Spülschwamm waschen Wo sind die meisten Bakterien im Haushalt?
Mikrowelle? Essig? Waschmaschine? Wie reinigt man einen Spülschwamm am besten? Und wie lange kann man ihn benutzen? Das sagt der Mikrobiologe...
Wenn es um die Bakterienschleudern im Haushalt geht, denken die meisten Menschen sofort an eines: "Die Toilette ist der gefühlte Hotspot in Sachen Keime und Erreger", sagt der Mikrobiologe Professor Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, "und das nicht ganz zu Unrecht - denn menschliche Ausscheidungen enthalten in der Tat irre Mengen an Keimen und Erregern." Doch tatsächlich sind Toilettenbrillen keine Keim-Brutstätten: Sie sind glatt, kalt, trocken und bieten Keimen eher wenig Nahrung, da sie in der Regel doch meist ziemlich sauber gehalten werden, so Mikrobiologe Egert.
Wo sind die meisten Bakterien im Haushalt?
Tatsächlich liegt die wahre Hochburg der Mikroben ganz woanders - in der Küche. Denn nach Menschen und Haustieren enthalten Lebensmittel die meisten Mikroben im Haushalt: Fleisch bringt es beispielsweise auf viele Millionen Keime pro Gramm. "Hotspot Nummer eins ist daher der Kühlschrank, Nummer zwei ist der Bereich der Spüle", erklärt Hygieneforscher Egert.
Der wahrscheinlich am dichtesten von Keimen besiedelte Gegenstand im Haushalt ist der Küchenschwamm.
Und hier befindet sich auch der "wahrscheinlich am dichtesten von Keimen besiedelte Gegenstand im Haushalt" - der Küchenschwamm. Eine große, poröse Oberfläche, mit einem idealen, feuchtwarmen Klima im Inneren machen den Küchenschwamm zum Eldorado für Mikroben: Innerhalb weniger Tage steigt die "Bevölkerungsdichte" in seinem Inneren von Null auf 54 Milliarden Mikroben pro Kubikzentimeter. Oder anders: In zwei Kubikzentimeter Spülschwamm leben nach zwei bis drei Tagen mehr Mikroben, als bis heute jemals Menschen auf der Erde gelebt haben.
Keine Panik vor Bakterien - normale Sauberkeit genügt
Natürlich ist der Großteil dieser Mikroben für gesunde Menschen nicht gefährlich - aber je nachdem, was man mit dem Schwamm aufwischt und wie lange man ihn verwendet, können sich in ihm auch Erreger wie Salmonellen, Kolibakterien und Campylobacter einnisten, vermehren und dann überall in der Küche verteilen. Und die können dann auch für gesunde Menschen durchaus problematisch werden.
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Spülschwamm waschen
"Am besten benutzt man gar keinen Spülschwamm", sagt der Mikrobiologe Egert. Aber wenn schon Küchenschwamm, dann bitte nach jedem Gebrauch mit Spülmittel auswaschen und vor allem gut durchtrocknen lassen, rät er. Mit zwei oder drei Schwämmen, die immer abwechselnd auf der Heizung oder dem Ofen gründlich vor dem nächsten Einsatz durchtrocknen können, lässt sich die Keimbelastung ganz gut begrenzen. Wird nur ein Schwamm eingesetzt, sollte der nach spätestens zwei Tagen gereinigt werden.
Spülschwamm in der Mikrowelle erhitzen?
Viele Menschen schwören auf ihre Mikrowelle: Schwamm auswaschen, ausdrücken und dann für ein bis zwei Minuten in die Mikrowelle damit. "Damit reduziert sich in der Tat die Keimbelastung deutlich - aber es werden nicht alle Keime abgetötet", betont der Mikrobiologe. Ein besseres Ergebnis liefert eine andere Methode.
Wie sicher ist so eine Mikrowelle eigentlich? Hier im Podcast "Besser leben" nachhören:
https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/ist-die-mikrowelle-wirklich-gefaehrlich/bayern-1/10403215/
Küchenschwamm in der Spülmaschine oder Waschmaschine reinigen?
Nach seinen Forschungen auf dem Bereich der Haushaltshygiene ist es am besten, Küchenschwämme nach Gebrauch mit Vollwaschmittel bei 60 Grad in der Waschmaschine zu waschen. Das im Waschpulver enthaltene Bleichmittel sorgt dabei zusammen mit dem mechanischen Reiben und Durchspülen für eine gründliche Dezimierung der Keime. Weil dieser mechanische Prozess in der Spülmaschine fehlt, ist sie für eine gründliche Reinigung nach Ansicht von Hygieneforscher Egert weniger geeignet.
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Spülschwamm nachhaltig
Wie sich alternative Spülschwämme, etwa aus Zellulose in Punkto Keimbelastung verhalten, wurde noch nicht explizit untersucht. Hygieneforscher Egert vermutet allerdings, dass sie ähnlich wie die Plastikschwämme abschneiden - eher nicht besser, denn: Mikroben fressen gerne Zellulose - die Schwämme ernähren also die Keime sogar noch.
Wie gut sind anti-mikrobielle Schwämme?
Eine antimikrobielle Ausrüstung von Schwämmen, z.B. mit Silber, hält Egert für wenig sinnvoll - zumal sie oft gar nicht unter realen "Kampfbedigungen" in der Küche getestet wurden. Seiner Ansicht nach handelt es sich hier eher um einen Marketing-Gag, der dem Kunden gefühlte Sicherheit geben soll. Gegen massive Biofilmbildung in einem Schwamm sind solche Beschichtungen vermutlich absolut wirkungslos, so der Mikrobiologe.
Wie hygienisch sind Metallschwämme?
Metallschwämme sind aus Sicht von Wissenschaftler Egert eine gute Alternative - sie trocknen schneller als Plastikschwämme und in ihnen finden sich deutlich weniger Keime: "Auf Metalloberflächen finden sich grundsätzlich weniger Keime als auf Kunststoffoberflächen, Metalle wirken anti-mikrobiell." Als Reinigung genügt es, ihn auszuspülen und regelmäßig etwa über Nacht in Essigessenz einzulegen.
"Alles, was schneller trocknet als ein Schwamm, ist gut", fasst der Mikrobiologe zusammen: Spülbürsten, die regelmäßig in der Spülmaschine mitlaufen oder Spüllappen, die nach ein, zwei Tagen in der Waschmaschine landen, halten die Keimbelastung in der Küche gering.
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