Schlafwandeln Einem Schlafwandler begegnen - das ist zu tun
Welche Ursache hat das Schlafwandeln und was soll man tun, wenn man einem Schlafwandler begegnet? Wie gefährlich ist Schlafwandeln und kann es auch im Erwachsenenalter plötzlich auftreten? Unser Experte ist Dr. Christian Lechner, Schlafmediziner und Chefarzt der Helios-Amper Klinik in Dachau nahe München. Das sind seine interessanten Antworten rund um das Thema Schlafwandeln.
Was ist Schlafwandeln
Schlafmediziner Dr. Christian Lechner hat uns erklärt, was beim Schlafwandeln genau passiert: "Schlafwandeln gehört zu den sogenannten Parasomnien, das sind Phänomene, die im ersten Drittel der Nacht auftreten. In der Tiefschlafphase. Man weiß, dass es bei diesen Patienten zu einem unvollständigen Aufwachen kommt." Quasi im Halbschlaf bewegen sich Schlafwandler aus dem Bett und durch die Wohnung.
Auch Reden im Schlafen ist eine Parasomnie. Lesen Sie auch, welches Wort am häufigsten im Schlaf gesagt wird.
Schlafwandeln Ursache
Die Ursache für das Schlafwandeln liegt in den meisten Fällen in der Familie, also die Neigung zum Schlafwandeln ist häufig vererbt: "Die Ursache ist meist genetischer Herkunft. Man weiß, dass es Schlafwandler-Familien gibt, die eine Häufung dieser Symptome aufweisen", sagt Schlafmediziner Dr. Lechner.
Schlafwandeln Therapie
Eine eigentliche Therapie des Schlafwandelns gibt es nicht, so Dr. Lechner. Allerdings kennt man die Auslöser und diese gilt es dann zu vermeiden oder zu verringern. Schlafwandeln kann durch ein Schlafdefizit oder eine generell schlechte Schlafqualität, zu viel Stress, Infekte, laute Geräusche oder eine volle Blase ausgelöst werden. Dem kann man gegensteuern, indem man zum Beispiel Stress abbaut oder einen Mittagsschlaf einlegt.
Was tun, wenn man einem Schlafwandler begegnet
Einen Schlafwandler sollte man am besten sehr behutsam und vorsichtig ins Bett zurückführen, empfiehlt Dr. Christian Lechner. Und man sollte einen Schlafwandler, wenn man ihn wecken muss, sehr sanft wecken und dabei auch auf die eigene Sicherheit achten, also vorsichtig sein – denn ein Schlafwandler kann auf das Aufgeweckt werden auch mit Gewalt und unvorhergesehener Aggression reagieren. Nach dem Schlafwandeln erinnern sich die Betroffenen an nichts aus der Schlafwandel-Phase. "Das ist etwas, das jenseits des Bewusstseins stattfindet und deswegen ist der Mensch, der einen Schlafwandler auffindet, in einer besonderen Verantwortung, behutsam mit ihm umzugehen, ihn vorsichtig anzusprechen, ihn vorsichtig zum Bett zurückzuführen. Und ihn vielleicht sanft zu wecken und nochmal auf Toilette zu schicken."
Schlafwandeln was tun -Tipps
- Haustür und Fenster abschließen
- Alarmsysteme am Bett oder an Türrahmen installieren
- Nasses Handtuch neben das Bett legen, um aufzuwachen, wenn man das Bett verlässt
Wie gefährlich ist Schlafwandeln
Sehr gefährlich. Ein Schlafwandler kann sich in große Gefahr bringen. Unser Experte: "Eine sogenannte 'schlafwandlerische Sicherheit' gibt es nicht. Schlafwandeln ist beim Umhergehen und gerade beim Verlassen der Wohnung sehr gefährlich. Die Dinge, die Menschen im Halbschlaf tun, sind gefährlich, sie sind nicht zielgerichtet und nicht sinnvoll. Wenn jemand umhergeht und droht, beim Schlafwandeln die Wohnung zu verlassen, muss man das selbstverständlich im Vorfeld unterbinden. Indem man die Haustür abschließt und die Fenster verriegelt." 20 Prozent der Schlafwandelnden, so Dr. Lechner, tragen Verletzungen davon, vom Stoßen am Türrahmen bis hin zu Treppenstürzen.
Schlafwandeln Kinder
Das Schlafwandeln ist bei Kindern weitverbreitet – und es gibt dabei aber verschiedene Ausprägungen. "Eine eigentliche Therapie gibt es nicht. Zuerst muss man wissen, dass Schlafwandeln bei 30 Prozent der Kinder in unterschiedlichen Formen auftreten kann. Es kann sein, dass es nur leises Reden im Schlaf ist, es geht aber bis zum Aufstehen und Umhergehen. Diese Symptome sind zum Teil besorgniserregend, teils ganz harmlos." Das Gute: In der Jugend verwächst sich das meist, im Erwachsenenalter leiden dann nur noch vier Prozent der Menschen daran, sagt unser Experte.
Plötzlich schlafwandeln als Erwachsener?
Die gute Nachricht: Wer als Kind nicht geschlafwandelt ist, wird im Erwachsenenalter nicht damit beginnen. "Schlafwandeln ist eine Störung, die im Kindesalter beginnt und im Laufe des Lebens an Intensität und Häufigkeit verliert, aber ein neues Auftreten im Erwachsenenalter gibt es nicht", erklärt Dr. Christian Lechner. Allerdings gibt es auch Parasomnien, die nicht im Tiefschlaf, sondern im REM-Schlaf in den frühen Morgenstunden auftreten - also zum Beispiel reden oder sich im Bett aufsetzen - das ist aber kein Schlafwandeln.
Das sagt ein Schlafcoach über guten Schlaf
Der gesunde Schlaf findet vor Mitternacht statt - sagt Schlafcoach Martin Schlott auf der Blauen Couch - und hat noch weitere hilfreiche Tipps für einen guten Schlaf - von Schlaflänge bis Abendrituale. Unseren Interview-Podcast können Sie in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren:
https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/schlafcoach-martin-schlott-der-gesunde-schlaf-ist-vor-mitternacht/bayern-1/94981512/