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Schlehen Schlehenlikör und weitere Rezepte plus Tipps

Mit dem ersten Frost sind die Schlehen erntereif. Wie man Schlehen verarbeitet. Plus: Genussrezept für einen ganz besonderen Schlehenlikör.

Von: Sabine Dangel

Stand: 07.11.2023

Schlehen | Bild: mauritius-images

Der Schlehdorn - auch Schwarzdorn oder Sauerpflaume genannt - ist sehr anspruchslos, was den Boden angeht; er liebt aber sonnige Lagen an Waldrändern, Wegen und Felshängen.

Schlehenlikör Rezept "Schlehenfeuer"

Rezept von unserer Gartenexpertin Karin Greiner für Schlehenlikör:

  • Ein großes Schraubglas zu einem Drittel mit gewaschenen Schlehen füllen.
  • Mit Doppelkorn, Grappa oder Wodka auffüllen,
  • Gletschereis-Bonbons dazu geben (pro Liter zirka 6 bis 8 Stück, je nach Geschmack),
  • für 2 bis 3 Wochen an einen dunklen, zimmerwarmen Ort stellen,
  • dann abfiltern und in Flaschen umfüllen und mindestens 3 Monate nachreifen lassen. Noch "besser drei Jahre", rät Karin Greiner :-)

Schlehensaft

Braucht Zeit und Geduld, macht aber wunderbar warm: Schlehensaft

Für die Herstellung von Schlehensaft brauchen Sie vor allem Zeit. Übergießen Sie die Beeren in einem Topf mit kochendem Wasser, so dass alle Früchte bedeckt sind. 24 Stunden stehen lassen; dann die Flüssigkeit abgießen, erneut aufkochen und wieder über die Beeren geben und 24 Stunden stehen lassen. Diese Arbeitsschritte 5 bis 6 Mal wiederholen, bis der Saft dunkel süß und leicht schwerflüssig ist. Noch heiß in ausgekochte Flaschen abfüllen und fest verschließen, so bleibt er einige Monate haltbar. Oder Sie verwenden ihn zur Herstellung von Gelee oder Marmelade.

Schlehe nützlich für Tiere?

Als Heckenpflanze ist der Schlehdorn weit verbreitet und wo er auftritt, wuchert er wegen seiner starken Wurzelausläufer gerne. Die Schlehe gehört zu den wichtigsten Wildsträuchern für Tiere: Im Frühjahr bietet ihre überbordende Blütenpracht noch vor dem Laubaustrieb zahlreichen Insekten einen reich gedeckten Tisch; in ihrem Dornengestrüpp finden zahlreiche Vögel sichere Brutplätze und ihre Beeren versorgen sie bis weit in den futterarmen Winter hinein mit gehaltvoller Nahrung. 

Sind Schlehen giftig?

"Als hätte man ein Frotteehandtuch gegessen": Zu früh geerntet schmecken Schlehen pelzig und sauer.

Je nach Region und Witterung leuchten die stahlblauen Steinfrüchte ab Mitte, Ende September hinter ihren Dornengittern Spaziergängern entgegen. Sie lösen sich zu diesem Zeitpunkt oft auch schon ganz leicht vom Strauch und verleiten damit geradezu zum Probieren.

Kann man Schlehen roh essen?

Und ja, man kann Schlehen durchaus roh essen, aber bitte ohne Kern - denn der enthält Amygdalin, das im Körper zu Blausäure umgewandelt wird. Wer schon einmal zu früh im Herbst Schlehen probiert hat, wird das sicherlich nie mehr vergessen: "Es fühlt sich an, als hätte man ein Frotteehandtuch gegessen", beschreibt BAYERN 1 Gartenexpertin Karin Greiner dieses saure, pelzige Mundgefühl. Schuld daran sind die Gerbstoffe der Schlehe, die zu diesem Zeitpunkt in der Frucht dominieren.

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Warum Schlehen erst nach dem Frost ernten?

Schlehen brauchen Zeit, bis sie genussreif werden - daher werden sie meist erst im Winter gesammelt

An der Schlehe lässt sich gut der Unterschied zwischen Pflückreife und Genussreife erklären: Die Frucht braucht Zeit, bis sie genussreif ist - und das bedeutet, dass es "nicht der Frost ist, der die Schlehe genießbar macht, sondern die Zeit", sagt Karin Greiner: "Bis Winter finden in der Frucht Stoffwechselvorgänge statt, die die Gerbstoffe aufbrechen". Da die Kälte diesen Prozess unterstützt, pflückt die BAYERN 1 Expertin entweder die Schlehen erst in der Zeit um Weihnachten - oder aber auch schon im Frühherbst. Diese Früchte wandern bei ihr allerdings erst mal in die Tiefkühltruhe - mindestens für ein paar Wochen, in der Regel aber für ein Jahr. Sie verarbeitet im Herbst jeweils die Ernte vor Vorjahr.

Schlehen ernten

Vorsicht beim Schlehenernten ohne Handschuhe - die Dornen sind hart und spitz.

Egal, ob Sie im November und Dezember "in die Schlehen gehen" oder schon im Frühherbst sammeln und danach einfrieren - beim Ernten der zirka 1 bis 1,5 Zentimeter großen Steinfrüchte sind Handschuhe hilfreich, denn der Schlehdorn trägt seinen Namen durchaus zu Recht und gibt seine Schätze nicht kampflos preis. Pflücken Sie die Beeren einzeln; am besten in einem Korb sammeln und Zuhause gleich verarbeiten. Wenn das zeitlich nicht klappt, einfrieren.

Schlehen ernten - bitte denken Sie an die Tiere

Für Sie sind die Schlehen ein gesundes Geschenk aus der Natur, für viele Vögel eine lebenswichtige Nahrungsquelle im Winter - deshalb bitte mit Augenmaß ernten.

Schlehen verarbeiten

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Schlehen: Medizinische Wirkung

Schlehen enthalten gesunde Flavonoide, Gerbstoffe, Pektin und viele Vitamine (u.a. A, B1, B2 und B6). Die Früchte wirken adstringierend (zusammenziehend), entzündungshemmend, schleimlösend und anregend und helfen bei Erkältungen, Fieber, Harnwegsinfektionen und Verdauungsstörungen.

Frisch oder getrocknet: Schlehen sind gut für Zahnfleisch und Mundschleimhaut.

BAYERN 1 Gartenexpertin Karin Greiner schwört auf die adstringierende (zusammenziehende) Wirkung der Schlehen. Sie empfiehlt, ab und an für zirka eine Minute eine rohe Schlehe zu kauen: "Das mildert Zahnfleischentzündungen und ist gut für die Mundschleimhaut."


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