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Träume deuten 7 typische Träume und was sie bedeuten

Haben Sie auch schon mal vom freien Fall, vom Fliegen ohne Hilfsmittel oder vom Nacktsein in der Öffentlichkeit geträumt? Es gibt sogenannte typische Träume - was sie bedeuten, das weiß der Experte Prof. Dr. Michael Schredl.

Stand: 12.02.2024

Eine Frau schläft.  | Bild: mauritius images / Onoky / Letizia Le Fur

Wieso träumt man?

Definiert ist Träumen als subjektives Erleben während des Schlafes, das heißt, es ist immer vorhanden und das Gehirn ist für dieses subjektive Erleben verantwortlich. "Das Gehirn selbst hat viele Aufgaben während des Schlafens, aber ob das Träumen da nochmal eine Extrafunktion hat, das ist bis heute noch nicht geklärt", so Prof. Dr. Michael Schredl, Traumforscher und Leiter des Schlaflabors des Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit.

Verarbeitet man während des Traums den Alltag?

Das kann man nicht so genau beantworten, denn man weiß nicht, ob wir den Alltag in unseren Träumen wirklich verarbeiten oder nicht, aber es können Dinge, die uns tagsüber beschäftigen, in den Träumen vorkommen. Allerdings nicht eins zu eins, sondern der Traum mischt alles kreativ zusammen. Es wird vermutet, dass die Assoziationen eher an Emotionen gebunden sind, also, dass emotional ähnliche Dinge vermischt werden, nicht inhaltlich gleichartige Dinge. Natürlich kann man aber auch von Situationen träumen, die man noch nie erlebt hat. "Das heißt, die Träume sind so eine bunte, kreative Mischung aus den Sachen, die wir erlebt haben, plus neuen Sachen", sagt Michael Schredl.

Beispiele für Typische Träume

Typische Träume sind nicht zwingend Träume, die häufig vorkommen, aber es sind Träume, die relativ viele Menschen schon einmal geträumt haben. Dazu zählen:

  • Zähne ausfallen
  • Nacktsein in der Öffentlichkeit
  • Prüfungstraum
  • Fallen
  • Verfolgung
  • Alptraum: Mord
  • Traum vom Fliegen

"Das sind ein paar Themen von typischen Träumen und es stellt sich die Frage, warum haben Menschen solche Träume, da sie das in der Regel im Wachzustand nicht erlebt haben", sagt Michael Schredl. Das heißt, damit muss etwas anderes ausgedrückt oder erlebt werden. "Und meine Vorstellung ist, dass diese Träume - gerade bei den negativen Träumen – Ängste, die im Wachzustand vorkommen, in einer dramatischen Form widerspiegeln. Wie ein Filmregisseur, der einen Streit darstellen will, greift der Traum ein Thema auf und stellt es in einer dramatisierten bildhaften Weise dar", so Michael Schredl.

Zähne ausfallen

Dieser Traum deutet auf etwas Unangenehmes hin. Etwas, dass sich nicht einfach wieder richten lässt. Zähne sind eigentlich etwas sehr Stabiles, fehlen diese, kann das sehr belastend werden. Auch die Befürchtung, was andere von einem denken könnten, schwingt hier mit. "Da gibt es eine ganze Palette von möglichen Ängsten, die in so einem Zahntraum dramatisiert werden können, und das ist auch das Problem bei der Deutung. Jeder hat seine individuellen, eigenen Ängste im aktuellen Wachzustand und deshalb gibt es so allgemeine Deutungen rückwärts nicht", so unser Experte. Trotzdem spiegelt ein Zahnausfalltraum erstmal eine unangenehme Emotion wider. Träumt man davon, sollte man sich die Frage stellen:  Was ist da gerade Unangenehmes bei mir im Wachzustand los - auf einer weniger drastischen Ebene?

In der Öffentlichkeit nackt sein

Das typische Grundthema dieses Traums ist, dass andere Leute denken können, man wäre irgendwie komisch. Das ist eine Angst, die der Traum dramatisiert darstellt. Träumt man davon, kann man sich überlegen, wie man sich von anderen bewertet fühlt. Gibt es Befürchtungen? Dann kann man auch aktiv daran arbeiten.

