7. Oktober 1937 Rätselhafter Tod von Ufa-Star Renate Müller
Hitler war hingerissen von der Schauspielerin Renate Müller, die so schön das blonde Mädel gab. Er lud sie ein - der Anfang vom Ende ihrer Karriere. Im September 1937 stürzt Renate Müller aus dem Fenster, sie stirbt am 7. Oktober.
07. Oktober
Dienstag, 07. Oktober 2014
Autor(in): Xaver Frühbeis
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Julia Zöller
Blond, blauäugig und immer gut aufgelegt: das war Renate Müller. Wenigstens im Film. Müller war ein echtes Münchner Kindl, geboren in Schwabing, in Berlin Schauspiel und Gesang gelernt, ein hochberühmter Star in der guten alten
Ufa-Zeit der 30er Jahre, die aber so gut nicht gewesen ist. Ihre Rolle auf der Leinwand war der Gegenpart zum Luder à la Marlene Dietrich. Müller gab das "anständige deutsche Mädel": arisch, blond und natürlich.
Absage an Hitler
Und genau das macht Eindruck auf Deutschlands neue Machthaber. Renate Müller wird eingeladen: zu privaten Gesellschaften in die Reichskanzlei, von Goebbels am Tisch direkt neben Hitler platziert, ein deutlicher Hinweis. Zweimal geht sie hin, beim dritten Mal sagt sie ab. Das war eine mutige Aktion: Der Führer ruft, und Müller verweigert sich. Und: man nimmt es ihr übel. Von nun an lässt Goebbels sie überwachen. Ein Berufsverbot erteilen kann er ihr nicht, dazu ist sie zu berühmt. Aber schikanieren lassen kann er sie. Neulich, während der Trauerfeierlichkeiten zum Begräbnis des Generalfeldmarschalls Hindenburg, hat sie da nicht in ihrem Haus bei offenem Fenster lustige Klaviermusik gespielt?
Das fasse man als bewusste Provokation auf. Bitte äußern Sie sich dazu, umgehend und schriftlich. So geht das in einem fort.
Und auch Dr. Goebbels äußert sich schriftlich. Er verweigert Renate Müller einen Reisepass nach Paris. Denn dort, das weiß Goebbels, wartet auf sie Müllers langjähriger Freund, ein junger Mann namens Georg Deutsch, Sohn eines Bankiers und - Jude. Der Mann ist aus Deutschland emigriert, Müller filmt dort noch, allerdings unter erschwerten Umständen. Sie leidet unter der Situation, mittlerweile trinkt sie und nimmt starke Schlaf- und Aufputschmittel. Goebbels konfrontiert sie mit Fotos: Sie habe sich doch heimlich mit ihrem Freund in Paris getroffen. Wenn das noch mal vorkommt, werde er ihren Vater ins KZ schaffen lassen. Müller wird abgehört und von der Gestapo vernommen, die Post kontrolliert, die Bankkonten überwacht.
Sturz aus dem Fenster
Das Ende sieht dann so aus, dass im September 1937 Renate Müller, betrunken und unter Drogen, aus dem Fenster im ersten Stock ihres Hauses in Berlin hinabfällt aufs Pflaster der Straße. Absichtlich oder aus Versehen - man weiß es nicht. Viel passiert ihr nicht dabei, einige Zeit später jedoch, im Krankenhaus, bekommt sie plötzlich einen schweren epileptischen Anfall. Sechs Stunden dauern die Krämpfe, dann ist Renate Müller tot. Das war am 7. Oktober 1937. Unmittelbar danach wird ihr Haus von der Gestapo in Besitz genommen, sämtliche Briefe werden vernichtet, der Nachlass zwangsversteigert. Der Erlös geht an den Staat, die Schulden, die Müller noch hat, die müssen ihre Eltern bezahlen.