen wurden nachteilige Wirkungen bisher nicht nachgewiesen", so Schwengel-Exner von der Verbraucherzentrale Bayern. Dennoch warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) davor, Sojagetränke für Baby- oder Kleinkindnahrung zu verwenden.

Allergien und Unverträglichkeit: Sojamilch enthält weder Laktose noch Gluten. Allerdings haben Birkenpollen- oder Erdnuss-Allergiker oft eine Kreuzreaktion mit den Proteinen der Sojabohnen.

Ökobilanz: Wie gut die Klimabilanz von Sojamilch ist, hängt davon ab, woher das Soja stammt. Für den Soja-Anbau wird in Südamerika Regenwald gerodet. Dieses Soja ist oft gentechnisch verändert und enthält zu viel Nickel. Allerdings wird laut WWF (World Wide Fund For Nature) das importierte Soja aus Südamerika zu 80 Prozent als Futtermittel für die Viehhaltung genutzt. Das Soja, aus dem Tofu und Milchersatzdrinks hergestellt werden, stammt dagegen mit wenigen Ausnahmen aus Europa, zum Teil sogar direkt aus Deutschland. In diesem Fall produziert Sojamilch nur ein Drittel des Treibhausgases von Kuhmilch.

Geschmack: Sojamilch schmeckt nussig nach Bohnen. Wenn die Milch nicht gesüßt ist, hat sie eine leicht bittere Note. Mit Sojamilch lässt sich Milchschaum herstellen, der zwar sehr mild schmeckt, sich jedoch schnell wieder auflöst.

Reismilch

Herstellung: Für Reismilch wird Vollkornreis gekocht, püriert, mit Wasser vermischt, gefiltert und anschließend fermentiert. Es entsteht eine wässrige, weiße Flüssigkeit. Auch hier setzen manche Hersteller Calcium, Geschmacksstoffe oder Zucker bei.

DIe Ökobilanz von Reis ist nicht sonderlich gut. Trotzdem ist Reismilch umweltfreundlicher als Kuhmilch.

Was steckt drin? 100 ml Reismilch haben 1 g Fett, 0,1 g Eiweiß und 3 g Kohlenhydrate. Die Nährstoffe, die Reis enthält, gehen bei der Verarbeitung verloren.

Allergien und Unverträglichkeit: Reismilch ist laktose- und glutenfrei. Allerdings wird sie wegen der fehlenden Nährstoffe nicht für Kinder empfohlen. Reisprodukte können geringe Mengen an Arsen enthalten, ein natürlich vorkommender Stoff, der für Menschen giftig ist.

Ökobilanz: Reis wird vorrangig in Asien angebaut, die Transportwege sind also weit. Wenn Reisfelder ständig unter Wasser stehen, wird bei dem Fäulnisprozess Methan freigesetzt. Wird Reis trocken angebaut, entweicht Lachgas in die Luft. Beide Treibhausgase sind um ein Vielfaches schädlicher als CO2. In vielen Anbaugebieten in Asien werden außerdem Pestizide eingesetzt. Daher ist die Ökobilanz von Reismilch nicht sehr gut. Trotzdem ist sie immer noch besser als die von Kuhmilch.

Geschmack: Die leicht wässrige Milch schmeckt neutral und süßlich. Sie eignet sich gut für die Herstellung von Süßspeisen und auch im Kaffee schmeckt sie gut. Allerdings löst sich der Schaum von Reismilch schnell wieder auf.

Mandelmilch

80% aller Mandeln stammen aus den trockenen Regionen Kaliforniens, obwohl die bäume viel Wasser brauchen.

Herstellung: Bei der Herstellung von Mandelmilch werden frisch gemahlene und angeröstete Mandeln mit heißem Wasser übergossen. So ziehen diese mehrere Stunden und werden dann gefiltert. Mandelmilch kann je nach Geschmack gesüßt oder mit Gewürzen verfeinert werden.

