10. März 1949 Engelbert Brenter erhält Musterschutz auf Skibob
Statt im Stehen, einfach im Sitzen die verschneiten Hänge runter kurven - das ist die Lösung für die Beatles. Die Fab Four sollen in Österreich einen Film drehen. Skisporttechnisch sind sie eher schlecht aufgestellt. Aber vor Ort wohnt Engelbert Brenter, Erfinder des Skibobs. Autorin: Katharina Hübel
10. März
Montag, 10. März 2025
Autor(in): Katharina Hübel
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Susi Weichselbaumer
1965. Zwei Jahre nach dem großen Durchbruch der Beatles. Die ganze Welt steht Kopf, Frauen geraten in Ektase, küssen den Boden, auf dem die vier Musiker gehen, kreischende Menschenmassen können nur mit Hilfe der Polizei gebändigt werden. Beatle-Mania – egal, wo die Briten hinkommen! Egal, wo? Nein. In einem kleinen Dörfchen in Österreich hatte man 1965 wohl noch nie etwas von den Pilzköpfen gehört. Und genau deswegen waren John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr dort hingereist. Ins Salzburger Land, auf rund 1.700 Meter Höhe, nach Obertauern. Um in Ruhe Szenen für einen Film zu drehen.
Die schau an ...
Männer mit langen Haaren? Gab es in Obertauern bis dato nicht. Schon gar nicht Briten, die in exzentrischen schwarzen Jacken und Zylindern munter auf der Pistenraupe sitzend, die weißen Hänge hinauftuckerten und bei Sonnenuntergang auf einem Flügel im Schnee spielten. "Help" dachten sich nicht nur die Beatles, sondern auch die einheimischen Skilehrer, als die Liverpooler den Abhang auf Ski runterwedeln sollten. Dabei machten sie nämlich eine richtig miese Figur. Für die schwierigen Abfahrten wurden sie gedoubelt. Aber ein paar Nahaufnahmen wollte der Regisseur schon für seinen Film.
Statt im Stehen wedeln ...
So kam es, dass die Beatles auf Sitzski fuhren, mit denen einfach jeder den Hang runterkommen soll. Ein bisschen wie ein Fahrrad mit Kufen. Und an die Füße bekommt man auch noch ganz kurze Ski geschnallt. Eine Erfindung von Engelbert Brenter aus Hallein, in der Nähe von Obertauern. Brenter war eigentlich Wagnermeister.
Er stellte irgendwann auch Rodeln her – und dann, eine sportliche Revolution: die allerersten Ski mit Stahlkanten. Am 10. März 1949 meldet er den Sitzski, damals noch aus Holz mit geflochtenen Bändern, zum Musterschutz und später als Patent an. Er hatte ihn für einen Freund erfunden, der wegen einer körperlichen Einschränkung nicht mehr Ski fahren konnte. Es hatte zwar schon ähnliche Erfindungen zuvor gegeben – aber eben ohne ein ausgeklügeltes Kufensystem, das Schwingen und Gleiten wie beim Skifahren möglich machte. Dadurch wurde der Sitzski wintersporttauglich – und schon bald zu einer eigenen Sport-Disziplin.
Engelbert Brenters achtjähriger Sohn Erich war der Testpilot des ersten Sitzski. Er wurde später Spitzensportler, gewann etliche Sitzski-Rennen und brach Rekorde: Mit 166 Stundenkilometern raste er beispielsweise 1964 mit einem hölzernen Sitzski ins Guinnessbuch der Rekorde. Ein Jahr später am Hang von Obertauern waren die Beatles etwas langsamer unterwegs mit dem Brenter-Snowbike, auch Skibob genannt. Aber sie hatten viel Spaß – und eroberten dann doch die Herzen der Einheimischen. Gleich drei Beatles-Denkmäler erinnern heute daran und alle zehn Jahre schmeißt Obertauern ein großes Fest. Die Beatles auf den Sitzski und das spontane Gratiskonzert in der Hotelbar mit geplatzten Schlagzeugfellen und gerissenen Gitarrensaiten hat sich genauso ins kollektive Gedächtnis gebrannt wie das Techtelmechtel mit Miss Österreich. So erzählt man es sich.