Bayern 1


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Welche Matratze ist die beste? Welche Matratzenarten sind umweltfreundlich?

Hautfreundlich, weich und möglichst natürlich sollen Matratzen und Bettwäsche sein. Aber sind die natürlichsten Textilien auch die nachhaltigsten?

Von: Kathrin Kolb

Stand: 06.12.2023

Mann schläft auf Matratze | Bild: mauritius images / Dmytro Sidelnikov / Alamy / Alamy Stock Photos; Bearbeitung: BR

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/welche-matratze-ist-die-beste/bayern-1/12964283/

Latex, Federkern oder Schaumstoff - welche Matratze ist am umweltfreundlichsten?

Tatsächlich ist es sinnvoll, sich die Gesamtbilanz der Produkte anzusehen - von der Herstellung bis zum Recycling. Stiftung Warentest hat im September 2023 die Ökobilanz der verschiedenen Matratzentypen bewertet. Das Ergebnis:

Schaumstoffmatratzen haben einen besseren ökologischen Fußabdruck als Latex-Matratzen, obwohl Latex ein natürlicher Rohstoff ist. Latex bezeichnet den Milchsaft des Kautschukbaumes. Aber für eine Latexmatratze benötige man mehr Material, so Stiftung Warentest. Außerdem wüchsen Kautschukbäume oft in großen Monokulturen.

Noch größer ist der Abstand zu Federkernmatratzen. Diese sind im Test abgeschlagen auf dem dritten Platz gelandet. Denn im Vergleich dazu punktet die Schaumstoffmatratze schon bei der Produktion:

"Sie schäumen ja eigentlich nur den Schaum auf, dafür wird natürlich Rohöl eingesetzt. Aber unterm Strich hinterlässt das wesentlich weniger Umweltschäden als die Produktion dieser Stahlfedern. Da ist ja sehr viel Energie eingesetzt. (…) Hinzu kommt oft, dass diese Stahlfedern dann in einzelnen, kleinen Taschen vernäht und verklebt sind, das ist relativ aufwendig und erschwert das Recycling obendrein."

Stephan Scherfenberg, Stiftung Warentest

Welcher Matratzenbezug hat die beste Ökobilanz?

Auch beim Matratzenbezug gewinnt laut Stiftung Warentest eine Kunstfaser den Nachhaltigkeits-Vergleich: Bezüge aus Polyester sind laut Stephan Scherfenberg aus Rohöl leicht herzustellen, während bei der Herstellung eines Baumwollbezugs sehr viel Wasser, Pestizide und Insektizide eingesetzt werden müssen. Das Fazit der Tester: Kunstfasern lassen sich deutlich umweltschonender produzieren als Baumwolle. Zu den Nachteilen der Kunstfaser gehört aber auch das Mikroplastik-Problem: Bei jedem Waschgang verliert der Bezug kleinste Plastikteilchen. Außerdem werden bei Produkttests im Labor regelmäßig schädliche Rückstände aus der Polyester-Produktion nachgewiesen.

Wer nicht auf das Baumwoll-Gefühl verzichten möchte, der kann darauf achten, Produkte aus Biobaumwolle zu kaufen. Auch die Baumwollpflanze aus Ökobetrieben benötigt viel Wasser, allerdings werden beim Anbau keine Pestizide und gentechnisch veränderte Sorten eingesetzt.

Wie zuverlässig sind Tierwohlsiegel bei Daunendecken?

Ein Klassiker unter den Bettdecken ist die Daunendecke. Sie ist mit den Unterfedern von Enten oder Gänsen gefüllt. Die Tiere lebend zu rupfen ist in der EU verboten. Doch die Hersteller haben ihre Schlupflöcher: "Beim sogenannten 'Raufen' sollen eigentlich schon gelöste Federn und Daunen ausgekämmt, ausgestrichen werden, wenn die Tiere in der Mauser sind, wo sich das Federkleid ohnehin erneuert", erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. "Es ist allerdings so, dass natürlich nie alle Tiere so eines Bestands gleichzeitig in der Mauser sind und auch immer noch Federn oder Daunen festsitzen, die dann doch gerupft werden."