Der Prüfungstraum

Ein anderer Klassiker, bei dem das relativ deutlich ist, ist der Prüfungstraum. Viele Menschen träumen auch nach Jahren noch von der Abiturprüfung oder einer anderen wichtigen Prüfung. Und da verhält es sich ähnlich: Bei der Prüfung wird die eigene Leistung von jemanden bewertet. Hier steckt der Gedanke dahinter, was denke ich darüber, wie andere meine Leistung bewerten? Könnte der Chef mit dem, was ich abliefere, nicht zufrieden sein? Das heißt nicht, dass er tatsächlich unzufrieden ist. Es handelt sich hierbei nur um unsere Angst, die wir spüren.

Der Falltraum

"Wenn Sie eine Filmregisseurin wären und Sie hätten die Aufgabe, eine Situation darzustellen, in der sich die Person zu 100 Prozent hilflos und chancenlos fühlt, könnte der Falltraum das ganz gut inszenieren", sagt Prof. Dr. Michael Schredl. Im Falltraum wird das Gefühl der totalen Hilflosigkeit in der extremsten Form dargestellt. Das heißt, im Wachszustand gibt es womöglich ein Thema oder eine Situation, die dem oder der Träumenden absolut ausweglos erscheint.

Der Verfolgungstraum

"Da ist es so, dass man vor irgendwas Angst hat und wegläuft. Psychologen nennen das Vermeidungsverhalten und das ist etwas, das viele Menschen im Wachzustand auch machen – mal die ein oder andere Gelegenheit nutzen, um sich mit irgendeiner unliebsamen Aufgabe oder Person nicht auseinanderzusetzen", sagt Prof. Dr. Michael Schredl. Der Verfolgungstraum ist dann wieder die dramatisierte Variante davon, die das Vermeidungsverhalten im Wachzustand widerspiegelt. Am Tag verschiebt man vielleicht ein paar Aufgaben, der Traum macht es viel deutlicher und emotional intensiver.

Nach einem typischen Traum in sich zu gehen, ist immer gut. Die Grundidee ist, dass der Traum die ganz normalen Emotionen des Tages in dieser überspitzten Weise widerspiegelt. Träume neigen zu dieser Übertreibung. Man muss immer beachten, dass Träume nichts Konkretes vorhersagen, sondern eher das widerspiegeln, worüber man sich Sorgen macht.

Alptraum: Traum vom Mord

"Das haben wir auch einmal in einer Studie gezeigt, dass der Traum, in dem man jemanden umbringt, eine dramatisierte Version von einem aggressiven Gefühl ist. Es gibt wahrscheinlich niemanden, der nicht schon mal gegenüber jemand anderem eine Aggression verspürt hat. Das ist auch normal, dass man mal gegenüber einer Person sehr wütend wird und der Traum dramatisiert das wieder sehr stark", so Prof. Dr. Michael Schredl.

Gerade, wenn es um Alpträume geht, finden es viele Menschen auch beruhigend, dass die Alpträume nicht bedeuten, dass irgendetwas Schreckliches in ihrer Psyche oder dem Unbewussten vor sich geht, sondern, dass es ganz normale Dinge sind, die jeden Menschen beschäftigen. Der einzige Unterschied ist, dass der Traum die Dramaversion davon liefert.

Der Traum vom Fliegen

Ein meist positiver typischer Traum ist der Flugtraum - also vom Fliegen ohne Hilfsmittel. "Wobei es da auch vorkommen kann - das kenne ich auch aus eigener Erfahrung - dass man fliegt und plötzlich denkt: Was ist, wenn ich nicht mehr fliegen könnte? Und dann kommt wieder ein bisschen Angst hoch", sagt Michael Schredl. Denn selbst im Traum gibt es dann keine Erklärung, warum man tatsächlich fliegen kann. Viele erleben die Flugträume allerdings als sehr angenehm. Dahinter steckt der Wunsch, tolle, positive Gefühle zu erleben, etwas, wofür wir uns im Alltag oft zu wenig Zeit nehmen.

Hören Sie hier Prof. Dr. Birgit Högl, Schlafforscherin in unserer Talk-Sendung "Blaue Couch":

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/prof-dr-birgit-hoegl-schlafforscherin-ueber-den-natuerlichen-rhytmus-des-lebens/bayern-1/12801495/


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