17. Juli 1956 "High Society" wird uraufgeführt
"Die oberen Zehntausend“ - ein perfekt inszeniertes Musical mit der Musik von Cole Porter und Grace Kellys letzter Film. Autorin: Brigitte Kohn
17. Juli
Montag, 17. Juli 2017
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Fürst Rainier III. von Monaco und Fürstin Gracia Patricia fanden ihre eigene Hochzeit im Jahre 1956 so scheußlich, dass sie sich danach nicht einmal die Fotos anschauen wollten. Wie schockgefroren wirken die Gesichter der Brautleute während der Zeremonie. Es war das erste Mal bei einer Traumhochzeit, dass die Fernsehkameras so dicht beim Altar standen und jedes Wimpernzucken live mitbekamen. Eigentlich ist diese Perspektive traditionell dem Priester vorbehalten.
Rolle Fürstengattin
Aber für einen hochverschuldeten Zwergstaat im Medienzeitalter ist eben die Öffentlichkeit der Gott, der Opfer fordert. Und mit der Leinwandikone Grace Kelly hatte man dort in Sachen Publicity einen Volltreffer gelandet. Ihre strahlende, aber würdevoll wirkende Schönheit galt schon in Hollywood als das perfekte Kontrastprogramm zu Marilyn Monroe, die übrigens auch mal als mögliche Fürstengattin im Gespräch war; nur hatte Rainier den Vorschlag entsetzt abgelehnt.
Was Grace Kelly dazu bewogen hat, Fürstin eines Staatswesens von gerade mal zwei Quadratkilometern werden zu wollen, ist schon schwerer zu verstehen. Einige Kelly-Biographen vermuten, dass das distanzierte Verhältnis zum Vater schon in der kleinen Grace eine besondere Sehnsucht nach Anerkennung geschürt haben dürfte. Als Fürstin wähnte sie sich vielleicht auf der sicheren Seite, sicherer als in der Scheinwelt Hollywoods.
High Society
Probleme mit dem Vater hat jedenfalls auch Daisy Cord, die Hauptperson in "High Society", deutscher Titel: "Die oberen Zehntausend", gedreht nach der Verlobung und uraufgeführt am 17.Juli 1956. Es ist Grace Kellys letzte große Rolle. Daisy fühlt sich vom Vater im Stich gelassen und überspielt ihre Verletztheit mit provokantem Witz und einer Überdosis Hochmut.
Sie hat vor, einen erfolgreichen, aber langweiligen Geschäftsmann zu heiraten, doch die Ehe kommt nicht zustande. Ihr erster Ehemann funkt dazwischen, der pfiffige Schlagerkomponist Dexter, der Daisy immer noch liebt und dafür sorgt, dass sie zu ihm zurückfindet.
Im Film heilen alle Brüche, untermalt durch die legendären Gesangseinlagen von Bing Crobsby, Frank Sinatra und Louis Armstrong. Zum ersten und zum letzten Mal darf auch Grace Kelly singen: „"True love", im Duett mit Bing Crosby, der ihren ersten Ehemann und ihre wahre Liebe verkörpert. Das Lied wurde ein Hit und mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Ist auch wirklich hübsch, wie Grace Kelly in den Armen von Bing Crosby sanfte, schmachtende Töne in den Nachthimmel schickt – das Eis schmilzt, liebevolle Zartheit beherrscht die Szene.
Im wirklichen Leben musste Grace Kelly dem letzten ihrer vielen Liebhaber den Laufpass geben, ehe sie sich mit Rainier verlobte – aber den bekam sie nie zurück. Nach der Heirat war auch mit dem Filmen Schluss. Der Fürst verbot es ihr, weil die Monegassen sich eine filmende Landesmutter nicht vorstellen konnten. Das hinterließ einen Bruch in Grace Kellys Künstlerseele, der bis zu ihrem Unfalltod im Jahre 1982 nie ganz verheilte.