Kontrollen sind schwierig und der Großteil der Federn kommt sowieso aus China. Dort ist Lebendrupf erlaubt. Und Importverbote gibt es keine.

Daunensiegel gibt es in verschiedenen Abstufungen. Das stärkste Siegel aus Tierschutzsicht ist der Global TDS Standard (Global Traceable Down Standard): Er verbietet das Raufen, es werden keine Daunen aus Stopfmast verwendet und mit das Wichtigste: Die Kontrollen sind unangekündigt! Aber auch das strengste Siegel sagt leider wenig darüber aus, wie gut oder wie schlecht die Enten und Gänse gehalten wurden, bedauert der Deutsche Tierschutzbund.

Wie Sie Daunenkissen oder -jacken richtig pflegen, lesen Sie hier: So bleiben Daunen, Kissen und wattierte Jacken fluffig

Der Bettdeckenmarkt wächst und inzwischen gibt es viele pflanzliche Füllungen, zum Beispiel Hanffasern.

Wie gut ist Hanf für Bettdecken?

Textilien aus Hanf gelten als hautfreundlich und langlebig. Auch das Waschen bei 60 Grad halten diese Produkte im Normalfall ohne Probleme aus. Viele Vorteile - aber die Gewinnung der Fasern ist nicht ganz einfach, erklärt Michael Rauch. Er ist Professor an der Universität in Hof in Oberfranken und leitet dort den Studiengang Nachhaltige Textilien: "Wie bei allen Stängelfasern sind natürlich auch hier umfangreiche Schritte notwendig, um aus dem Stängel die Fasern zu gewinnen", so Rauch. "Das ist ebenfalls sehr energie- und wasseraufwendig."

Der Vorteil von Hanf ist seine Robustheit und dass er bei uns in Mitteleuropa wächst - so schlägt er auch die Konkurrenz aus den Tropen, den Kapokbaum.

Wie gut ist Kapok?

Kapok sind die sogenannten "Pflanzendaunen" aus den Samenkapseln des Kapokbaumes. Weil die Hohlfasern so viel Luft einschließen, wurden mit ihnen schon im 19. Jahrhundert Rettungswesten befüllt. Inzwischen wird sie auch im Bettwarenbereich immer öfter angeboten. Allerdings, so Professor Rauch, verliert die Kapokfaser bei 60 Grad-Waschgängen ihre natürliche Wachsschicht und beginnt zu klumpen.

Wie ökologisch ist Lyocell?

Lyocell ist eine Weiterentwicklung der Viskosefaser. Die Herstellung ist ähnlich: Aus Holz oder Bambus wird Zellulose gewonnen und dann werden daraus künstlich Fasern erzeugt. Inzwischen gibt es viele Kleidungsstücke aus der Faser, aber auch Bettwäsche. Die Herstellung von Lyocell gilt als nachhaltig, weil die eingesetzten Chemikalien in einem Kreislaufprozess zum Großteil wiederverwendet werden und Holz, anders als Baumwolle, nicht bewässert werden muss. Professor Michael Rauch von der Universität Hof schätzt die Vorteile von Lyocell: "Diese Zellulosefaser (…)  nimmt sehr hohe Feuchtigkeit auf, hat eine gewisse Kühlwirkung und ist bei der Produktion auch nachhaltig. Also ich denke, die hat schon große Vorteile gegenüber der Baumwolle."

So schlafen wir am nachhaltigsten

Doch es zeigt sich: Jede Textilfaser verbraucht bei ihrer Herstellung viele Ressourcen und Energie. Wer mit gutem, ökologischem Gewissen träumen will, der sollte Matratzen, Bettdecken und Bettwäsche pflegsam behandeln und möglichst lange nutzen.

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