Was steckt drin? In 100 ml Mandelmilch stecken 1 g Fett, sehr wenig Eiweiß (0,4 g), kaum Zucker und Calcium. Allerdings ist die Milch reich an Spurenelementen und Vitaminen.

Allergien und Unverträglichkeit: Die Milch aus Mandeln hat keine Laktose und keine Gluten. Allerdings ist sie nicht geeignet für Menschen mit Nussallergie.

Ökobilanz: 80 Prozent der weltweit verarbeiteten Mandeln stammen aus riesigen Monokulturen in Kalifornien. Die Transportwege aus den Regionen sind sehr lang. Hinzu kommt der Wasserverbrauch: Für ein Kilogramm Mandeln benötigen die Nüsse mehr als 10.000 Liter Wasser, da die Mandelbäume in sehr trockenen Gegenden stehen. Mandelmilch ist aus ökologischer Sicht daher nicht zu empfehlen.

Geschmack: Das nussige Aroma der Mandelmilch eignet sich gut zum Backen, für Müsli oder den Kaffee. Der Mandeldrink entwickelt einen cremigen Schaum, der leicht wässrig-säuerlich schmeckt.

Hanfmilch

Herstellung: In den USA und Kanada ist Hanfmilch derzeit besonders trendig. Der Drink wird aus den Hanfsamen hergestellt und nicht - wie vielleicht viele vermuten - aus den Blättern oder Blüten der Hanfpflanze. Mehr als Wasser und Öl sollte es nicht brauchen. Die reichlich vorhandenen Ballaststoffe kommen in einem Drink leider nicht so zur Geltung, weil die Samen vor dem Pürieren geschält werden: "Also hier ist wirklich nur Hanfsamen, Wasser, Sonnenblumenöl und Meersalz drin", verspricht Carsten Naumann von Berief. Hanfmilch kostet zwischen 1,50 und 3,00 Euro und es gibt sie mittlerweile nicht nur im Bioladen.

Inhaltsstoffe: Hanf gilt in der Küche mittlerweile als Superfood: "Hanf hat sehr viele Ballaststoffe, sehr viel ungesättigte Fettsäuren", bestätigt Daniela Krehl, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern, "ich muss nur wissen, dass bei den Pflanzendrinks natürlich die Menge ausschlaggebend ist. Es ist wirklich nur ein ganz geringer Prozentsatz an Hanf enthalten. In Zahlen: Unter fünf Prozent. Das heißt, es wäre wahrscheinlich für meine Gesundheit fast besser, den Hanf so zu mir zu nehmen." Die Hanfmilch enthält mit 3,4 g in 100 ml mehr als doppelt so viel Fett wie Hafermilch, davon sind aber nur etwa 0,5 Gramm gesättigte Fettsäuren. Hanfmilch enthält zwar weniger Kohlehydrate (0,1 g), dafür aber etwas mehr Eiweiß (1,2 g)

Allergien und Unverträglichkeit: Hanf ist für Allergiker und Menschen mit einer Laktose-Unverträglichkeit hervorragend geeignet. Gluten ist ebenfalls nicht vorhanden.

Ökobilanz: Eigentlich ist Hanf eine europäische Kulturpflanze und war nur wegen der Rauschwirkung seiner Blüten lange Zeit verpönt. Seit gut 25 Jahren ist der Anbau von Nutzhanf (<0,2 THC) erlaubt, allerdings ist Hanf in der Landwirtschaft immer noch ein Nischenprodukt. Hanf gilt nicht nur als anspruchslos, sondern auch als robust und ertragreich. Schließlich kann fast die gesamte Pflanze verwertet werden. Wie auch bei Hafer kommen die Hanfsamen für die Milch auch aus Deutschland. In Bioqualität meist aus Europa.

Geschmack: Die Hanfmilch hat einen leicht nussigen Geschmack und unterscheidet sich von der Konsistenz kaum von Sojamilch. Eignet sich also auch als Milchalternative im Kaffee oder zu Müsli.

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