Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. September 1520 Suleiman der Prächtige wird Sultan von Konstantinopel

Am 21. September 1520 wurde ein 25jähriger schmächtiger Jüngling Sultan von Konstantinopel. Und nicht nur der Papst hoffte, dass mit ihm der Frieden kommt. Doch bald schon versetzte Suleiman der Prächtige mit seinem schlagkräftigen Heer die Welt in Angst und Schrecken.

Stand: 21.09.2011 | Archiv

21.09.1520: Suleiman der Prächtige wird Sultan von Konstantinopel

21 September

Mittwoch, 21. September 2011

Autor(in): Elke Endraß

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Das hätte sich der Heilige Vater in Rom nicht träumen lassen - dass sich ausgerechnet Sultan Suleiman, dieses Lämmchen vom Bosporus, einmal in einen beißenden Werwolf verwandeln würde. Papst Leo X. hatte sich voll auf den Gesandten Venedigs verlassen, der einen Geheimbericht nach Rom geschickt hatte, in dem er den neuen Sultan mit den Worten beschrieb:

Er ist nicht älter als fünfundzwanzig Jahre, groß und sehnig, er hat einen langen Hals und ein mageres, sehr bleiches Gesicht. Er hat nur den Anflug eines Schnurrbartes und bemerkenswert angenehme Umgangsformen. Man sagt von ihm, dass er ein weiser Herrscher ist, sehr den Wissenschaften ergeben, und Menschen aller Art erhoffen sich von seiner Regierungszeit viel Gutes.

Ein schmächtiges Jüngelchen also, dieser Sultan. Offenbar ganz anders als sein soeben verstorbener Vater. Dessen kriegerische Angriffe hatten die Christen mit Müh und Not gerade noch abwehren können. Nun würde es endlich Frieden geben. Davon war der Papst überzeugt. Und während in Rom Dankgebete erschallten, dass Gott der Herr die Christen von den Heiden befreit hatte, fand im fernen Konstantinopel am 21. September 1520 die Inthronisation des neuen Sultans statt. Piri Pascha, der Großvesir, hatte ihn für seinen ersten großen Auftritt in Goldbrokat und Damast gehüllt und mit Juwelen geschmückt. Dem Thronfolger war dieser ganze Firlefanz zuwider, aber Adel verpflichtet nun mal. Das machte ihm Piri Pascha unmissverständlich klar. Ein Herrscher muss schon rein äußerlich als Herrscher zu erkennen sein.

Zu Suleimans unangenehmen Sohnespflichten gehörte es, dass er zu Beginn der Zeremonie den Leichnam seines Vaters verbrennen musste. Nach Sonnenuntergang betrat er schließlich die Hagia Sophia. Dort hatten sich bereits unzählige seiner Untertanen versammelt, um ihm zu huldigen. Suleiman setzte sich auf einen jener abgewetzten Teppiche, die wir hierzulande gern als "echt" bezeichnen und mächtig stolz wären, so etwas unser eigen nennen zu können. Der Geistliche bezeichnete Suleiman nun erstmals öffentlich als Sultan, flehte den Segen Allahs auf ihn herab und überreichte ihm als Zeichen seiner neuen Würde Krummsäbel und Koran. Der Sultan war nämlich zugleich das Oberhaupt der Religion. Suleiman fackelte daher auch nicht lange. Sein Ziel war es, die Welt von der christlichen Pest zu befreien.

Schon bald nach seiner Thronbesteigung schritt er zur Tat. Suleiman der Prächtige befahl, und seine Janitscharen, die schlagkräftigste Armee jener Zeit, setzten sich in Bewegung. Europa versank in Angst und Schrecken. Der Papst musste erkennen, dass er sich in Suleiman offenbar geirrt hatte. Unter dessen Ägide erreichte das Osmanische Reich seine größte Ausdehnung und Blüte. Seine zahlreichen Heerzüge führte Suleiman oft persönlich an - bis zu seinem seligen Ende, das ihn während der Belagerung von Szigetvár in Südungarn ereilte. Wieder einmal waren die osmanischen Truppen in Richtung Wien aufgebrochen, um die österreichische Hauptstadt zu erobern. Suleiman starb kurz vor Erreichen des Ziels eines natürlichen Todes.

Allah allein weiß, ob es ein Schlaganfall oder irgendetwas anderes war. Jedenfalls befahl der Prächtige auf dem Sterbebett seinen Generälen noch den geordneten Rückzug, um eine geregelte Thronnachfolge zu gewährleisten. Am Ende seines Lebens konnte der berühmteste Sultan aller Zeiten auf eine 46-jährige Regierungszeit zurückblicken, in der er sich nicht nur als Feldherr, sondern auch als weiser Gesetzgeber und Staatsmann einen Namen gemacht hatte. 


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