Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. März 1994 Church of England bekommt Priesterinnen

Lange wollen die Männer in der Church of England nichts dazu hören: Frauen im Priesteramt? Gleichberechtigt? Nicht nur als Helferinnen bei weniger bedeutenden liturgischen Handlungen – sondern richtig im Job? Angela Berners-Wilson kämpft dafür, ihrer Berufung folgen zu dürfen. Autorin: Lavina Stauber

Stand: 12.03.2025

12.03.1994: Church of England bekommt Priesterinnen

12 März

Mittwoch, 12. März 2025

Autor(in): Lavina Stauber

Sprecher(in): Irina Wanka

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Mehrstimmiger Gesang hallt durch die Kathedrale von Bristol, begleitet von den stimmungsvollen Tönen der historischen Orgel. Schoß an Schoß quetschen sich Hunderte Menschen auf die hölzernen Bänke, ihre Blicke gespannt in Richtung des gotischen Schiffs gerichtet.

In weißem Gewand tritt Angela Berners-Wilson auf den Bischof zu. Mehrere Kameras fangen ein, wie sie vor ihm niederkniet. Sie spürt die Tragweite dieses Augenblicks und weiß, dass in diesem Moment viele Frauen ihre Hoffnung auf sie setzen. Ihre Knie berühren den kalten Steinboden, als der Bischof seine Hand auf ihr Haupt legt. Diese Geste, das zentrale Segenszeichen in allen Ordinationsliturgien, markiert an diesem 12. März im Jahr 1994 einen historischen Moment: Die erste Priesterin der Church of England ist geweiht.

Frauen als Priesterinnen?!?!

Dieser Meilenstein ist das Ergebnis eines langen und frustrierenden Weges. Wie viele der Kirchengemeinschaft spürt Angela Berners-Wilson schon als junge Frau eine starke Berufung zum Priestertum. Doch die Vorstellung, dass Frauen dieses Amt übernehmen könnten – undenkbar!

Also wird sie zunächst Diakonin, eine Rolle, die Frauen in der Church of England seit Ende der 1980er-Jahre offensteht. Diakoninnen dürfen Taufen, Eheschließungen und Bestattungen vollziehen, jedoch keine weiteren Sakramente spenden. Für Berners-Wilson ist das nicht genug. Sie will mehr – und sie ist bereit, dafür zu kämpfen.
Sie schließt sich der Bewegung Movement for the Ordination of Women (MOW) an, der Bewegung für die Ordination von Frauen.
Gemeinsam mit anderen, Frauen und Männern, organisiert sie Demonstrationen, hält Mahnwachen und fordert lautstark die Gleichberechtigung im Priesteramt ein.

Umkämpfte Entscheidung

Und so kommt es 1992 endlich zu einer Abstimmung. Angela Berners-Wilson fühlt die Anspannung, die in der Luft liegt, während sie die Debatte im überfüllten Londoner Regierungssitz mitverfolgt. Als die Entscheidung fällt – mit nur zwei Stimmen Mehrheit – ist es eine Erlösung. Denn ab jetzt ist es offiziell: Auch Frauen dürfen in der Church of England Priesterinnen werden.

Doch es ist auch ein Moment, der die Kirche spaltet. Viele Mitglieder treten aus, andere protestieren lautstark oder konvertieren zum Katholizismus. Auch einer der höchsten Kirchenvertreter zu dieser Zeit wird aufgrund der Entscheidung lieber katholischer Pfarrer.

Noch zwei weitere Jahre wird es dauern, bis Angela Berners-Wilson die Weihe in der vollen Kathedrale von Bristol auch wirklich erhält. Zusammen mit 31 weiteren Frauen empfängt sie an diesem Tag die Priesterinnenweihe. Die erste Frau, die vortritt, ist sie.

Sie weiß auch, dass dies nur der Anfang ist. Zwei Jahrzehnte werden die Frauen weiterkämpfen, für ihr Recht Bischöfinnen werden zu können.


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