Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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23. Mai 1928 Max Valiers Raketenmobil "RAK2" in Berlin präsentiert

Manchmal hat man eine zündende Idee und ein anderer überholt einen damit. So geht es Konstrukteur Max Valier mit seinem Raketenmobil, für das Konzernchef Fritz von Opel die Lorbeeren einheimst. Autor: Armin Strohmeyer

Stand: 23.05.2016 | Archiv

23.05.1928: Max Valiers Raketenmobil "RAK2" in Berlin präsentiert

23 Mai

Montag, 23. Mai 2016

Autor(in): Armin Strohmeyr

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Es ist ein denkwürdiger Tag auf der AVUS, der Berliner Autorennstrecke im Grunewald: Am 23. Mai 1928 versammeln sich zweitausend Gäste auf der Schautribüne. Der Rennfahrer und Unternehmer Fritz von Opel will das Automobil "RAK 2"vorstellen. Es ist mit vierundzwanzig Raketen bestückt, gefüllt mit Sprengstoff, und nutzt das Prinzip des Rückstoßes. Kaum einer begreift damals, welch Zukunftspotenzial darin steckt.

Unter ohrenbetäubendem Lärm fegt Fritz von Opel über die AVUS und erreicht die kaum vorstellbare Geschwindigkeit von 238 Stundenkilometern. Das Publikum ist begeistert. Die Presseleute fotografieren den sportlich-elegant gekleideten Fritz von Opel in weißer Hose und Lederjacke.

Unter den Gratulanten ist auch einer, dem nicht leicht ums Herz ist: Max Valier [sprich: Falír], der dreiunddreißigjährige Kompagnon seines Geldgebers Opel. Der aus Südtirol stammende Tüftler ist der geniale Kopf des Projekts, er hatte die Idee für den Raketenantrieb und zeichnete die Pläne. Doch nun steht Fritz von Opel vor der Welt als der geistige Vater des Raketenautos da!

Valier ist verstimmt

Nun geht Max Valier seinen eigenen Weg. Schließlich verfolgte er stets große Visionen. Bereits als Jugendlicher hantiert er in Bozen mit einem Modellflugzeug, das er mit Feuerwerkskörpern bestückt - bis erboste Nachbarn die Polizei rufen. 1924 veröffentlicht er das Buch "Der Vorstoß in den Weltraum." Im harten Winter 1929 stellt er auf dem zugefrorenen Starnberger See mit einem raketenbetriebenen Schlitten einen Geschwindigkeitsrekord von über 400 Stundenkilometern auf.

Valier will die Leistung erhöhen und setzt bald auf Flüssiggas als Treibstoff. Ein auf dem Flugplatz Berlin-Tempelhof durchgeführtes Experiment verläuft ebenfalls erfolgreich. Valier dreht seine Runden manisch, trotz strömenden Regens und einbrechender Dunkelheit.

Der Öl-Konzern Shell wird auf Valier aufmerksam. Es winkt ein enormer Umsatz, sollte sich dessen Antriebstechnik in der Luftfahrt durchsetzen. Dass Valier freilich eher ein Einsatz im Weltraum vorschwebt, erscheint den Konzernchefs allenfalls als Hirngespinst eines etwas sonderlichen Erfinders.

Shell sagt zwar finanzielle Unterstützung zu, macht aber zur Bedingung, dass Erdöl-Produkte als Treibstoff verwendet werden. Valier experimentiert nun mit einem gefährlichen Gemisch aus Paraffin und flüssigem Sauerstoff. 1930 kommt er bei einer Explosion ums Leben.

Mit Raketengeschwindigkeit in die Geschichtsbücher?

Max Valier geriet bald in Vergessenheit. Seine Vision von der Eroberung des Weltraums jedoch hielt im Kalten Krieg die Welt in Atem: In einem beispiellosen Wettrennen versuchten die USA und die Sowjetunion als jeweils Erste ihre Raketen und Weltraumflugzeuge zum Mond und zu anderen Himmelskörpern zu schicken.

Fritz von Opel hingegen blieb trotz aller technischer Begeisterung "am Boden" und konzentrierte sein Unternehmen auf den Bau benzinbetriebener Automobile. Die Erinnerung an das Engagement in der Raketentechnik jedoch überdauerte: Ein Nachbau des "RAK 2" war vor einigen Jahren das Glanzstück in einer Ausstellung zur Konzerngeschichte. Heute ist das Raketenauto im Technikmuseum in Speyer zu bewundern.


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